Jahn Regensburg hat in diesem Sommer bereits vier Spieler ausgeliehen. Eine neue Strategie? "Summen, die für gestandene Zweitliga-Spieler inzwischen auf dem Markt gehandelt werden, sind für uns nicht stemmbar", sagt Sportchef Christian Keller.

Sebastian Stolze hat den Anfang gemacht, ihm gefolgt sind Benedikt Gimber, Asger Sörensen und zuletzt Joshua Mees. Vier Leihspieler für den SSV Jahn Regensburg. Jeweils für ein Jahr schließen sich die jungen Fußballer dem Zweitliga-Aufsteiger an. Der Jahn setzt dabei auf die Qualität der in den Nachwuchsleistungszentren gut ausgebildeten Kicker, die Spieler erhoffen sich in Regensburg Spielpraxis auf hohem Niveau.

Vier Spieler ausgeliehen, mit Haris Hyseni und Ali Odabas zwei eigene Spieler verliehen. Sind Leihgeschäfte das neue Modell beim Jahn? Es gibt kaum Alternativen dazu. Denn der Fußballmarkt wird immer hitziger. Die Top-Spieler werden für dreistellige Millionenbeträge transferiert, TV-Verträge pumpen so viel Geld in den Sport wie nie zuvor. Eine Entwicklung, die auch in der 2. Liga bereits zu spüren ist. "Auf dem Markt werden inzwischen für gestandene Spieler Summen gehandelt, die für uns nicht stemmbar sind", sagt Jahn-Geschäftsführer Christian Keller. Weil der Jahn trotzdem Spieler braucht, die die sportliche Qualität anheben, sind Leihen eine gute Option.

Paradebeispiel Erik Thommy

In der vergangenen Saison gab es beim Jahn zwei Leihspieler. Einer davon, Erik Thommy, hat die Erwartungen vollends erfüllt. Er wurde Leistungsträger und einer der Hauptfaktoren für den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nun ist er zurück in Augsburg und kämpft dort in der Vorbereitung um einen Platz im Kader des Bundesligisten. Ein Geschäft, das auch von außen wahrgenommen wurde. "Man schaut sich schon an, wie Leihgeschäfte bei Vereinen bislang abgelaufen sind. Dass es beim Jahn bereits positive Beispiele gibt, war sicher auch ein Grund für mich, hierher zu kommen", sagt Joshua Mees, Leihgabe von 1899 Hoffenheim.

Der Jahn hat sich einen Ruf erarbeitet. Bei einem der vier Leihspieler sei der Verein sogar auf den Jahn zugekommen und hat das Geschäft angestrebt, erzählt Keller. "Ob wir durch die erfolgreiche Leihe von Erik Thommy attraktiver geworden sind, darüber kann ich nur mutmaßen. Aber geschadet hat es uns sicherlich nicht."

Beim zweiten Leihspieler des Jahn lief es in der vergangenen Saison nicht rund. Patrik Dzalto hat sich früh in der Saison schwer verletzt und fiel bis zum Sommer aus. Sein Stammverein Bayer 04 Leverkusen wollte ihn nicht mehr zurück und hat den Vertrag aufgelöst. Der Jahn dagegen hat Dzalto nicht fallen lassen, hat ihm einen neuen Vertrag gegeben mit der Perspektive, dass er sich über das Training und Einsätze in der 2. Mannschaft für Höheres empfehlen kann. "Wir werden einen Spieler, der auch seinen Teil zu unserem Erfolg beigetragen hat, sicherlich nicht einfach fallen lassen", spürt Keller auch für die Leihspieler eine Verantwortung.

Keller: "Riesenchance, sich zu präsentieren"

Was der Jahn einem talentierten Spieler bieten kann? "Die Plattform 2. Bundesliga, ein gutes Trainerteam und einen intakten Club mit einer intakten Mannschaft. Das gebündelt ist eine Riesenchance, sich zu präsentieren", sagt Keller. Auf der anderen Seite erwartet er von den Leihspielern, dass sie sich in dem Jahr komplett auf die Aufgabe beim Jahn einlassen und sich voll mit dem Club identifizieren. Joshua Mees sagt: "Ich identifiziere mich jetzt voll mit dem Jahn und bin sehr zuversichtlich, dass das etwas sehr Positives wird, von dem alle Seiten profitieren können." Warum er sich für den Jahn entschieden hat? "Das ist ein super Verein für junge Spieler, die hier ihre Chance erhalten", erklärt er.

Bei Leihgeschäften gibt es verschiedene Varianten, wie Keller erklärt. Das Arbeitsrecht kennt eine Leihe in diesem Sinn gar nicht. Heißt: Der Arbeitsvertrag beim abgebenden Verein ruht in dieser Zeit und beim leihenden Verein wird ein neuer Arbeitsvertrag für diesen Zeitraum abgeschlossen. Nun kann der Jahn aber auch die Gehälter, die die Spieler etwa in Hoffenheim, Wolfsburg oder Salzburg verdienen, nicht bezahlen. "Im Regelfall ist es dann so, dass die Differenz zumindest zu weiten Teilen vom abgebenden Verein als Abfindungszahlung mitgegeben wird. Dann hat der Spieler wieder einen monetären Ausgleich", erläutert Keller.

Viele Möglichkeiten gibt es auch beim Thema Leihgebür. Manchmal ist gar keine fällig, manchmal eine fixe und oft eine variable. Das heißt, dass sich die Summe zum Beispiel je nach Anzahl der Spiele, die der Spieler absolviert, senkt. "Aber da gibt es sehr viele Varianten, da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt", sagt Keller.

Keller: "Fußball ist ein Spiel auf Zeit"

Der Jahn-Sportchef ist glücklich mit den realisierten Leihgeschäften. Auch im Wissen, dass Spieler, die sich wie erhofft entwickeln, wohl in einem Jahr den Verein wieder verlassen werden. "Ich hoffe, dass jeder einschlägt. Das impliziert, dass es in einem Jahr wieder richtig weh tun kann. Aber dann hatte der Jahn ein Jahr was vom Spieler und er hat uns hoffentlich beim Ziel Klassenerhalt geholfen. Wenn das der Fall ist, müssen wir gegebenenfalls akzeptieren, dass wir den Spielern in einem Jahr hinterweinen, weil sie wieder zu ihren Vereinen zurückkehren", sagt Keller.

Das sei eben das Los des Jahn, erklärt der Geschäftsführer Profifußball: "Wenn du wirtschaftlich noch nicht auf dem Niveau mitspielen kannst, auf dem du aber fußballerisch spielen willst, dann musst du eben solche Kompromisse in Kauf nehmen." Als Problem in der Kaderplanung sieht er das allerdings nicht: "Fußball ist ein Spiel auf Zeit. Damit geht einher, dass es von Jahr zu Jahr Veränderungen im Kader gibt."

Ein weiteres Leihgeschäft könnte sich schon bald auch auf der Position des dritten Torhüters ergeben. Man sei sich sportlich mit einem Kandidaten einig, erklärt Keller. Jener stehe aber aktuell bei einem anderen Verein unter Vertrag. Geholt werden soll ein Spieler, der "einer von drei Torhütern ist", wie Keller betont und der den Konkurrenzkampf mit Philipp Pentke und Bastian Lerch noch einmal beleben soll. Gehandelt wurde zuletzt André Weis vom 1. FC Kaiserslautern. Auf den Namen angesprochen setzt Keller ein Grinsen auf und sagt: "Das ist ein guter Torwart." (Update: Inzwischen ist die Verpflichtung von André Weis perfekt. Hier geht's zur Meldung)

Zusätzlich ist der Jahn noch auf der Suche nach einem weiteren Offensivspieler, der "ganz vorne und auf dem Flügel spielen kann", erklärt Keller. Auf dieser Position strebt Keller eine feste Verpflichtung und kein weiteres Leihgeschäft an.