Jahn-Gegner im Interview
Chima Okoroji: "Letztlich war es ein Bauchgefühl"
30. Oktober 2020, 13:00 Uhr aktualisiert am 30. Oktober 2020, 13:00 Uhr
Der SSV Jahn Regensburg reist am Samstag zum SC Paderborn. Ex-Jahnspieler Chima Okoroji blickt auf die Partie voraus.
Wenn der SSV Jahn am Samstag beim SC Paderborn zu Gast ist, kommt es für viele Jahn-Akteure zu einem Wiedersehen mit alten Weggefährten. Denn mit Maximilian Thalhammer, Marcel Correia und Chima Okoroji stehen beim Bundesliga-Absteiger gleich drei Spieler unter Vertrag, die vor nicht allzu langer Zeit noch für den SSV aufgelaufen sind. Letzterer war in der vergangenen Saison vom SC Freiburg an den Jahn ausgeliehen - und überzeugte. Der gebürtige Münchner wusste schnell zu gefallen und avancierte zur Stammkraft im Kader der Regensburger. Okoroji stand in jedem Pflichtspiel auf dem Platz und trug seinen Teil zum erneuten Klassenerhalt der Oberpfälzer bei. Im Sommer entschied sich Okoroji erneut für eine Leihe - doch dieses Mal zog es ihn nach Paderborn.
Im idowa-Interview spricht Chima Okoroji über seine aktuelle Verfassung, seine Zeit in Regensburg und die Rolle seines Bauchgefühls beim Wechsel nach Paderborn.
Herr Okoroji, Sie fallen derzeit mit einer Bänderverletzung aus. Wie ist der Stand bei Ihnen?
Chima Okoroji: Aktuell bin ich im Aufbautraining, also eigentlich fast wieder ganz fit. Kleinere Probleme habe ich noch, aber nichts Tragisches. Ich bin immer noch in Abstimmung mit den Physios und höre auf meinen Körper, werde aber diese Woche wohl wieder anfangen zu trainieren.
Wie bitter ist es, gleich in der Anfangszeit beim neuen Klub verletzt zu sein?
Okoroji: Es war Pech, eine blöde Aktion im Abschlusstraining. So etwas kann man leider nicht verhindern, aber ich mache mir diesbezüglich keinen Kopf.
Hätten Sie gerade am Samstag gegen Ihren Ex-Klub gerne gespielt?
Okoroji: Klar, und vielleicht schaffe ich es ja doch noch, rechtzeitig fit zu werden. Aber wahrscheinlich ist es noch zu früh. Aber es gibt ja immerhin noch das Rückspiel. Auch wenn ich nicht spielen sollte, freue ich mich darauf, die Jungs aus Regensburg am Samstag wieder zu sehen.
Ihr letztes Spiel im Jahn-Trikot liegt nun einige Monate zurück. Wie haben Sie die Zeit in Regensburg in Erinnerung?
Okoroji: Die Zeit war super. Ich habe sehr viel mitgenommen. Regensburg hat mir stark geholfen in meiner Entwicklung, dafür bin ich absolut dankbar. Es war ein sehr gutes Jahr für mich, ich habe alle Spiele gemacht. Die Mannschaft war super, ich habe dort auch Freunde gefunden. Ich werde die Zeit in Regensburg nicht vergessen.
Wie groß war die Entwicklung, die Sie persönlich beim SSV Jahn genommen haben?
Okoroji: Ich habe auf jeden Fall einen großen Schritt gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich mich in der 2. Bundesliga etablieren kann und habe das auch relativ schnell getan. Das war auch ein Prozess mit der Mannschaft. Wir mussten uns erst einmal weiterentwickeln, weil wir im Vergleich zur Vorsaison eine komplett andere Mannschaft waren. Die Zeit in Regensburg hat mir einfach super gut getan, und ich bin persönlich durch dieses Jahr viel reifer geworden.
Reifer auf dem Platz oder auch generell in Ihrer persönlichen Entwicklung?
Okoroji: Sowohl als auch. Wenn du in der 2. Bundesliga spielst, bist du im Fernsehen. Das war ich davor noch nicht. Ich habe zwar zwei Spiele in der Bundesliga gemacht, aber das war jetzt nichts Großes. Dann musst du auf einmal immer präsent sein. Ich habe mich in allen Belangen in Regensburg weiterentwickeln können, und wurde dort auch super unterstützt.
Der Jahn hätte Sie gerne behalten. Warum hieß es für Sie letztlich: Paderborn statt Regensburg?
Okoroji: Es war letztlich ein Bauchgefühl. Ich habe nicht gesagt, ich will nicht in Regensburg bleiben, wollte mir aber auch die anderen Angebote anschauen. Bei Paderborn hatte ich dann einfach ein gutes Gefühl, und habe danach entschieden. Mein Gefühl hat mir gesagt, dass das nochmal ein guter Schritt für mich sein kann.
Sie haben jetzt die ersten Monate hinter sich in Paderborn. Können Sie einen Vergleich zwischen Regensburg und Paderborn ziehen? Worin unterscheiden sich die beiden Vereine?
Okoroji: Paderborn ist meinem Empfinden nach der etwas größerer Verein. Von der Spielweise her sind sich die beiden Mannschaften relativ ähnlich, nur dass in Paderborn noch etwas mehr mit dem Ball gespielt wird. Hier sind viele Spieler, die in der vergangenen Saison noch in der Bundesliga gespielt haben. Aber es ist kein Riesenunterschied, auch von der Stadt her nicht. Beide Städte sind relativ klein, und man kann an beiden Standorten gut leben.
Welche Stadt gefällt Ihnen denn besser?
Okoroji: Puh (lacht). Das kann ich so nicht beantworten. Ich fühle mich an beiden Orten wohl. Regensburg ist näher an meiner Heimat, aber in Paderborn fühle ich mich auch wohl.
Chima Okoroji über Telefonate mit dem Jahn-Trainerteam, die Torgefährlichkeit des Jahn und Erik Wekesser auf seiner Position
Sie haben vorhin bereits angesprochen, dass Sie "die Jungs" aus Regensburg am Samstag sehen werden, unabhängig davon, ob Sie spielen können oder nicht. Haben Sie denn noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?
Okoroji: Ich habe sehr viel Kontakt zu Babis Makridis und Flo Heister, mit dem ich in regem Austausch stehe. Ich habe auch schon mit Mersad und Basti Dreier telefoniert während meiner Verletzung. Ich habe noch viel Kontakt zum Jahn. Ich glaube, dass die Bindung durch dieses Jahr in Regensburg schon relativ stark ist.
Ging es in den Telefonaten mit Mersad Selimbegovic und Basti Dreier um sportliche oder private Themen?
Okoroji: Sie haben mich angerufen, als ich mich verletzt habe und gesagt, dass ich mir deswegen keinen Kopf machen soll.
Reden wir über das Sportliche: Fünf Punkte holte der SC Paderborn 07 aus den ersten fünf Spielen. Wie bewerten Sie den Saisonstart Ihrer Mannschaft?
Okoroji: Es war schwierig für uns. Wir mussten uns erst einmal zurechtfinden in der 2. Bundesliga. Als Absteiger ist es immer schwierig, in der neuen Spielklasse direkt Fuß zu fassen. Wir sind immer noch in einem Entwicklungsprozess. Zudem sind wir eine Mannschaft mit vielen neuen und jungen Spielern. Aber ich finde, jetzt sind wir auf einem richtig guten Weg. Wir haben uns langsam gefunden, jetzt geht's voran.
Was muss denn auf dem Platz bei Paderborn noch besser werden?
Okoroji: Wir müssen in vielen Aktionen noch etwas klarer werden. Wenn wir nach vorne spielen, müssen wir unsere Aktionen besser ausspielen. Und in der Defensive müssen wir leichte Fehler vermeiden, die zu Gegentoren führen können.
Der Jahn ist bisher ungeschlagen und steht auf dem vierten Tabellenplatz. Hätten Sie Ihrem Ex-Verein solch einen guten Auftakt zugetraut?
Okoroji: Ich weiß, dass Regensburg eine super Zweitliga-Mannschaft ist. Sie sind unangenehm für jeden Gegner, egal wer gegen sie spielt. So ein Start ist natürlich super, sie haben tolle Spiele gemacht. Schauen wir mal, wie das Spiel am Samstag ausgeht.
Warum denken Sie, läuft es in der bisherigen Saison so gut für die Regensburger?
Okoroji: Ich habe das Spiel gegen Braunschweig gesehen. Da hat man gemerkt, dass die Regensburger eiskalt vor dem Tor sind. Wenn sie Chancen haben und im Eins-gegen-Eins vor dem Torhüter sind, dann machen sie die Tore auch. In der Defensive lassen sie wenig anbrennen. Die Mannschaft ist von vorne bis hinten stabil unterwegs. Sie hat ein klares Ziel und einen entsprechenden Plan.
Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag?
Okoroji: Es wird ein offenes Spiel, ein Hin und Her. Regensburg wird mit seiner Art und Weise versuchen, uns Schwierigkeiten zu bereiten. Wir werden ihnen auf unsere Art und Weise Schwierigkeiten bereiten. Ich denke, es wird ein interessantes Spiel und ich hoffe natürlich, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden (schmunzelt).
Mit Erik Wekesser wurde ein ehemaliger Mitspieler von Ihnen zum Linksverteidiger umgeschult und spielte zuletzt Ihre Position hinten links. Hätten Sie ihm das zugetraut?
Okoroji: Klar. Ich kenne Erik schon länger und weiß, welche Qualitäten er hat. Er ist ein super Spieler, hat einen starken linken Fuß. Es ist natürlich eine große Umstellung, wenn man Offensivspieler ist. Er hat in der Jugend früher schon einmal Innenverteidiger gespielt, deswegen kennt er sich schon etwas aus in der Defensive. Ich freue mich für ihn. Es war eine gute Wahl, ihn zum Linksverteidiger umzuschulen.