Neu beim SSV Jahn

Marcel Correia: Ruhiger Typ im ruhigen Umfeld


Neu beim SSV Jahn: Marcel Correia wechselte vom 1. FC Kaiserslautern in die Oberpfalz.

Neu beim SSV Jahn: Marcel Correia wechselte vom 1. FC Kaiserslautern in die Oberpfalz.

Marcel Correia spielte in seiner Karriere bislang erst für zwei Vereine, hat die Höhen und Tiefen des Fußballgeschäfts aber bereits miterlebt. Mit Eintracht Braunschweig stieg er 2013 in die Bundesliga auf, mit seinem Heimatclub 1. FC Kaiserslautern vergangene Saison aus der 2. Bundesliga ab. Nun will der Innenverteidiger beim SSV Jahn Regensburg mithelfen, den erneuten Klassenerhalt zu schaffen.

Sein Wechsel zum SSV Jahn Regensburg war erst wenige Tage bekannt, da meldeten sich bereits einige zukünftige Mannschaftskollegen bei Marcel Correia. Sie boten ihm ihre Hilfe an. "So etwas habe ich bislang auch noch nicht erlebt", sagt der 29-Jährige. Es war ein Vorgeschmack auf den außergewöhnlichen Teamgeist bei der Jahnelf. "Was die mannschaftliche Geschlossenheit angeht, sind wir wahrscheinlich in der Bundesliga auf Platz eins", sagte Jahn-Coach Achim Beierlorzer kürzlich.

Beim Jahn erinnert Correia vieles an Eintracht Braunschweig, den bislang einzigen Verein, für den er neben seinem Heimatclub 1. FC Kaiserslautern gespielt hat, und mit dem er 2013 in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist. "Ich habe hier einen Trainer vorgefunden, der mit viel Feuer und Engagement dabei ist und eine Mannschaft, die genauso heiß ist", sagt Correia. "Zudem gibt es ein funktionierendes Team außenrum sowie ein ruhiges Umfeld. Das sind gute Voraussetzungen, um peu a peu weiterzukommen."

"Eingeschworene Truppe" als Grundvoraussetzung

Correia weiß, wie wichtig Teamgeist ist, um im Profisport bestehen zu können. "Um in der 2. Liga erfolgreich zu sein, ist es eine Grundvoraussetzung, dass du eine eingeschworene Truppe bist. Das ist nicht selbstverständlich, das habe ich in den vergangenen Jahren auch kennengelernt." Der Jahn hat sich in den vergangenen Jahren über genau diesen Teamspirit und eine außergewöhnliche Mentalität ausgezeichnet. Auch ein Grund, warum sich Correia für den Wechsel in die Oberpfalz entschieden hat.

Er hat auch erlebt, wie es anders sein kann. Denn hinter Correia liegt kein erfolgreiches Jahr. Im vergangenen Sommer ist er nach sechs Jahren in Braunschweig zu seinem Heimatverein nach Kaiserslautern zurückgekehrt. "Ich hatte das Projekt Kaiserslautern für mich noch nicht als beendet gesehen", sagt er. Denn er spielte zwar 16 Jahre für den Verein und hatte auch zwei Jahre einen Lizenzspielervertrag - für einen Profieinsatz für den FCK reichte es allerdings nicht. Desweiteren war es für die junge Familie - Correia ist Vater einer Tochter und erwartet im Oktober sein zweites Kind - auch aus familiären Gründen praktisch, in die Heimat zurückzukehren, wo die Wege zu den Eltern und Schwiegereltern nicht weit sind.

FCK-Abstieg für Correia doppelt bitter

Doch sportlich lief es für den FCK alles andere als gut, Correia beschreibt die Saison als "ziemlich verkorkst". Am Ende stand der Abstieg für den Traditionsverein. Für Correia doppelt bitter: "Man steigt nie gerne ab, aber in der Heimat ist es noch einmal eine Stufe härter." Einzelne Gründe will Correia nicht hervorheben. "Wo wir auch waren, was wir auch gemacht haben - irgendetwas hat immer nicht funktioniert", sagt er. Er habe vor Augen geführt bekommen, was passiert, wenn die einzelnen Rädchen nicht ineinander greifen. "Rein von der Qualität her hätten wir eher etwas mit dem Aufstieg als mit dem Abstieg zu tun haben müssen. Aber da waren so viele kleine bis große Probleme - das war in der Summe einfach zu viel." In der Mannschaft sei nie eine richtig schlechte Stimmung gewesen - "aber der absolute Zusammenhalt war es eben auch nicht", sagt Correia.

"Man steigt nie gerne ab, aber in der Heimat ist es noch einmal eine Stufe härter", sagt Marcel Correia über den Abstieg mit seinem Heimatclub 1. FC Kaiserslautern. (Foto: imago)

"Man steigt nie gerne ab, aber in der Heimat ist es noch einmal eine Stufe härter", sagt Marcel Correia über den Abstieg mit seinem Heimatclub 1. FC Kaiserslautern. (Foto: imago)

Den Abstieg hat Correia als Zeichen gedeutet - als Zeichen dafür, "dass ich vielleicht nicht zu früh in Kaiserslautern alt werden sollte. Ich habe es als kleinen ‚Arschtritt' gesehen, dass ich es mir nicht zu einfach machen soll." Also entschied sich der Verteidiger für einen Wechsel. Beim Jahn sah er viele Dinge, die ihm wichtig sind. "Man weiß zu schätzen, was man hier haben kann mit einem ruhigen Umfeld und Menschen im Verein, die ihre Arbeit machen und nicht ihre eigenen Interessen, sondern die Interessen des Vereins an erster Stelle sehen. Alle hier haben ein gemeinsames Ziel: den Verein weiterbringen und in der 2. Bundesliga etablieren." Für ihn steht fest: "Wenn du konstant arbeitest, jeder 100 Prozent reinsteckt und du an deinen Weg glaubst, wirst du Erfolg haben. Das ist Fakt."

Die ersten Eindrücke vom Jahn sind sehr gut. In der Mannschaft sei er super aufgenommen worden und die Leute im Verein seien "einerseits bodenständig und demütig, aber auch ambitioniert. Das ist eine gute Mischung, um Erfolg zu haben." Nun will er dabei helfen, den Jahn zum zweiten Mal in Folge in der zweiten Liga zu halten. "Es wird oft gesagt, dass das zweite Jahr das schwerste ist. Aber ich habe das auch schon anders erlebt", sagt Correia. Er stieg damals im zweiten Zweitliga-Jahr mit Eintracht Braunschweig in die Bundesliga auf. "Ich bin nur ein kleines Puzzleteil. Aber ich will meine Erfahrung aus den vergangenen Jahren und meine Qualitäten in die Mannschaft einbringen, sodass wir unser gemeinsames Ziel erreichen und die Klasse auch im zweiten Jahr halten können", sagt er. Das erhoffen sich auch die Verantwortlichen von ihm. "Mit Marcel gewinnen wir zusätzliche Persönlichkeits- und Führungsqualität hinzu, die unserer Mannschaft guttun wird", sagt Jahn-Geschäftsführer Christian Keller "Seine große Erfahrung und seine sportlichen Qualitäten sind überdies unbestritten."

Verletzungsanfällig? Nur auf den ersten Blick

Correia soll beim Jahn eine wichtige Rolle einnehmen - vor allem auf dem Platz. Dafür ist wichtig, dass er verletzungsfrei bleibt. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. In der Saison 2014/15 hat er letztmals mehr als 15 Saisonspiele bestritten. Doch Correia will es nicht stehen lassen, als verletzungsanfällig eingestuft zu werden. "Wenn man sich die Verletzungen anschaut, dann waren es bis auf ein, zwei Ausnahmen immer Unfälle. Ich hatte in der einen oder anderen Situation einfach ein bisschen mehr Pech", sagt er. "Das nimmt mir aber nicht die Zuversicht, dass es in der kommenden Saison besser läuft. Es muss ja auch irgendwann mal aufhören - ich kann nicht jede Saison Pech haben." Um Verletzungen vorzubeugen arbeite er ohnehin seit Jahren intensiv in puncto Vor- und Nachbereitung von Trainingseinheiten und Spielen.

Die ersten Testspiele im Trikot des SSV Jahn hat Marcel Correia bereits absolviert. (Foto: Fabian Roßmann)

Die ersten Testspiele im Trikot des SSV Jahn hat Marcel Correia bereits absolviert. (Foto: Fabian Roßmann)

Privat ist Correia ein eher ruhiger Typ. "Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein", sagt er. Die meiste Zeit verbringt er mit seiner kleinen Familie. "Das ist Spaß und Ausgleich für mich." Zudem schaue er gerne die NFL, NBA und auch Fußball. Er sei ein ruhiger Zeitgenosse, der auch einfach mal nichts machen kann. Zudem esse er gerne ("Meine Frau ist eine hervorragende Köchin"), sei sehr gesprächig und liebt die Sonne und den Strand. Deshalb zieht es ihn auch immer wieder in die Heimat seiner Eltern nach Portugal. "Das Wetter dort bedeutet einfach Lebensqualität."

Nun steht aber erst einmal Schwitzen in Regensburg an. Die Vorbereitung läuft, die ersten beiden Testspiele sind bereits gespielt. Dass er bislang erst zwei Vereine in seiner Karriere hatte, zeigt, dass Correia seine Stationen sehr bewusst auswählt. Das war auch in Regensburg so. "Ich kann mich mit dem Weg des Jahn gut identifizieren. Wenn ich mich wo wohlfühle, dann gebe ich mich für die Sache auch hundertprozentig hin." Correia freut sich auf die Saison und ist optimistisch: "Ich glaube, dass sich der Jahn weiter in eine gute Richtung entwickeln und am Ende auch den Klassenerhalt schaffen wird."