Appell vom Ex-Nachwuchscoach
DEL-Standort Straubing in Gefahr? Christian Künast läutet die Alarmglocken
1. Juli 2015, 11:15 Uhr aktualisiert am 1. Juli 2015, 11:15 Uhr
Es war eine überraschende Entscheidung: Nachwuchs-Cheftrainer Christian Künast verlässt den EHC Straubing mit sofortiger Wirkung und auf eigenen Wunsch. Nach zwei Jahren in der Gäubodenstadt nimmt der ehemalige Torhüter und Nationalspieler die Option auf die Verlängerung um ein weiteres Jahr nicht wahr.
Im Gespräch mit idowa erklärt der 44-Jährige seine Entscheidung nun auch. Letztlich habe es zwei Hauptgründe gegeben. Zum einen sei ihm schon bei seinem Amtsantritt versichert worden, dass eine zweite Eisfläche so gut wie sicher kommen werde. Aber es passiere seit Jahren nichts. "Wir haben im Stadion keine Kabinen für den Nachwuchs. Das ist sehr schwierig, wie hier gearbeitet wird", sagt Künast.
Mehr Unterstützung von den Tigers nötig
Zum anderen laufe die Zusammenarbeit mit den Straubing Tigers nicht wie gewünscht. Künast erklärt: "Es ist schon so, dass sie mal einen Spieler zum Training schicken. Das ist nicht das Problem. Aber es müsste noch viel mehr für den Nachwuchs getan werden. Auch finanziell muss der EHC mehr unterstützt werden. Die ganze Jugendarbeit wird ja im Endeffekt für das DEL-Team und den Profiverein gemacht."
Die Folgen der aktuellen Situation bekommen letztlich auch die Tigers selbst zu spüren. In der DEL wurde zuletzt ein Fünf-Sterne-Programm - für das auch die Tigers stimmten - eingeführt. "Aktuell würde Straubing nicht einmal einen Stern bekommen", schätzt Künast ein. Das Resultat: Die aktuell bereits hohen Strafzahlungen werden sich in den kommenden Jahren, wenn sich nicht grundlegende Sachen verbessern, immer weiter erhöhen.
"Ich frage mich, wer das bezahlen soll? Mittelfristig könnte das eine große Gefahr für den DEL-Standort Straubing werden, wenn das von der Liga konsequent durchgezogen wird", sagt Künast. Stattdessen wäre es deutlich sinnvoller, jetzt Geld zu investieren in eine entsprechende Nachwuchsarbeit, um dann in sechs bis acht Jahren die Früchte zu ernten, so der gebürtige Landshuter.
EHC-Vorstand Erich Schüller sagt auf der Homepage des Vereins: "Wir sind natürlich alles andere als begeistert, haben seine Entscheidung aber akzeptiert und respektiert. Wir waren mit der Arbeit von Christian Künast voll und ganz zufrieden und hätten liebend gerne mit ihm weiter gearbeitet. Dass er sich nun entschieden hat, etwas Neues in Angriff zu nehmen, ist aber durchaus nachzuvollziehen."
Weggang von Künast hinterlässt große Lücke
Und weiter: "Sein Weggang hinterlässt aktuell eine Lücke, die zumindest im Moment nur schwer zu füllen ist. Wir müssen zugeben, dass wir keinen Plan B hatten. Mit einem Abschied von Christian Künast haben wir nicht wirklich gerechnet. Trotzdem läuft der Trainingsbetrieb weiter wie bisher. Die restlichen Trainer teilen sich die Einheiten auf, wodurch alle Teams ganz normal weiter trainieren können." Aktuell sei man bereits auf der Suche nach einem Nachfoger: "Es gibt bereits Kontakte mit diversen Trainern, doch eine Entscheidung steht noch nicht ins Haus. Wir werden die Gespräche in aller Ruhe führen und dann eine Entscheidung treffen.
Bei Künast selbst "überwiegt das Positive", wenn er seine zwei Jahre in Straubing bilanziert. Von den beiden Vorständen Erich Schüller und Ralf Zwickl werde hervorragende Arbeit geleistet, der "Weg beim EHC stimmt".
Für seine persönliche Zukunft hat Künast noch keine genauen Pläne. "Im Moment kann ich mir alles vorstellen", sagt er. Vorstellbar sei sowohl ein Job bei einem Proficlub als auch wieder eine neue Aufgabe im Nachwuchsbereich. Ende der vergangenen Saison betreute er die deutsche U19-Nationalmannschaft bereits bei einem Turnier als Cheftrainer. Eine feste Aufgabe beim DEB würde ihn "sehr reizen", erklärt er und kündigt an: "Ich werde bald wieder irgendwo einsteigen."