Überblick

Der Cancelo-Effekt: Wer vom Bayern-Neuzugang profitiert und wer nicht

Bayerns Neuzugang brilliert auf Anhieb und gibt Nagelsmann neue Optionen. Pavard und Müller profitieren, aber es gibt auch Verlierer.


Überragender Einstand in Mainz: Bayerns Cancelo bereitet beim 4:0-Sieg ein Tor vor und zeigt insgesamt eine Top-Leistung.

Überragender Einstand in Mainz: Bayerns Cancelo bereitet beim 4:0-Sieg ein Tor vor und zeigt insgesamt eine Top-Leistung.

Von Maximilian Koch

München - Die Szenen, die von diesem überzeugenden 4:0-Sieg des FC Bayern im Pokal-Achtelfinale in Mainz hängenblieben, hatten fast alle mit ihm zu tun: João Cancelo, dem herausragenden Neuzugang der Münchner.

Da war Kaderplaner Marco Neppe, der im Kabinengang der Mainzer Arena hinter Benjamin Pavard herlief, dem zuletzt frustrierten, aber plötzlich wieder gefragten Franzosen auf den Rücken klopfte und ihm mehrmals zurief: "Top-Leistung, Top-Leistung!"

Da war Joshua Kimmich, der so gut gelaunt war wie seit Wochen nicht nach einem Fußballspiel und erleichtert sagte: "Wenn man gewinnt, geht es einem besser, da kann man auch mal wieder lachen." Da war Trainer Julian Nagelsmann, der Cancelo als ersten Spieler nach dem Schlusspfiff in den Arm nahm und sich dabei wie ein Kind bei der Weihnachtsbescherung freute.

Und da waren Serge Gnabry und Leon Goretzka, die um 23.12 Uhr gemeinsam Richtung Stadion-Ausgang gingen, verständlicherweise nicht ganz so beflügelt wie viele ihrer Teamkollegen, weil die beiden Nationalspieler zu Beginn der Partie auf der Bank gesessen hatten.

Ein einziges Spiel genügte, um den Cancelo-Effekt bei Bayern aufzuzeigen - positiv wie negativ. Doch an diesem Abend in der nasskalten Mewa-Arena überwogen die mutmachenden Erkenntnisse. Zuallererst: Mit Cancelo, dem 28-jährigen Portugiesen, der bis Saisonende von Manchester City ausgeliehen ist, haben die Münchner offenbar einen Transfercoup gelandet.

"Er hat es sehr gut gemacht und das umgesetzt, was wir wollten. Er hat eine extrem gute Kreativität", sagte Nagelsmann zur Cancelo-Premiere. Dessen Klasse sah man bereits in der 18. Minute, als der neue Bayern-Star präzise in den Strafraum flankte, Eric Maxim Choupo-Moting vollendete volley zum 1:0. "Es war eine gute Flanke, aber wie Choupo-Moting sie vollendet hat, war noch mal besser", kommentierte Cancelo bescheiden. "Ich bin sehr glücklich, zu diesem Sieg beigetragen zu haben." Das hatte er - mit klugen Pässen und bemerkenswerter Spielübersicht.

"Für sein erstes Spiel in einer neuen Mannschaft war das ein ziemlich guter Auftritt", sagte Kapitän Thomas Müller. Und Präsident Herbert Hainer ergänzte: "Man hat gesehen, was für ein klasse Fußballer er ist. Er wird uns echt guttun."

Auch taktisch. Nagelsmann wählte in der Abwehr ein System mit Dreierkette, davor spielten auf den Flügeln Cancelo (rechts) und Kingsley Coman (links). Mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Leroy Sané und Müller in der Zentrale waren die Münchner sehr schwer auszurechnen. Gerade Müller profitierte von der Umstellung, er fand immer wieder Lücken in der Defensive. "Für mich ist das immer ein Modell für die Zukunft", sagte Nagelsmann: "In meiner ersten Saison bei Bayern haben wir auch in einer sehr erfolgreichen Phase mit Dreierkette gespielt."

Netter Nebeneffekt: Pavard, der im Sommer eigentlich gern wechseln will, hat als rechter Part der Dreierkette wieder eine Perspektive. Das dürfte seine Laune heben. Gnabry und Goretzka werden es hingegen vorerst schwerhaben, in die Startelf zurückzukehren. . .

Die Frage ist: Funktioniert Nagelsmanns System auch gegen stärkere Gegner als Mainz an diesem Abend? Vorstandschef Oliver Kahn twitterte: "Gegen Mainz hat die Mannschaft erstmals in diesem Jahr ihr wahres Gesicht gezeigt. Glückwunsch zum Einzug ins Viertelfinale! Diese Einstellung müssen wir nun aber auch in der Bundesliga direkt gegen Wolfsburg auf den Platz bringen." Sonntag folgt der nächste Test - mit Cancelo.