"Aufbruchstimmung"
Deutsche Handballer starten knifflige EM-Mission
2. Januar 2021, 14:58 Uhr aktualisiert am 2. Januar 2021, 14:58 Uhr
Alfred Gislason wollte keine Zeit verlieren. Gleich am Sonntagvormittag bat der Handball-Bundestrainer seine mit neun Turnier-Debütanten gespickte Rasselbande zum ersten Teamtraining in Großwallstadt - und gab mit seiner "Neujahrsansprache" zu Beginn der heißen Phase der EM-Vorbereitung die Richtung vor.
"Ich freue mich sehr auf das Turnier und die Arbeit mit dieser neuen Mannschaft", sagte Gislason und lobte eine "Spielfreude und Stimmung" bei den jungen Spielern, "die man zuletzt während der ganzen Corona-Turbulenzen vermisst hatte. Es herrscht eine gewisse Aufbruchstimmung. Ich hoffe, dass wir damit unsere fehlende Erfahrung überspielen können."
Gislason gibt keine Zielvorgabe
Eine Zielvorgabe machte der Isländer seiner nach etlichen Absagen neu formierten Mannschaft nicht. Vielmehr warnte er vor dem bevorstehenden Turnier in der Slowakei und in Ungarn (13. bis 30. Januar) vor zu hohen Erwartungen. "Die Fragen nach Zielen und Medaillenträumen bekomme ich jeden Tag gestellt. Aber ich antwortete nicht darauf", sagte Gislason.
Wie groß die Chance auf eine Wiederholung des EM-Märchens 2016 sei? "Natürlich" könne sich etwas entwickeln wie beim Sensationstitelgewinn vor sechs Jahren, "als wir auch ohne Ende Außenseiter waren. Aber mit dieser Erwartung dürfen und können wir nicht in das Turnier starten. Wir haben in der aktuellen Konstellation extrem kleine Chancen, in diese Bereiche zu kommen. Versprechen kann ich, dass wir keine Momente in den Spielen verschenken wollen."
Kohlbacher fehlt noch verletzt
Dafür wird Gislason den deutschen Handballern in den kommenden Tagen den nötigen EM-Feinschliff verpassen. Verzichten muss er dabei zunächst auf Jannik Kohlbacher. Der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen musste am Sonntag wegen einer Adduktorenverletzung passen. Ob Kohlbacher zu den Länderspielen am kommenden Freitag und Sonntag gegen Serbien, den Höhepunkten der Turnier-Vorbereitung, wieder zum Team stoßen kann, ist noch unklar.
"Wir müssen ein gutes Gefühl in der Mannschaft herstellen und den Zuschauern zeigen, dass wir sie euphorisieren, dass wir Spaß machen", sagte der neue DHB-Kapitän Johannes Golla: "Wenn wir das schaffen, dann werden wir bei der EM auch nicht in der Vorrunde ausscheiden." In der ersten Turnierphase treffen Golla und Co. in Bratislava auf Belarus (14. Januar), Österreich (16. Januar) und Polen (18. Januar). Die ersten zwei Mannschaften qualifizieren sich für die Hauptrunde, die ebenfalls in der slowakischen Hauptstadt stattfindet.
Deutsches Team zählt nicht zum Favoritenkreis
"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine sehr spielfreudige Mannschaft sehen werden. Eine talentierte Mannschaft, die kämpfen und sehr energisch an die Sache gehen wird", sagte Gislason: "Wir werden positiv auftreten und Gas geben - wohlwissend, dass wir kein Favorit sind. Wir werden bei dem Turnier lernen."
Nach den Rücktritten (Gensheimer, Weinhold, Bitter) und Absagen (Pekeler, Wiede, Drux, Knorr, Groetzki) zahlreicher DHB-Stars gleicht das recht unerfahrene deutsche Team einer Wundertüte. "Das ist eine schöne Mischung", sagt Golla, der selbst erst 24 Jahre alt ist.
"Die Vorfreude" ist groß
Bange ist ihm nicht mit Blick auf den 19-köpfigen Kader - im Gegenteil. "Es sind Spieler dabei, die international erfahren sind und auch schon Erfolge gefeiert haben. Und auch Spieler, die ihr erstes Turnier spielen. Die Vorfreude und die Hoffnung, dass sich daraus etwas entwickelt, sind groß", so der Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt.