AZ-Interview

Devin Booker über Basketball, Familie – und Spielkonsole


Devin Booker: "Unsere Mission für diese Euroleague-Saison ist es nicht zwingend, die Playoffs zu erreichen, sondern einfach so viele Spiele wie möglich zu gewinnen."

Devin Booker: "Unsere Mission für diese Euroleague-Saison ist es nicht zwingend, die Playoffs zu erreichen, sondern einfach so viele Spiele wie möglich zu gewinnen."

Von Guido Verstegen / Online

Bayern-Basketballer Devin Booker sagt über die letzte Mini-Chance in der Euroleague: "Wir denken nicht daran, was noch passieren kann." Er hofft auf einen Verbleib von Kumpel Derrick Williams.

Center Devin Booker (28) spielt seit 2016 für den FC Bayern München.

AZ: Herr Booker, heute Abend (Freitag, 18.15 Uhr/MagentaSport) treffen Sie mit dem FC Bayern Basketball in Istanbul auf Darussafaka. Hoffen Sie noch auf Ihre Minimalchance auf die Playoffs oder glauben daran?
DEVIN BOOKER: Für uns geht es jetzt nicht mehr ums Hoffen oder Glauben. Wir werden einfach versuchen, das Spiel zu gewinnen und nicht daran denken, was noch passieren kann. Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand und sind von den anderen Ergebnissen abhängig.

War die Mannschaft deshalb nach dem Sieg gegen Barcelona trotzdem enttäuscht?
Unsere Mission für diese Euroleague-Saison ist es nicht zwingend, die Playoffs zu erreichen, sondern einfach so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Das wollen wir auch in den letzten beiden Spielen versuchen.

Booker: "Haben uns das Leben selbst schwer gemacht"

Mit 13 Siegen haben Sie bereits einen deutschen Rekord in der Euroleague aufgestellt.
Wir freuen uns, dass wir diesen Rekord aufstellen konnten, zufrieden sind wir mit unserer Saison aber nicht. Wir wissen, dass eigentlich noch mehr für uns drin gewesen wäre. Wir haben uns in einigen Spielen das Leben selbst schwer gemacht, sind in ein Loch gefallen. Da kommst du in der Euroleague nur ganz schwer wieder raus, egal wie sehr du kämpfst.

Sie mussten aufgrund Ihrer Sprunggelenksverletzung über drei Monate pausieren.
Es war sehr schwer für mich, meiner Mannschaft so lange nicht helfen zu können. Aber sie haben auch viele schwierige Spiele gegen große Teams ohne mich gewonnen und ihre Sache richtig gut gemacht.

Hat Ihnen das in Ihrer Verletzungsphase geholfen?
Definitiv. Ich hatte zwar immer das klare Ziel vor Augen, so schnell und so stark wie möglich auf den Court zurückzukommen. Es war aber sehr hart für mich, nicht Basketballspielen zu können, denn das bedeutet mir wirklich alles. Es hat sich für mich angefühlt, wie weg von dieser Welt zu sein.

Booker: "Solange ich meine Familie und meine Playstation habe..."

Was hat Ihnen sonst noch geholfen, Ihre Familie?
Das Wichtigste für mich ist meine Familie und Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Während der Saison bleibt dafür manchmal nicht viel Zeit übrig. Meine Frau und meine Kinder haben mir nach meiner Verletzung schon sehr geholfen, positiv zu bleiben. Das und meine Playstation, auf der ich Call of Duty gespielt habe. Solange ich meine Familie und meine Playstation habe, ist alles gut. (lacht)

Seit knapp zwei Wochen sind Sie nun zurück auf dem Court.
Insgesamt fühle ich mich schon wieder ganz gut, manchmal spüre ich die Nachwirkungen der Verletzung natürlich noch. Das ist normal. Wenn ich wieder bei 100 Prozent bin, werde ich auch wieder noch bessere Leistungen bringen können.

Ist die Meisterschaft aufgrund Ihrer Zwangspause nun noch wichtiger für Sie geworden?
Auf jeden Fall. Wir wollen unseren ersten Platz in der Liga verteidigen. Und in den Playoffs dann natürlich auch wieder die Trophäe zurück nach München bringen. Das ist unsere Mission.

Das sagt Devin Booker über Teamkollege Derrick Williams

Darauf befinden Sie sich seit Sommer gemeinsam mit Derrick Williams. Wie groß ist der Einfluss, den er auf das Team hat?
Enorm. Er war eine großartige Verstärkung für uns. Die positive Energie, die er uns allen gegeben hat, war vom ersten Tag an unglaublich. Er ist ein großartiger und natürlich sehr talentierter Typ. Manchmal kommen Jungs aus der NBA nach Europa und halten sich für etwas Besseres. Derrick ist da genau das Gegenteil. Ich bin glücklich, dass er in unserem Team ist. Er ist jemand, den du brauchst, an den du dich anlehnen und mit dem du reden kannst. Zu sehen, wie hart er arbeitet, wie gut er ist und welchen Einsatz es dafür braucht, motiviert uns alle jeden Tag.

Würden Sie gerne auch nächste Saison mit ihm zusammen für Bayern spielen?
Die Zeit, die wir bisher gemeinsam auf dem Court hatten, war super. Klar würde ich gerne auch in Zukunft mit ihm zusammenspielen, das wäre großartig und würde mit Sicherheit Spaß machen.

Dafür müssten Sie beide ja nur Ihre im Sommer auslaufenden Verträge verlängern.
(grinst) Darüber werden wir zu gegebener Zeit sprechen. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, so viele Spiele wie möglich in dieser Saison zu gewinnen.

Sie sind mittlerweile schon drei Jahre in München. Halten Sie das bei Williams auch für möglich?
Du kannst nichts ausschließen. Er wird für sich ausloten, was für ihn das Beste ist. Und ich werde das Gleiche für mich und meine Familie tun. Er hat keine Familie hier. Es hängt alles davon ab, wie er sich fühlt und was er möchte. Er ist im besten Basketballer-Alter. Die Zeit wird es zeigen.

Sind Sie mit Williams auch abseits des Feldes befreundet?
Wir sind schon recht eng befreundet, reden viel über dies und das. Wir haben eine großartige Chemie.

Was unternehmen Sie so?
Wir haben beide unser eigenes Leben, ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Er mag es, auch mal zu relaxen. Aber er hat sich jetzt endlich auch eine Playstation zugelegt. Das verbindet uns jetzt. Ich werde ihm noch sagen, welche Spiele er sich kaufen muss, damit wir zusammen zocken und weiter an unserer Chemie arbeiten können. Am Ende dreht sich eben doch alles um die Playstation. (lacht)