Cham

Faszination Darts: Fliegende Pfeile und Bier in Strömen


Michael Lankes (Mitte), Vorsitzender des DC Diamonds '09, ist seit Jahren mit den Profis Jyhan Artut und Max Hopp (von links) befreundet.

Michael Lankes (Mitte), Vorsitzender des DC Diamonds '09, ist seit Jahren mit den Profis Jyhan Artut und Max Hopp (von links) befreundet.

108 Minuten Pfeilewerfen auf höchstem Niveau: Gary Anderson und Adrian Lewis haben sich ein spannendes Duell um die Krone des Dart-Sports geliefert.

Eine 180 nach der anderen knallten der "Flying Scotsman" und sein "Jackpot" gerufener Widersacher raus. Nie zuvor fanden 34 Maximums in einem Spiel ihren Weg ins Ziel - und das auch noch im Finale. "Die haben sich nichts geschenkt, das war absolute Weltklasse", sagt Michael Lankes, Vorsitzender des DC Diamonds '09, am Tag danach.

Randsportart wird alle Jahre zum Phänomen

Alle Jahre wieder wird die Randsportart zum Phänomen. Um Weihnachten und Silvester sorgt die WM für Traumquoten bei der Übertragung. Auch wenn die deutschen Erfolge bislang ausbleiben. "Es ist wie eine Welle, die immer größer wird und ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat", meint Lankes. Bewusst werde im Alexandra Palace - das ist der Austragungsort auf einem Hügel im Norden Londons - mit Kontrasten gespielt: Vorne das Duell zweier hochkonzentrierter Darter, in dem alle paar Minuten eine Entscheidung fällt - hinten grölende Marienkäfer, Spiderman und wandelnde Bierkrüge, die lautstark ihre Helden wie Popstars feiern.

Lankes, selbst aktiver Dartspieler, verfolgt die Darts-WM seit Jahren vor dem Fernseher. Auch diesmal ließ er sich kaum ein Spiel entgehen. "Ich habe nur zwei oder drei Partien verpasst", erzählt der Chamer. Zusammen mit seinen Vereinskollegen habe er meistens im Clubraum im Parkhotel Cham geschaut. "In der Gruppe macht es noch mehr Spaß", weiß er aus Erfahrung.

"Alte Hasen" scheitern bereits früh im Turnier

Enttäuscht war Lankes ein wenig ob des frühen Ausscheidens seines Lieblings Michael van Gerwen. Der Niederländer scheiterte im Achtelfinale an Landsmann Raymond van Barneveld. "Damit hätte ich vorher nicht gerechnet. Barney hat sich den Sieg aber mehr als verdient", sagt der Vorsitzende des DC Diamonds '09. Überrascht war er auch, dass "alte Hasen" wie Simon Whitlock, Justin Pipe, Ian White, Andy Hamilton oder Kim Huybrechts ebenfalls früh Federn lassen mussten. "Dafür haben mit Alan Norris und Jelle Klaasen zwei eher unbekannte Darter überzeugt", betont er. Lankes schätzt nicht nur die Präzision der Spieler, die bei 40 bis 50 Grad auf der Bühne Höchstleistungen erbringen. Auch und vor allem die Stimmung im Ally Pally, wie der Alexandra Palace genannt wird, hat es ihm angetan. "Die Atmosphäre ist sensationell: Top-Sport auf der Bühne, Karneval im Publikum", sagt er. Die häufig untersetzten Herren mit ruhiger Hand verwandelten den Saal in ein kostümiertes Tollhaus. "Das ist Party pur, jeder Dart-Fan muss das einmal erlebt haben."

Lankes selbst kennt den Ally Pally nur vom Fernsehen. "Leider", wie er bedauert. "Ich wollte heuer eigentlich hin, letztlich war mir das Paket aber zu teuer." Bei der Darts-WM 2017 will er einen neuen Anlauf unternehmen.

Gute Kontakte zu Max Hopp und Jyhan Artut

Während andere ihre Helden nur vom Fernseher kennen, pflegt Lankes gute Kontakte zu deutschsprachigen Profi-Dartern. Vor allem zu Max Hopp und Jyhan Artut. Letzterer plant, 2016 eine bundesweite Dart-Akademie zu errichten. Auch in Cham soll ein Stützpunkt entstehen, um die Jugend zu fördern. Gespräche hat es schon gegeben. "Wir wollen den Dartsport herausführen aus dem Kneipenimage, das ihm hierzulande immer noch anhaftet", erklärt Lankes.

Als Städte mit Vorbildcharakter zählt Lankes Deggendorf und Passau auf. "Wir wollen eine ähnliche Dart-Hochburg werden", erklärt er. Bis dahin ist es für Lankes und seinen DC Diamonds '09 jedoch noch ein langer Weg.