American Football
NFL-Playoffs: Das Rennen um den Super Bowl beginnt
8. Januar 2021, 16:30 Uhr aktualisiert am 8. Januar 2021, 16:30 Uhr
Am Samstag beginnen die NFL-Playoffs mit der Wildcard-Round. Wie sieht der Modus aus? Welche Stärken und Schwächen haben die einzelnen Teams? Werden Zuschauer in den Stadien sein? Alles Wissenswerte lesen Sie hier.
Der Modus
Die reguläre Saison in der nordamerikanischen Profiliga NFL ist vorbei, es geht in die heiße Phase. Am Samstag beginnen die Playoffs, in denen der Meister ermittelt wird. Anders als traditionell qualifizieren sich seit dieser Spielzeit 14 statt zwölf Teams für die Postseason. Automatisch mit von der Partie sind die Gewinner der acht Divisions der NFL, sowie die sechs besten Mannschaften, die sich nicht den Sieg in ihrer Division sichern konnten. Seit dieser Saison erhalten außerdem nicht mehr wie üblich die jeweils besten beiden Teams der beiden Conferences ein "Freilos" in der ersten Playoff-Runde, sondern nur noch die beste Mannschaft jeder Conference. In der AFC sind das die Kansas City Chiefs, in der NFC die Green Bay Packers. Diese beiden Teams dürfen am ersten Playoff-Wochenende pausieren und bestreiten erst am Wochenende darauf ihre ersten K.O.-Spiele.
Die Wildcard-Round
In der Wildcard-Round kommen zwölf Mannschaften zum Einsatz. Folgende Partien werden in der Wildcard-Round bestritten:
Bears @ Saints:
Im Spiel der Chicago Bears bei den New Orleans Saints scheinen die Rollen auf den ersten Blick klar verteilt: Die Saints gelten als Favorit. Die Chicago Bears haben in der regulären Saison regelrecht eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Die Bears sind mit einer 5-1-Bilanz (5 Siege, 1 Niederlage) in die Saison gestartet, haben dann aber stark nachgelassen und sechs Spiele am Stück verloren.
Die größte Schwäche haben die Bears auf der Spielmacher-Position offenbart. Die Verteidigung hat die Bears vor allem zu Beginn der Saison getragen, zuletzt aber nicht mehr so stark dominiert wie noch am Anfang. Anders die Saints, die sowohl in der Defensive als auch auf der Quarterback-Position stark bestückt sind, wenn auch Drew Brees nach seiner Rippenverletzung noch nicht bei Normalform ist. Wenn er und seine Kollegen in der Offensive Normalleistung abrufen, dürften es die Bears schwer haben.
Auch die Rückkehr von Saints-Runningback Alvin Kamara scheint immer wahrscheinlicher. Kamara wurde zuletzt positiv auf Covid-19 getestet und verpasste dadurch den letzten Spieltag der regulären Saison. Nun ließ er auf Twitter verlauten, dass er gegen die Bears zurück sein wird. Wie wertvoll Kamara für das Angriffsspiel der Saints ist, hat er erst an Weihnachten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im Spiel gegen die Minnesota Vikings brachte er es insgesamt auf sage und schreibe sechs erlaufene Touchdowns.
Rams @ Seahawks:
Wenn die Los Angeles Rams in der Wildcard-Round bei den Seattle Seahawks antreten, kommt es zu einem Duell zweier Division-Gegner. Die beiden Teams haben in der regulären Saison bereits zwei Mal gegeneinander gespielt. Das erste Duell Mitte November konnten die Rams für sich entscheiden, Ende Dezember revanchierten sich die Seahawks zuhause mit einem 20:9-Sieg über das Team aus der kalifornischen Metropole.
Das Spiel der beiden Division-Rivalen dürfte deshalb besonders spannend werden, weil die Rams eine der besten Defensiven der Liga haben und die anfangs so gefährlichen Seahawks um Star-Quarterback Russell Wilson in der Offensive stark nachgelassen haben. Derweilen ist noch nicht klar, ob Rams-Quarterback Jared Goff spielen wird. Der Spielmacher hatte sich zuletzt eine Verletzung am Daumen zugezogen.
Buccaneers @ Washington:
Superstar Tom Brady hat es seinen Kritikern in dieser Saison einmal mehr gezeigt und sein neues Team, die Tampa Bay Buccaneers, in die Playoffs geführt. Besonders in der Offensive wussten die "Bucs" mit ihrem starken Receiver-Corps zu überzeugen. Dem gegenüber steht das Washington Football Team, das es tatsächlich geschafft hat, mit einer negativen Bilanz (7-9) seine schwache Division zu gewinnen und sich für die Playoffs zu qualifizieren. Ein Lichtblick im Team aus der US-Hauptstadt ist die Defensive. Keine andere Defense in der NFL ist so gut wie die von Washington, wenn es darum geht, die gegnerischen Offensiven kurz vor der eigenen Endzone zu stoppen. Man darf gespannt sein, ob Washington das gegen Tom Brady und Co. auch so gut gelingt.
Colts @ Bills:
Die Indianapolis Colts reisen am Wildcard-Wochenende zu den Buffalo Bills, denen einige Experten in diesem Jahr den ganz großen Coup zutrauen. Diese Einschätzung ist in der Tat nicht unbegründet, haben die Bills schließlich einen Lauf (seit sechs Spielen ungeschlagen) und glänzen vor allem in der Offensive um Quarterback Josh Allen und Wide Receiver Stefon Diggs. 48, 38, 56: Die Anzahl an Punkten, die die Bills in den vergangenen Spielen auf die Anzeigetafel gebracht haben, scheint rekordverdächtig.
Ein Schlüssel zum Erfolg wird für das Team aus Buffalo sein, dass Allen keine Nerven zeigt. In der vergangenen Saison haben die Bills in der Wildcard-Round im dritten Viertel schon 16:0 gegen die Houston Texans geführt, das Spiel aber - auch weil Allen eine sehr schwache Leistung auf den Platz brachte - noch verloren. Die Colts hingegen sind besonders im Laufspiel stark. Das müssen sie erfolgreich einsetzen und in der Red Zone in Touchdowns ummünzen, um eine Runde weiter zu kommen.
Browns @ Steelers:
18 Jahre mussten die Fans der Cleveland Browns auf eine Playoff-Teilnahme ihres Teams warten. Die lange Leidenszeit hat nun erst einmal ein Ende. Mit einem dramatischen 24:22-Sieg über Division-Gegner Pittsburgh Steelers haben die Browns am letzten Wochenende der regulären Saison die Playoffs klar gemacht - und treffen nun in der Wildcard-Round wieder auf die Steelers. Die Browns werden das Playoff-Spiel allerdings ohne ihren Headcoach Kevin Stefanski antreten, der positiv auf Covid-19 getestet wurde. Pittsburgh hat zu Beginn der Saison eine eindrucksvolle Serie von elf Siegen hingelegt, dann aber deutlich nachgelassen und drei Mal am Stück verloren. Da sich die Browns und die Steelers bestens kennen, dürfen durchaus Änderungen in der Spielweise erwartet werden.
Ravens @ Titans:
Im Spiel der leicht favorisierten Baltimore Ravens bei den Tennessee Titans könnte es durchaus zu einer Überraschung kommen. Im Passspiel konnte Ravens-Quarterback Lamar Jackson in der regulären Saison nämlich nicht an seine MVP-Leistung aus dem Vorjahr anknüpfen und war sehr inkonstant unterwegs. Im Gegenzug haben die Tennessee Titans neben ihrem guten Laufspiel - Runningback Derrick Henry erlief bislang über 2000 Yards in dieser Saison - auch ein ordentliches Passspiel. Wenn es die Titans schaffen, die Ravens-Offensive gleich zu Beginn des Spiels in Zaum zu halten und selbst in Führung zu gehen, könnte es schwer werden für Baltimore. Denn schon in der regulären Saison taten sich die Ravens hart, Rückstände aufzuholen.
Zuschauer oder nicht?
Was ist ein Heimspiel in den Playoffs ohne die lautstarke Unterstützung der eigenen Fans im Stadion? Nun ja, der Heimvorteil dürfte dadurch in jedem Fall geschmälert sein. Aufgrund der Corona-Pandemie sind viele NFL-Stadien in der regulären Saison leer geblieben und werden auch in den Playoffs leer bleiben. So werden die Heimspiele der Seattle Seahawks und des Washington Football Team in der Wildcard-Round vor leeren Rängen ausgetragen. Auch in den weiteren Playoffs-Stadien werden die Kapazitäten logischerweise nicht ansatzweise ausgeschöpft. Die Buffalo Bills dürfen sich aber immerhin auf die Unterstützung von über 6.000 Zuschauern freuen, und auch die Tennessee Titans, die Pittsburgh Steelers und die New Orleans Saints werden ihre Heimspiele vor Fans im Stadion austragen.
Pause für die Besten
Die Kansas City Chiefs und die Green Bay Packers haben sich als die besten Teams in ihren Conferences eine Pause verdient und können die Spiele der Wildcard-Round somit entspannt verfolgen. Die Kansas City Chiefs haben ihre Division von Anfang bis Ende dominiert und gelten als einer der Topfavoriten auf den Super-Bowl-Sieg. Besonders gefährlich macht den Titelverteidiger seine Variabilität in der Offensive.
Nicht weniger gut geschlagen haben sich die Green Bay Packers in der regulären Saison. Das Team um Star-Quarterback Aaron Rodgers hat dreizehn von sechzehn Spielen gewonnen und besonders in der Offensive überzeugt. In sieben Partien haben die Packers 35 oder mehr Punkte erzielt. Und auch die zu Beginn der Saison schwächelnde Defensive hat im Laufe der Spielzeit zugelegt und wusste zuletzt immer mehr zu überzeugen. In Sicherheit wiegen dürfen sich die "Cheeseheads" aber freilich nicht. Denn ähnlich wie der DFB-Pokal haben auch die NFL-Playoffs ihre eigenen Gesetze.