Überblick

Psycho-Spielchen

Das Duell mit Paris wirft seine Schatten voraus. Bayerns Nagelsmann glaubt, dass Paris bei der Verletzung von Topstar Mbappé bluffen könnte


Paris im Hinterkopf: Bayern-Trainer Nagelsmann.

Paris im Hinterkopf: Bayern-Trainer Nagelsmann.

Von Patrick Strasser

Schon bei der Auslosung des Champions-League-Achtelfinals Anfang November mussten alle Beteiligten an der Säbener Straße schwer schlucken: Paris St.-Germain, der schwierigste Gegner im Topf der Gruppenzweiten! Ein Duell auf Final-Niveau, war es ja auch erst vor kurzem: 2020 konnten die Bayern in Lissabon durch das 1:0 den Henkelpott gewinnen.

Dann kam diese aus Sicht des FC Bayern vermaledeite WM in Katar mit all den Enttäuschungen und Verletzungen. Noch dazu wurde Lionel Messi mit Argentinien Weltmeister, Kylian Mbappé erzielte drei Tore im Endspiel, wurde WM-Torschützenkönig.

Das Brett Parisienne, das die Bayern in den Achtelfinal-Duellen (14. Februar in Paris und 8. März in München) bohren müssen, wurde härter und härter, fühlte sich schon an wie ein tagelang liegengelassenes Baguette.

Comeback wohl Mitte Februar: Bayerns Mané.

Comeback wohl Mitte Februar: Bayerns Mané.

Doch ab Anfang der Woche drehte sich das Blatt. Während der kurzfristige Leih-Transfer des Chelsea-Angreifers Hakim Ziyech (29) zu PSG in letzter Sekunde platzte, weil nötigen Unterlagen aus London den französischen Ligaverband LFP nicht pünktlich erreichten, lief in München alles glatt am Deadline Day.

Die Bayern kamen mit der Leihe von João Cancelo (28) wie die Jungfrau zum Weltstar - und konnten sich unverhofft einen Traum von einer Verstärkung erfüllen, die spielerische und personelle Probleme ad hoc löst. Der Portugiese, dessen Einstand beim 4:0 im DFB-Pokal-Achtelfinale in Mainz überzeugte, wird ein wesentlicher Faktor sein gegen PSG. Ob als offensivstarker Linksverteidiger gegen Messi oder als Turbo-Rechtsverteidiger gegen Kylian Mbappé, der meist über die linke Angriffsseite drauflosbraust. Moment - Mbappé?

Fällt der 24-Jährige nicht verletzt aus? Am Mittwoch war Mbappé beim 3:1-Erfolg von PSG in Montpellier bereits in der 21. Minute verletzt ausgewechselt worden, klagte beim Gang in die Kabine über Schmerzen. Auf der PSG-Website heißt es: "Kylian Mbappé hat sich eine Verletzung am linken Oberschenkel auf Höhe des Bizepses zugezogen. Er wird voraussichtlich drei Wochen lang ausfallen."

Dazu meinte Nagelsmann am Freitag: "Ich glaube nicht, dass er ausfällt." Er blickte in überraschte Reportergesichter und erklärte die Vermutung: "Ich weiß nicht, was er hat, deswegen gehe ich davon aus, dass er spielt. Es steht relativ vage auf der Homepage: 'bis zu drei Wochen'. Wenn es keine strukturelle Verletzung ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass er für das Spiel ausfällt, aber ich weiß es nicht. Ich bereite mich ganz normal darauf vor, dass er spielt."

Mon dieu! Wollen die Franzosen am Ende nur bluffen? Ist es der Beginn der französisch-bayerischen Psychospielchen? Tarnen und täuschen? Nagelsmanns Konjunktiv-Gedanken: "Sie könnten pokern und die strukturelle Verletzung nicht angeben, sie könnten aber auch pokern und sagen, dass er ausfällt, er fällt aber nicht aus."

Nagelsmann selbst sprach stattdessen Klartext in Sachen Sadio Mané (30), der am Freitag seine Reha rund 45 Minuten lang auf einem Nebenplatz fortsetzte: "Ich erwarte ihn Mitte oder Ende Februar zurück. Es sieht gut aus, er hat keine Schmerzen mehr. Aber gegen Paris wird er im Hinspiel fehlen."

Im November hatte sich der Sommer-Neuzugang vom FC Liverpool einen Sehnenriss am Wadenbeinköpfchen zugezogen und wegen der anschließenden Operation die WM-Teilnahme mit seinem Heimatland Senegal verpasst. Nun das Aus fürs Paris-Duell, Teil eins. Oder alles nur ein Bluff-Konter von Nagelsmann?

Zunächst geht's am Sonntag in der Autostadt gegen Wolfsburg. Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn freute sich nach dem Pokalweiterkommen gegen Mainz, "dass die Mannschaft erstmals in diesem Jahr ihr wahres Gesicht gezeigt hat".

Die endgültige Stunde der Wahrheit, sie schlägt dann aber in Paris.