Frühere Bad Kötztingerin
Schindler holt erste Paralympics-Medaille
25. August 2021, 11:33 Uhr aktualisiert am 25. August 2021, 11:33 Uhr
Die erste Medaille bei den Paralympics in Tokio gewinnt eine frühere Bad Kötztingerin. Mit ihrer Prothese überzeugt sie nicht nur auf der Bahn. Die deutschen Rollstuhlfechter hadern mit ihrem Glück.
Die erste Paralympics-Medaille bei den Spielen in Tokio wollte sich Denise Schindler mit Gummibärchen versüßen. Die 35 Jahre alte Radsportlerin, die in Chemnitz geboren wurde und noch vor der Wende mit ihrer Familie nach Bad Kötzting gezogen war, in Furth im Wald trainierte und an der Uniklinik in Regensburg weiter behandelt wurde, holte in der japanischen Hauptstadt am Mittwoch (Ortszeit) nicht nur Bronze in der 3000-Meter-Verfolgung, sondern erfuhr sich die erste Medaille für das deutsche Paralympics-Team in der japanischen Hauptstadt.
"Ich stand so unter Druck, ich war den ganzen Tag nicht ansprechbar", sagte sie: "Am Ende sind mir so viele Steine vom Herzen gefallen, das hat die ganze Bahn gehört", sagte die Münchnerin.
Mit einem lautem Jubelschrei ließ die "Killerbiene" genannte Schindler ihre Freude im Izu Velodrome freien Lauf. In 3:55,120 Minuten besiegte sie im Bronze-Rennen die US-Amerikanerin Clara Brown (4:01,523) deutlich, auch dank der Unterstützung der deutschen Delegation um DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. "Der Präsident höchstpersönlich hat mich heute zu Bronze geschrien", sagte sie. Das erste Paralympics-Gold holte die Australierin Paige Greco.
Als Zweijährige ein Bein verloren
Schindler rutschte als Zweijährige in ihrer Geburtsstadt Chemnitz auf eisigem Weg unter eine Straßenbahn und verlor ein Bein. Ihre Prothese lässt sie mit einem 3D-Drucker erstellen und brachte damit auf der Hannover-Messe 2016 den damaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staunen.
Bereits bei den Paralympics in London 2012 und vier Jahre später in Rio de Janeiro holte Schindler insgesamt zweimal Silber und einmal Bronze, allerdings auf der Straße. Nun klappte es gleich im ersten Rennen in Tokio. "Ich bin unheimlich dankbar und glücklich", betonte sie und peilt weiteres Edelmetal auf der Straße an. "Ich lass das jetzt auch erstmal sacken", erklärte Schindler.
Der frühere Olympia-Dritte Robert Förstemann ist bei seiner Paralympics-Premiere als Partner des sehbehinderten Radsportlers Kai Kruse schon nach 1000 von 4000 Metern aus Sicherheitsgründen ausgestiegen. Kruse stürzte in der vergangenen Woche und fokussiert sich auf das 1000-Meter-Zeitfahren am Samstag.
Unglücklicher Tag für deutsche Rollstuhlfechter
Verdauen müssen auch die Rollstuhlfechter ihr vorzeitiges Aus. Sylvi Tauber hatte im Viertelfinale gegen die ukrainische Favoritin Olena Fedota mit 9:15 klar das Nachsehen. "Ich weiß nicht, warum ich nicht reingekommen bin. Vielleicht war alles ein bisschen zu schnell für mich. Aber insgesamt bin ich trotzdem hochzufrieden", sagte Tauber.
Maurice Schmidt unterlag bei seinem ersten Paralympics-Kampf bereits im Achtelfinale äußert unglücklich. Gegen den Rio-Paralympicssieger Andrii Demtschuk aus der Ukraine führte der Böblinger schon mit 14:12 und hatte bei den letzten beiden Punkten jeweils nach Studium der Video-Bilder mit 14:15 knapp das Nachsehen.
"Es ist schon böse, wenn man so gut dabei ist und die ganze Zeit führt", sagte der 22-Jährige, wollte die Niederlage aber nicht als Pech bezeichnen. "Ich war zu nervös und nicht selbstbewusst genug. Ich habe zu viel nachgedacht", sagte er. Am Donnerstag besitzt Schmidt im Degen-Wettbewerb eine neue Medaillen-Chance.
Im Schwimmen verpassten Verena Schott über 50 Meter Freistil und Marlene Endrolath (100 Meter Schmetterling) die Endläufe.