Gesundheit im Leistungssport

Skispringerin Lundby wird zum Symbol

Vor dem Olympia-Winter brach Maren Lundby mit einem vermeintlichen Tabu: Sie sprach im Skispringen über Gewichtsprobleme. Ihr Coup von Planica hat den Weg nun nachhaltig bestätigt.


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Maren Lundby jubelt über ihren zweiten Platz.

Die schwierigste sportliche Entscheidung ihrer Karriere verkündete Maren Lundby unter Tränen - und mit einem für eine Skispringerin ungewöhnlich rundlichen Gesicht.

Doch Norwegens Vorzeige-Athletin suchte keine Ausreden, sondern sprach mit Blick auf ihre eigene nahe Zukunft in der knallharten und gnadenlosen Sportart ganz ehrlich die Wahrheit aus. "Ich habe im Moment ein paar Kilo zu viel, um in der Weltspitze zu springen", sagte Lundby in einem TV-Interview im Oktober 2021.

Den kompletten Olympia-Winter setzte sie deshalb aus und verzichtete damit auch aus freien Stücken auf die Chance, wie 2018 wieder Olympiasiegerin zu werden. Sie trat stattdessen in der norwegischen Version der TV-Show "Let's Dance" auf. Lundby erntete viel aufrichtigen Zuspruch und Aufmunterung, aber auch Kritik. Durch die erfolgsverwöhnten norwegischen Medien ging ein Raunen, der Langläufer Emil Iversen nannte den Entschluss zunächst "unprofessionell" und entschuldigte sich später dafür. Knapp 17 Monate später dürfte klar sein, dass die 28 Jahre alte Lundby auch sportlich den richtigen Entschluss gefasst hat.

Mit WM-Silber im slowenischen Planica meldete sie sich eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. "Das ist wohl einer meiner größten Siege. Ich habe mir jetzt bewiesen, dass ich zurück bin", sagte Lundby. Die vierte WM-Medaille für die diesmal drittplatzierte Katharina Althaus und der überraschende Sieg von Alexandria Loutitt aus dem Skisprung-Entwicklungsland Kanada verblüfften, doch am meisten Aufmerksamkeit zog an diesem verschneiten Mittwochabend im Tal der Schanzen das große Comeback von Lundby auf sich.

"Ich glaube, die letzten zwei Jahre waren nicht einfach für sie. Sie hat immer wieder gekämpft, auch mit ihrem Gewicht. Das gehört natürlich leider zu unserer Sportart dazu", sagte Althaus, die sich vor Lundbys Pause regelmäßig Duelle mit der Norwegerin geliefert hatte. Vor der WM deutete nichts darauf hin, dass Lundby nun so auftrumpfen könnte. Ein Top-Ten-Platz im Weltcup war ihr vor Planica nicht vergönnt gewesen. "Sie ist eine Meisterin darin, da zu sein, wenn es drauf ankommt. Sie hat sich diese Silbermedaille wirklich verdient", sagte der deutsche Bundestrainer Maximilian Mechler.

Lundby entschied sich damals nicht für den Ausstieg, weil sie krank war, sondern weil sie ihre Gesundheit nicht für den Sport aufs Spiel setzen wollte. "Im Skispringen werden extreme Anforderungen gestellt, das Gewicht ist eine davon. Ich habe mein Gewicht nie unverantwortlich kontrolliert, auch das gehört zu meinem Erfolgsrezept", erläuterte Lundby.

Sie setzte damals gleich zwei Zeichen. Zum einen, dass sie sich vom professionellen Sport nicht alles aufzwingen und diktieren lässt. Zum anderen, dass die Themen Gewicht, Magersucht und Body Mass Index (BMI) mehr diskutiert werden sollten. Der BMI, der sich aus Gewicht und Größe errechnet, entscheidet über die maximale Skilänge und soll Athletinnen und Athleten vor einem Magerwahn schützen. Die Kritik des Langläufers Iversen konterte Lundby damals relativ locker. "Ich möchte weiterhin Skispringen. Es ist nur alles eine Frage der Zeit." Sie sollte recht behalten.