FC Bayern Basketball

Sportdirektor Marko Pesic: "Oliver Kostic war die einzige Lösung für uns"


"Die Spieler ziehen voll mit, weil sie wissen, dass sie jetzt mehr in der der Verantwortung stehen", sagt Pesic.

"Die Spieler ziehen voll mit, weil sie wissen, dass sie jetzt mehr in der der Verantwortung stehen", sagt Pesic.

Von Markus Giese

Geschäftsführer Marko Pesic spricht im AZ-Interview über den Trainerwechsel der Bayern-Basketballer, Erwartungen an die Mannschaft sowie die Rolle von Hainer und Hoeneß. "Er kann immer helfen."

AZ-Interview mit Marko Pesic: Der 43-Jährige kam 2011 als Sportdirektor zum FC Bayern Basketball. Seit 2014 ist er nun Geschäftsführer.

AZ: Herr Pesic, der FC Bayern Basketball tritt heute Abend (20 Uhr) bei Panathinaikos Athen, am Freitag bei Olympiakos Piräus und am Sonntag in Ludwigsburg an. Mit welchen Erwartungen gehen Sie an diese Aufgaben?
MARKO PESIC: Diese Woche ist eine besondere Herausforderung für uns, weil wir innerhalb von fünf Tagen drei Spiele haben. Unser letztes Spiel gegen ZSKA Moskau (77:84; d.Red) hat uns zuerst gezeigt, wie wir nicht spielen sollten und in der zweiten Halbzeit dann, was wir können. Gegen Panathinaikos haben wir die Chance, das Gute zu wiederholen. Darauf sollten wir uns freuen. Ziel muss es sein, genauso aufzutreten, egal wo wir spielen.

Wie entscheidend ist diese Woche dafür, ob Bayern sich in der Euroleague noch einmal zurückmelden kann?
Abschenken werden wir die Euroleauge-Saison ganz sicher nicht. Das wäre fatal. Das nächste Spiel ist extrem wichtig, da wäre ein Sieg ideal, um vielleicht einen Run zu starten. Wir haben aber noch 16 Spiele und sollten jetzt nicht darüber nachdenken, ob wir es vielleicht noch in die Playoffs schaffen können. Die Priorität bei uns muss jetzt sein, das Maximum aus sich herauszuholen, und zwar konstant.

Was hat sich nach dem Trainerwechsel von Dejan Radonjic zu dessen Assistenten Oliver Kostic verändert?
Gegen Moskau hat man gesehen, wie wir spielen müssen: schneller und mit mehr Risiko.

Münchens neuer Trainer: Oliver Kostic.

Münchens neuer Trainer: Oliver Kostic.

"Wir haben mit keinem anderen Trainer gesprochen"

Sie planen also mit Kostic bis Saisonende.
Er ist bereits über sechs Jahre hier, kennt den Verein sehr gut und wir ihn. Dass wir Vertrauen in ihn haben, steht außer Frage. Bei den Trainerwechseln in der Euroleague haben eigentlich alle Klubs entweder mit dem Co-Trainer weitergemacht oder einen Coach geholt, der schon mal im Verein war. Bei der engen Taktung der Spiele hast du gar keine andere Wahl. Ein neuer Trainer braucht ja drei, vier Wochen, um sich an das Umfeld und die Mannschaft zu gewöhnen. Unser Coaching-Staff ist derselbe geblieben, nur dass Dejan nicht mehr da ist. Sie alle kennen die Mannschaft in- und auswendig. Oliver Kostic war die einzige Lösung für uns, wir haben mit keinem anderen Trainer gesprochen und das wird auch so bleiben.

Hat er gleich an den richtigen Stellschrauben gedreht?
In einer Woche ist es natürlich schwer, viel zu verändern. Auch gegen Moskau hat man anfangs gesehen, dass der Mannschaft Sicherheit und Selbstvertrauen fehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir aber zum Beispiel unsere Ballverluste abgestellt. Unser Trainerstab weiß ganz genau, was die Mannschaft jetzt braucht, sie sind sehr klar in ihrer Kommunikation, was die Jungs machen müssen. Im Training wird ein bisschen mehr verlangt, auch physisch. Die Spieler ziehen voll mit, weil sie wissen, dass sie jetzt mehr in der der Verantwortung stehen.

Was waren die Hauptgründe für Radonjics Entlassung?
Dejan hat alles versucht, um das Maximum aus der Mannschaft rauszuholen. Das ist aber leider nicht gelungen. Wir wollten der Mannschaft einen neuen Impuls und einen neuen Ansatz geben. Einzelheiten bleiben intern. Aber eine Mannschaft, die das Potenzial hat, gegen Real Madrid zu gewinnen, und dann so viele Spiele so hoch verliert, und dabei eigentlich aufgibt, nicht kämpft - da kann ja irgendwas nicht stimmen.

Pesic mit Euroleague-Leistung nicht zufrieden

Die Erwartungen in Europa wurden also nicht erfüllt?
Mit 14 Siegen in der Bundesliga ungeschlagen zu sein, ist ein tolles Ergebnis. Man muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass wir selbst dabei als Mannschaft nicht immer hundertprozentig überzeugt haben. Wir haben viele Spiele durch unsere individuelle Qualität gewonnen. Wir müssen vor allem auch in der Euroleague einfach besser spielen.

Vergangene Woche gab es ein Gespräch mit Herbert Hainer. Mussten Sie den Trainerwechsel da rechtfertigen?
Das ist genauso, wie es mit Herrn Hoeneß war. Wir halten uns ständig gegenseitig auf dem Laufenden und haben uns sehr oft getroffen, seitdem Herr Hainer Präsident ist. Er ist sehr engagiert und sehr interessiert. Es ist nicht so, dass wir ihn irgendwie von unserer Entscheidung überzeugen mussten, weil wir ohnehin in ständigem Austausch waren. Er war bei vielen Spielen in der Halle und hat natürlich auch selbst eine Meinung. Das war also ein ganz normaler Austausch zwischen unserem Sportdirektor Daniele Baiesi, dem Präsidium und mir.

Baiesi nahm sich selbst mit in die Verantwortung. Haben die Verantwortlichen, also auch Sie als Geschäftsführer, Fehler gemacht?
Das ist eine interessante und berechtigte Frage, die man aber meiner Meinung nach erst mit Ablauf der Saison beantworten kann. Dann kann man bewerten, was gut und was schlecht war.

In Verbindung mit dem SAP Garden haben Sie große Ziele formuliert. Spielt es Ihnen in die Karten, dass der erst 2022 eingeweiht werden kann?
Im Gegenteil: Ich hätte die Halle am liebsten ab der nächsten Saison. Ich habe gesagt: "Wenn die neue Halle da ist, möchten wir fester Bestandteil der Euroleague-Playoffs sein." Der Weg dorthin ist hart, das kann in einem Jahr oder vielleicht erst in drei Jahren sein.

Pesic hat noch regelmäßig Kontakt mit Hoeneß

Nach AZ-Information steigen die Baukosten für Red Bull von 100 auf über 150 Millionen Euro. Könnte das Auswirkungen für Bayern auf die Miete haben?
Ob die Kosten tatsächlich höher sind, kann nur Red Bull beantworten. Unsere Zusammenarbeit mit Red Bull ist seit dem ersten Tag mehr als exzellent. Auch unsere finanziellen Abmachungen stehen.

Zum Abschluss: Wie eng ist Ihr Kontakt zu Uli Hoeneß mittlerweile noch?
Wir telefonieren regelmäßig, weil ich sehr gerne den Kontakt mit ihm halten möchte und er immer mit dem ein oder anderen Rat helfen kann. Aber er hat sich auch jetzt beim Trainerwechsel nicht eingemischt und höchstes Vertrauen in Herrn Hainer, der uns sehr hilft. Deshalb sind die Telefonate mit Herrn Hoeneß eher private Gespräche.