AZ-Kommentar
Suizid von Robert Enke: Nichts gelernt
10. November 2019, 9:44 Uhr aktualisiert am 10. November 2019, 9:44 Uhr
Der Vize-Sportchef der AZ, Krischan Kaufmann, kommentiert die Lehren aus dem Fall Enke.
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem der Suizid von Nationaltorwart Robert Enke die Nation erschütterte. Damals schwor sich die gesamte Branche, nun einen anderen Umgang zu pflegen. Respekt, Empathie und vor allem mehr Miteinander sollten im deutschen Fußball Einzug halten. Und heute? Was ist aus den Versprechen geworden? Die Tränen sind getrocknet, geändert hat sich kaum etwas.
Aktuelles (Negativ-)Beispiel gefällig? Bei der 1:2-Niederlage der Bayern gegen Hoffenheim - knapp einen Monat vor Enkes Todestag - saß Bayern-Profi Javi Martínez weinend auf der Ersatzbank und musste vom damals noch als Co von Niko Kovac angestellten Hansi Flick getröstet werden. Angeblich war der Spanier mit seinem Reservistendasein unzufrieden. Martinez' öffentliche Tränen waren natürlich auch Thema in der Expertenrunde bei Sky 90.
Kein Mitgefühl oder tröstende Worte
Auf Mitgefühl oder gar tröstende Worte durfte er dort allerdings nicht hoffen. Stattdessen leistete sich Heribert Bruchhagen, bekannt als meinungsstarker Ex-Manager unter anderem von Eintracht Frankfurt und dem HSV, eine hässliche verbale Entgleisung gegenüber dem gefrusteten Spanier: "Martinez hat Tränen in den Augen? Da lache ich mich tot. Ein Lizenzspieler des FC Bayern München, mit 18 Weltstars", polterte der 71-Jährige und weiter: "Wenn ich da mal nicht spiele mit über 30 Jahren, weil da eine andere Konzeption ist, was gibt es da dann bitte zu weinen? Nichts. Nichts."
Traurige Aussagen. Zeigen sie doch, was die Bruchhagens dieser Welt aus dem Fall Enke gelernt haben. Genau: Nichts. Nichts.