Russland fliegt raus

UEFA und IOC ziehen die Rote Karte


Der ukrainische Fußballprofi Oleksandr Zinchenko von Manchester City trägt ein Aufwärm-T-Shirt mit der Aufschrift "No war" (Kein Krieg). Auch im Sport gibt es eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine. Genauso groß sind die Forderungen nach Ausschlüssen russischer Mannschaften bei internationalen Wettbewerben. Die UEFA und das IOC gehen nun diesen Schritt der Suspendierung.

Der ukrainische Fußballprofi Oleksandr Zinchenko von Manchester City trägt ein Aufwärm-T-Shirt mit der Aufschrift "No war" (Kein Krieg). Auch im Sport gibt es eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine. Genauso groß sind die Forderungen nach Ausschlüssen russischer Mannschaften bei internationalen Wettbewerben. Die UEFA und das IOC gehen nun diesen Schritt der Suspendierung.

Von sid

Die großen Sportverbände handeln: Das IOC fordert den Ausschluss russischer Mannschaften bei internationalen Wettkämpfen, die UEFA legt den russischen Fußball lahm, die FIFA zögert noch.

Das IOC und die UEFA machen ernst, nach einem tagelangen beschämenden Spiel auf Zeit zeigen die großen Verbände dem russischen Sport die Rote Karte. Das IOC forderte in einer bemerkenswerten Abkehr von seiner bisherigen Politik die internationalen Fachverbände auf, russische Sportler von ihren Wettbewerben auszuschließen. Die UEFA will beschließen, alle russischen Fußball-Mannschaften bis auf Weiteres zu suspendieren.

Das bislang Russland-freundliche IOC machte mit seiner Forderung eine Rolle rückwärts - und der zuvor so zögerliche Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gleich mit. Sportlerinnen und Sportler aus Russland und dessen Kriegspartner Belarus sei die Teilnahme an allen internationalen Sportveranstaltungen zu verbieten. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin entzog das IOC den 2001 verliehenen Olympischen Orden.

DOSB folgt den Forderungen des Vereins Athleten Deutschland

Der seit Tagen zögerliche DOSB schwenkte umgehend auf die Linie des IOC ein. Er teilte in einer Stellungnahme mit: "Auch der Sport muss seiner Verantwortung nachkommen und entsprechende Einschränkungen in Kauf nehmen." Er folgte damit den Forderungen des Vereins Athleten Deutschland, der nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine bereits am Samstag den "vollständigen Ausschluss" von Russlands und Belarus "aus dem Weltsport" gefordert hatte.

Auch die UEFA hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu harten Maßnahmen durchgerungen. Nach Informationen des SID wird sie nach der Sitzung ihres Exekutiv-Komitees am Montag ab 18.00 Uhr den Schluss aller russischen Mannschaften aus ihren Wettbewerben beschließen. Zuvor hatte sie bereits Putins Heimstadt St. Petersburg das Finale der Champions League entzogen, zudem wird sie wie Schalke 04 wohl den Vertrag mit dem russischen Großsponsor Gazprom kündigen.

Die Entscheidung der UEFA hat unmittelbare Folgen für RB Leipzig: Das Achtelfinale der Europa League gegen Spartak Moskau wird nicht stattfinden, die Sachsen stehen dadurch automatisch im Viertelfinale. Russland wird auch von der Frauen-EM in England im Juli ausgeschlossen, wo es in der Gruppenphase gegen die Boykott-Befürworter Schweden und Schweiz sowie die Niederlande gespielt hätte.

Spiele gegen Russland "kann und darf es nicht geben"

Die UEFA folgt den Boykott-Ankündigungen zahlreicher Nationalverbände, auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) befürwortet die gemeinsame Haltung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Spiele gegen Russland geben wird. Das kann und darf es nicht geben. Es geht um Krieg. Da muss man eine klare Haltung einnehmen", sagte DFB-Präsidentschaftsbewerber Peter Peters dem SID.

Auch die FIFA steht nun stark unter Druck - und befindet sich nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP in "fortgeschrittenen Diskussionen". Als Mitglied des Councils rät Peters den Kollegen: Die Entscheidung der europäischen Verbände "ist richtig, die FIFA sollte dem folgen". Bislang zeigte Präsident und Putin-Freund Gianni Infantino Russland nur die Gelbe Karte: Spiele auf neutralem Boden, ohne den Namen Russland, ohne Hymne und Nationalflagge.

Die FIFA aber müsste nachlegen, denn: Die Verbände von Schweden, Polen und Tschechien wollen in den Play-offs der WM-Qualifikation Spiele gegen Russland boykottieren. Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza nannte dies "die einzig richtige Entscheidung". Die Mannschaft um Robert Lewandowski träfe am 24. März auf Russland, bei einem russischen Sieg wäre Schweden oder Tschechien Gegner.

DEB für Suspendierung Russlands durch den Weltverband IIHF

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat schon reagiert. Er unterstützt die Forderung der baltischen Verbände nach einer Suspendierung Russlands durch den Weltverband IIHF. "Solange dieser unfassbare Krieg nicht aufhört", sagte DEB-Präsident Franz Reindl dem SID, "kann auch der Sport nicht einfach weitermachen". Das IIHF-Council will am Montagabend über Konsequenzen beraten - auch für Belarus.

Russlands Kriegspartner Belarus war zunehmend in den Fokus der Boykott-Aufrufe geraten, nicht zuletzt in dem Brief, den die Vereinigung Global Athletes im Namen ukrainischer Sportlerinnen und Sportler sowie des Vereins Athleten Deutschland an das IOC und das Internationale Paralympische Komitee (IPC) geschickt hat. Beide Verbände wurden darin zur sofortigen Suspendierung der Nationalen Olympischen sowie Paralympischen Komitees aufgefordert.

"Wenn das IOC und das IPC sich weigern tätig zu werden, ermutigen Sie die Verletzung internationaler Gesetze sowie Ihrer eigenen Charta durch Russland und Belarus", heißt es in dem Statement. "Ihre Tatenlosigkeit wird an jeden Sportler und an die Welt die Botschaft senden, dass Sie die Interessen von Russland und Belarus über die der Athleten stellen."