Kontaktloses Zahlen
Hohe Gebühren drohen: Das müssen Sie jetzt wissen
9. Mai 2021, 20:37 Uhr aktualisiert am 9. Mai 2021, 20:37 Uhr
In der Corona-Pandemie liegt kontaktloses Bezahlen per Karte oder Smartphone-App im Trend. Was viele nicht wissen: Einige Banken verlangen für kontaktlose Zahlung eine Gebühr. Teilweise bis zu 75 Cent pro Zahlung an der Kasse. Es droht die Kostenfalle. Wir erklären Ihnen, wie sie diese umgehen können.
Hat die Corona-Krise das Bezahlverhalten der Kunden wirklich verändert? Ja - Zahlen ohne Bargeld liegt schon lange im Trend. Der über Jahre schleichende Prozess weg vom Bargeld und hin zur Kartenzahlung hat im Corona-Jahr 2020 nochmals einen kräftigen Schub bekommen. Das belegen Daten der Deutschen Bank. Von allen erfassten Zahlungen zum Beispiel an der Ladenkasse oder beim Einkaufen im Internet wurden demnach 30 Prozent per Karte getätigt. Bei der vorigen Erhebung im Jahr 2017 lag der Wert noch neun Prozentpunkte niedriger. Gleichzeitig sank der Anteil der Barzahlungen von 74 Prozent auf 60 Prozent. Selbst kleine Geschäfte, Bäckereien oder Metzgereien bieten mittlerweile Kartenzahlung an. Experten nennen das kontaktlose Bezahlen - also ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift - schon "die neue Normalität" an der Ladenkasse.
Wie hoch sind die Gebühren dafür? Im schlimmsten Fall können pro Zahlungsvorgang mit der EC- oder Girocard bis zu 75 Cent fällig werden. Im Schnitt sind es 34 Cent je Vorgang. Jede zweite Sparkasse oder Volksbank verlangt solche Gebühren. Wer seine Karte am Tag zweimal nutzt, kommt am Ende des Jahres auf 255 Euro Extra-Kosten - Kosten, mit denen man nicht gerechnet hat. Das zeigt eine Untersuchung des Finanzportals Biallo.de, das insgesamt 1 200 Banken in Deutschland unter die Lupe genommen hat - 463 von ihnen erheben demnach Gebühren. In der Mehrzahl seien Kunden mit einem der günstigen Kontomodelle betroffen, stellen die Experten fest. Vor allem Basiskonten mit niedrigen Kontoführungsgebühren schlagen bei den Transaktionskosten zu.
Wie kann ich herausfinden, ob meine Bank solche Gebühren erhebt? Das ist nicht immer ganz einfach und teilweise sogar richtig versteckt. Womöglich lässt sich dies erst bei der nächsten Abrechnung am Ende des Quartals feststellen. Zwar müssen Banken und Sparkassen privaten Kontoinhabern seit 2016 sagen, welche Kosten für die Nutzung entstehen. Doch diese Entgeltinformationen sind auf den Internetseiten nur schwer zu finden. Der Beleg taucht oftmals unter der Rubrik beleglose Aufträge auf, auf dem Kontoauszug meist unter Lastschrift Debitkarte oder ähnlich. Verbraucherschützer kritisieren daher: Diese Kosten stehen zum Teil gar nicht offen im Kleingedruckten der Entgeltinformationen. Das sei nicht transparent.
Ist es denn überhaupt sinnvoll, wegen Corona auf Bargeld zu verzichten? Für den Moment lässt sich sagen: Nein. Wegen eines möglichen Ansteckungsrisikos hat die Weltgesundheitsorganisation in der Corona-Krise zwar empfohlen, ohne Bargeld zu zahlen. Die Bundesbank und andere Fachleute wie der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité halten es jedoch für äußerst unwahrscheinlich, sich über Bargeld mit dem Coronavirus anzustecken. Trotzdem empfehlen viele Händler die Kartennutzung. Die Kreditwirtschaft hat das Limit für das kontaktlose Bezahlen mit der EC-Karte von 25 auf 50 Euro erhöht. Das heißt: 50 Euro pro Einkauf, ohne PIN-Nummer eingeben zu müssen. Für die Kunden gibt es das oftmals nicht zum Nulltarif. Da kann es dann schon ein böses Erwachen geben.
Was kann ich dagegen machen? Die Verbraucherzentrale empfiehlt, sich das eigene Kontomodell und die Kontoauszüge genau anzuschauen, und gegebenenfalls bei der Bank nachzufragen, welche Gebühren sie erhebt. Außerdem können Bankkunden einmal pro Jahr eine Entgeltaufstellung mit allen Kosten, die ihnen die Bank in Rechnung stellt, verlangen. Verbraucherschützer beobachten schon länger, dass Girokonten immer teurer und häufig intransparenter werden.
Macht es Sinn, die Bank zu wechseln? Nicht unbedingt. Wer feststellt, dass seine Kartenzahlung zu teuer ist, der kann zu einem anderen Anbieter wechseln. Man sollte aber auch die Gesamtkosten im Blick haben: Denn manchmal kostet zwar die Kartenzahlung extra - dafür ist aber die Kontoführungsgebühr niedrig. Und es gibt noch andere Gebührenschrauben, an denen Banken drehen dürfen, wie fürs Abheben am Geldautomaten der eigenen Bank oder die Papier-Überweisung. Wer viel mit Karte zahlt, für den kann es sich auch rentieren, bei seiner Bank zu einem anderen Kontomodell zu wechseln. Dann zahlt man eventuell mehr im Monat für das Konto an sich, dafür sind aber alle Transaktionen im Preis mit drin. Wer bargeldlos zahlen will, kann das auch mit Kreditkarte tun - die an sich aber auch Geld kostet und die nicht jedes Unternehmen akzeptiert. Eine weitere Möglichkeit ist das Bezahlen mit dem Smartphone, mithilfe von Apple Pay oder Google Pay - bei dem eine Kreditkarte hinterlegt ist. Es gibt auch weiterhin komplett kostenlose Girokonten. Tipps zum Kontowechsel geben zum Beispiel die Verbraucherzentralen.