Covid-19
Ärzte fordern Stopp für staatliche Förderung von Impfzentren
28. September 2022, 16:56 Uhr aktualisiert am 7. April 2023, 17:04 Uhr
Bayerns Haus-, Kinder- und Jugendärzte fordern den Stopp der staatlichen Finanzierung der Corona-Impfzentren. "Diese mit Steuergeldern subventionierte Parallelstruktur muss aufgelöst werden. Die Impfzentren sind nicht nur teuer und aktuell und auf absehbare Zeit nutzlos, sondern ein Angriff auf die etablierte medizinische Versorgung in Stadt und Land", sagten Markus Beier, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, und Dominik A. Ewald, Landesverbandsvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), am Mittwoch in München.
Weiter: "Es ist nicht vermittelbar, dass in Zeiten, in der Beitragserhöhungen in den Gesetzlichen Krankenkassen beschlossene Sache sind und die Erhöhung des steuerfinanzierten Teils der Gesetzlichen Krankenkassen zur Diskussion steht, weiterhin eine versorgungspolitisch nutzlose und extrem teuere Doppelstruktur vorgehalten wird." Zu Beginn der Pandemie hätten die Impfzentren Sinn ergeben, weshalb die Praxen diese politische Entscheidung damals unterstützt hätten. Mittlerweile sei die Lage aber eine andere.
"Wir hatten damals einen Ansturm von Impfwilligen zu bewältigen und wenig Impfstoff zur Verfügung. Heute ist es genau umgekehrt", sagten Wolfgang Ritter, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes, und Michael Hubmann, Vize-Vorsitzender des BVKJ. Viele Patientinnen und Patienten ließen sich erst nach einer eingehenden ärztlichen Beratung impfen. "Dabei spielt das große Vertrauen, dass Patientinnen und Patienten in ihren Haus- oder Kinderarzt haben, eine wesentliche Rolle. Anonyme Impfzentren können das nicht leisten."
Aus der Sicht von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sind die Impfzentren "unverändert gefragt". Sie könnten etwa niedrigschwellige Sonderimpfaktionen anbieten, um so eine größere Anzahl oder bestimmte Personenkreise zu erreichen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München.
"Bayern wird zu gegebener Zeit prüfen, ob ein Festhalten an den Impfzentren im nächsten Jahr sinnvoll ist. Ein Übergang in die Regelversorgung ist sicherlich denkbar", betonte Holetschek. Darüber werde mit allen Beteiligten - darunter die Landkreise, Städte und das BRK für die Hilfsorganisationen - im Lenkungsausschuss diskutiert. "Ich gehe davon aus, dass wir zeitnah zu einer Entscheidung kommen. Wichtig ist, dass es durch eine mögliche Schließung der Impfzentren nicht zu Lücken im Impfschutz kommt." Der Bund müsse schnell klären, wie es in der Regelversorgung weitergehen solle.