Haarige Sache

Alpenweite "Gamsbart-Olympiade" in Mittenwald


Jurymitglieder begutachten bei der Gamsbart-Olympiade die eingereichten Bärte.

Jurymitglieder begutachten bei der Gamsbart-Olympiade die eingereichten Bärte.

Von dpa

Um vermeintliche Bärte geht es am Sonntag in Mittenwald. Gesucht werden alpenweit die schönsten Gamsbärte. Sie werden allerdings aus ganz anderen Haaren der Tiere gefertigt.

Um Hüte mit Bärten geht es am Sonntag im oberbayerischen Mittenwald: Beim alpenweiten Wettbewerb "Gamsbart-Olympiade" werden Dutzende Besitzer der schönsten Gams-, Dachs- und Hirschbärte erwartet. Bärte der betreffenden Tiere sind es allerdings nicht: Der Hutschmuck wird aus den Rückenhaaren von Gamsbock und Dachs beziehungsweise beim Hirsch aus der Halsmähne hergestellt, wie der Tourismusverband Alpenwelt Karwendel mitteilte.

Bewertet wird nach einem ausgeklügelten Punktesystem, das unter anderem folgende Kriterien umfasst: allgemeiner Eindruck, Länge, Bund, Haarqualität und Dichte. Rund 100 Bewerber werden erwartet.

Der traditionelle Hutschmuck der Mannsbilder entsteht in Handarbeit. Bis zu 150 Arbeitsstunden sind nötig. Gamsbärte können deshalb zwischen 2000 und 4000 Euro kosten. Am Sonntagmorgen werden die Schmuckstücke für den Wettbewerb im Mittenwalder Rathaus abgegeben - wo sich damit ein kleines Vermögen ansammelt.

Die Olympiade entstand 1960 im oberösterreichischen Bad Goisern. Dank höchstrichterlicher Entscheidung darf der Name trotz Einspruchs des Olympischen Komitees verwendet werden. Seit 2008 ist Mittenwald jedes zweite Mal Austragungsort, dieses Jahr ist es der 30. Wettbewerb.

Vor allem der Gamsbart hat im Alpenraum Tradition. Um 1500 trug laut Alpenwelt Karwendel Kaiser Maximilian I. von Österreich die Haare einer Gams. Erstmals dokumentiert wurde das Gamsbartbinden 1802. Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckte die städtische Elite ihre Liebe zur Jagd und zur Lebensart der Leute in den Bergen.

Adelige wie der Erzherzog Johann von Habsburg oder Prinzregent Luitpold von Wittelsbach machten Tracht mit Gamsbart salonfähig. Im Karwendel ist dafür vor allem der Schriftsteller Ludwig Ganghofer (1855-1920) bekannt.