Zukunftssorge
Bayerisches Chemiedreieck schlägt wegen Strompreisen Alarm
16. Februar 2023, 14:35 Uhr aktualisiert am 17. Februar 2023, 21:41 Uhr
Tausende Beschäftigte im südostbayerischen Chemiedreieck sorgen sich wegen der enorm gestiegenen Strompreise um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Bei einer Betriebsversammlung der Wacker Chemie in Anwesenheit von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagte Betriebsratschef Manfred Köppl am Donnerstag in Burghausen: "An unserem Standort ballen sich die Herausforderungen. Der Strombedarf steigt, die Netzkapazitäten sind bereits heute erschöpft, und der Preis für Strom droht die Wirtschaftlichkeit infrage zu stellen."
Eine Stromautobahn für grüne Energie, die Vernetzung mit Pipelines für grünen Wasserstoff und ein zweites, elektrifiziertes Bahngleis seien dringend notwendig: "Am Ende geht es um über 10.000 gute Arbeitsplätze allein hier am Standort."
Wacker-Chef Christian Hartel sagte: "Die Energiepreise in Deutschland sind im internationalen Vergleich viel zu hoch." Wacker sei der einzig verbliebene europäische Spieler von Weltrang im Geschäft mit Polysilizium, dem Ausgangsstoff für Solarzellen und Computerchips. Energieintensive Unternehmen bräuchten eine gesicherte Versorgung mit bezahlbarem, grünem Strom - jetzt, nicht erst 2030.
Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft BCE, Michael Vassiliadis, sagte: "Im bayerischen Chemiedreieck konzentrieren sich wie in einem Brennglas die Probleme der energieintensiven Industrie in Deutschland." Der Schalter für Industrie- und Investitionsförderung müsse schnell umgelegt werden. "Es braucht jetzt Lösungen für die akuten Verwerfungen bei den Energiepreisen ebenso wie einen verbindlichen politischen Ausbaupfad und massive Anschubhilfen als Grundlage für die überfällige Modernisierung und Transformation der Industriestandorte in diesem Jahrzehnt."
Bundesminister Heil versicherte: "Wir stehen an der Seite der Beschäftigten in der Chemieindustrie und kämpfen um gute Industrie-Arbeitsplätze und soziale Stabilität."