Der ländliche Raum in Zahlen

Von Andreas Kerscher

Die Dörfer bluten aus: Immer mehr junge Leute ziehen in die Städte und deren Umland, zurück bleiben die Alten. Das ist nicht nur eine subjektiver Eindruck, die Zahlen des Statistischen Landesamtes unterstützen diese Behauptung.

Besonders deutlich wird die gegenläufige Entwicklung von Stadt und Land in Niederbayern und der Oberpfalz, wenn man den Landkreis, der in den nächsten Jahrzehnten am stärksten altern wird, mit der jeweiligen Bezirkshauptstadt gegenüberstellt. Doch ein Blick in die Statistiken und Zahlen verschiedener Verbände verrät auch noch viele weitere Daten über Dörfer und den ländlichen Raum.

Prozent aller Gemeinden in der Oberpfalz haben keine Schankwirtschaft mehr (Stand 2011). Auch in Niederbayern fehlt das Wirtshaus als Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft in 32,9 Prozent der Gemeinden. 17 Gemeinden in Niederbayern und 16 Gemeinden in der Oberpfalz müssen sogar völlig ohne irgendeine Form von Getränke- und Speisegastronomie auskommen.

von insgesamt 258 Gemeinden (69 Prozent) in Niederbayern sind reine Dorfgemeinden, also keine Märkte oder Städte. In der Oberpfalz sind 128 von 226 Gemeinden (57 %) Dorfgemeinden.

Menschen pro Quadratkilometer leben in Hohenfels. Es ist damit die am dünnsten besiedelte Gemeinde in Ostbayern. Allerdings ist ein großer Teil des Gebiets ein US-Truppenübungsplatz. Die am dünnsten besiedelte niederbayerische Gemeinde ist Bayerisch Eisenstein mit 21,2 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Regensburg teilen sich 1.838,4 Menschen einen Quadratkilometer.

Einwohner hat die kleinste Gemeinde Ostbayerns: Weiding im Landkreis Schwandorf, ein Teil der Verwaltungsgemeinschaft Schönsee. Es ist die drittkleinste Gemeinde in ganz Bayern. Die kleinste Gemeinde in Niederbayern ist Perasdorf im Landkreis Straubing-Bogen mit 561 Einwohnern.

einzige Gemeinde in Niederbayern, die keine Stadtgemeinde ist, hat in mehr als 95 Prozent der Haushalte Internet in Breitband-Qualität von mindestens 50 Mbit/s verfügbar: Essenbach vor den Toren der Bezirkshauptstadt Landshut. In der Oberpfalz haben in immerhin 15 Dorf- und Marktgemeinden mehr als 95 Prozent der Haushalte Zugriff auf Breitbandnetz von 50 Mbit/s und schneller. Die meisten dieser Gemeinden – darunter Sünching, Pfakofen und Hagelstadt im Kreis Regensburg – befinden sich im Speckgürtel um die Städte Weiden, Amberg, Neumarkt in der Oberpfalz und Regensburg.

Planungsbereichen in Ostbayern – Vilsbiburg, Eggenfelden-Nord und Tirschenreuth – droht laut Kassenärztlicher Vereinigung (KVB) eine Unterversorgung mit Hausärzten. Auch in Moosburg besteht laut KVB die Gefahr einer Unterversorgung. Die Planungsbereiche Regen und Pocking/Ruhstorf an der Rott sind dagegen mit mehr als 140 Prozent der ärztlichen Planstellen überversorgt. Ein Planungsbereich der KVB besteht in der Regel aus mehreren Gemeinden. Pro 1.671 Einwohner sollte ein Hausarzt zur Verfügung stehen. In dünn besiedelten Gebieten kann das in der Praxis trotzdem weite Strecken zum nächsten Arzt bedeuten, auch wenn der Versorgungsgrad rechnerisch erfüllt ist.

Freiwillige Feuerwehren gibt es in Niederbayern und der Oberpfalz. Auf dem Land hilft man sich selber – für die Feuerwehren gilt das auf jeden Fall. In den Dörfern und auch in den Städten im ländlichen Raum Ostbayerns passen laut Zahlen des Landesfeuerwehrverbandes 93.432 aktive Feuerwehrleute freiwillig auf ihre Mitmenschen auf und helfen ihnen bei Bränden und Unfällen. Nur eine einzige Berufsfeuerwehr gibt es in Ostbayern: in der Stadt Regensburg.

Rufbus-Projekte in Niederbayern und der Oberpfalz sind im Jahr 2017 mit fast einer Million Euro vom Freistaat Bayern gefördert worden. Wenn der nächste Arzt, Supermarkt oder Freunde und Familie zwei Dörfer weiter wohnen, wird das für weniger mobile Menschen zu einer kleinen Weltreise. Mit Rufbussen versuchen Freistaat und Kommunen die Region besser zu verknüpfen. 2018 werden zusätzlich drei Projekte im Landkreis Freyung-Grafenau bezuschusst.

Niederbayern pendeln zum Arbeiten in eine andere Gemeinde. Das sind 72 Prozent aller Beschäftigten. Davon pendeln laut Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederbayern 68.000 Beschäftigte in die kreisfreien Städte Landshut, Straubing und Passau. Weitere Landkreise mit mehr Ein- als Auspendlern sind Dingolfing-Landau und Deggendorf. Viele Berufspendler wohnen in angrenzenden Landkreisen. In der Oberpfalz pendeln fast 76.000 Arbeitnehmer nach Regensburg.

Landkreise und kreisfreie Städte in Niederbayern und der Oberpfalz werden bis zum Jahr 2036 mehr als zehn Prozent ihrer Bevölkerung auf natürlichem Weg verlieren, weil dort mehr Menschen sterben, als geboren werden. Darunter Freyung-Grafenau und Regen in Niederbayern und Amberg-Sulzbach, Neustadt/Waldnaab sowie Tirschenreuth in der Oberpfalz. Bis auf die Stadt Regensburg gibt es in allen ostbayerischen Landkreisen eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung. Weil aber zugleich in ganz Ostbayern mehr Menschen zuwandern als abwandern, werden nur neun Landkreise und kreisfreie Städte bis 2036 unter dem Strich tatsächlich an Bevölkerung verlieren, die restlichen 13 Kreise und Städte werden wachsen.