Wegen Coronavirus
„Es brennt“ – Gastro-Branche fordert Kurzarbeitergeld
6. März 2020, 15:05 Uhr aktualisiert am 8. April 2020, 17:26 Uhr
Die allgemeine Sorge um den Ausbruch des Coronavirus bringt die Gastro-Branche in Ostbayern in Bedrängnis: Stornierungen im Minutentakt, wegbrechende Aufträge, ausbleibende Reservierungen. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Niederbayern spricht von 40 und mehr Prozent Umsatzeinbußen in Teilen der Branche. Dehoga Bayern fordert jetzt staatliche Unterstützung, zum Beispiel Kurzarbeitergeld für die Betriebe.
"Das bayerische Gastgewerbe wird durch die Coronakrise erheblich stärker getroffen als befürchtet", heißt es in einer Pressemitteilung von Dehoga Bayern. Eine Blitzumfrage unter 1.947 bayerischen Betrieben hatte ein besorgniserregendes Bild ergeben. 38 Prozent der Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligten, sind in Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern angesiedelt. Demnach verzeichnen 78 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen in Folge der Coronakrise. Im Branchenschnitt liegen die Einbrüche bayernweit bei 29 Prozent. Bei 93 Prozent der Betriebe bleiben Neubuchungen in großer Zahl aus. Wie schwer die Krise sei, beweise die Teilnehmerzahl der Umfrage: "Wir hatten innerhalb von zwei Tagen so viele Rückmeldungen wie noch nie zuvor bei einer solchen Umfrage", erklärt Rita Mautz, die Bezirksgeschäftsführerin Niederbayern bei Dehoga, auf idowa-Anfrage.
Im Zuge der Corona-Krise bringt der Verband einige Allzeit-Forderungen wieder aufs Tableau, wie den reduzierten Umsatzsteuersatz für Essen und Steuererleichterungen. Aber auch konkrete finanzielle Unterstützung wird gefordert - Liquiditätshilfen beispielsweise oder eine Kurzarbeitergeldregelung. "Wir haben aber wenig Hoffnung, dass die Politik das zeitnah umsetzt", schätzt Rita Mautz die Lage ein.
"Die gemeldeten Umsatzrückgänge werden von Tag zu Tag größer", erklärt Mautz. Aufgrund der zahlreichenden abgesagten Veranstaltungen sei die Auftragslage bei der Caterern desaströs, in gleicher Weise seien die Hoteliers betroffen. "Die meisten Hotel- und Gaststättenbetriebe haben praktisch keine Rücklagen und können diese Umsatzeinbrüche nur schwer abfangen", sagt Rita Mautz. Lange Durststrecken vertrage die Branche nicht.
Wie in kaum einer anderen Branche sei ein Domino-Effekt zu befürchten: "Leere Betten bedeuten immer auch leere Restaurants, was schnell zu dauerhaften Folgeschäden für den Tourismus, Bayerns zweitwichtigste Leitökonomie, führen kann", sagt Angela Inselkammer, Präsidentin von Dehoga Bayern. Einmal geschlossene Gaststätten, Restaurants und Hotel kämen nicht zurück, der Schaden sei dauerhaft.
Vertreter des Hotel- und Gaststättengewerbes sehen in der Berichterstattung und der Verunsicherung in der Bevölkerung einen Teil des Problems: "Ich würde mir wünschen, dass auch einmal Mediziner zu Wort kommen, die sagen, dass das Risiko, eine Coronavirus-Infektion zu bekommen, nicht unbedingt dadurch kleiner wird, dass man Restaurantbesuche und Veranstaltungen meidet"', sagt Rita Mautz von Dehoga Niederbayern. Denn neben den Besuchern von Konzerten, Vereins- und Bierfesten blieben auch die privaten Hotel- und Restaurantgäste immer mehr aus.
Schon länger ist bekannt, dass die Caterer und Restaurants unter der Absage großer Messen leiden. Abgesagt wurde etwa die weltgrößte Reisemesse ITB, die an diesem Mittwoch in Berlin beginnen sollte. Hotels und Eventgastronomen meldeten Umsatzeinbußen im sechs- bis siebenstelligen Bereich, sagte Dehoga Verbandspräsident Guido Zöllick.
Die Hoffnung im Verband richtet sich auf den Koalitionsausschuss am Sonntag. Dehoga fordert von den Politikern der Großen Koalition ein umfassendes Maßnahmenpaket, "das unbürokratische und insbesondere für klein- und mittelständische Betriebe leicht umsetzbare Maßnahmen enthält."