Geldgeber anspruchsvoller

Finanzierung für Start-ups wird in Bayern schwieriger


Flixbus wurde in der Anfangsphase als Jungunternehmen von der Förderagentur BayStartup unterstützt.

Flixbus wurde in der Anfangsphase als Jungunternehmen von der Förderagentur BayStartup unterstützt.

Von dpa

Bayern ist ein beliebtes Pflaster bei Start-up-Gründern. Doch die Geldgeber werden anspruchsvoller.

Für Start-ups wird nach guten Jahren die Suche nach willigen Investoren mühevoller. Grund sind nach Einschätzung der Förderagentur BayStartup höhere Ansprüche der Investoren an die jungen Unternehmen. "Die Situation ist schwieriger geworden", sagte Geschäftsführer Carsten Rudolph der Deutschen Presse-Agentur. Das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2022 war nach Worten Rudolphs ein Rekordjahr mit Finanzierungen in Höhe von 81 Millionen Euro, 13 Millionen mehr als 2021.

Bayern und insbesondere die Region München sind ein beliebter Standort für Start-up-Gründer. Die von der Staatsregierung unterstützte Förderagentur bringt Unternehmen mit Geldgebern zusammen. Bundesweit bekanntes Beispiel eines in der Anfangsphase von BayStartup unterstützten Unternehmens ist Flixbus.

Erstgespräche werden mühsamer

"Insbesondere für Start-ups, die noch keine Umsätze erzielen, werden die Erstgespräche mit Investoren deutlich schwieriger und mühsamer", sagte Rudolph. "Wenn ein Start-up dagegen schon erste Umsätze hat, also schon gezeigt hat, dass es einen Markt gibt, findet es auch jetzt noch Investoren."

Die Venture-Capital-Fonds seien gut gefüllt und hätten Investitionsdruck. "Aber klar ist, die Ansprüche an die Start-ups steigen und die Bewertungen sinken. Den Start-ups, die ganz in der Anfangsphase sind, raten wir deshalb, schnell erste Umsätze zu erreichen", sagte der Baystartup-Chef. "Ganz ohne Marktvalidierung wird es meiner Meinung nach in den nächsten Monaten schwer."

BayStartup betreut vor allem Unternehmen in der Anfangsphase. Neben Fonds spielen private Geldgeber dabei eine große Rolle: Diese steuerten gut 37 Millionen der 81 Millionen Euro bei. Ohne diese Privatinvestoren würde die Frühphasenfinanzierung von Start-ups nach Rudolphs Einschätzung nicht funktionieren.

Optimismus bei guten Ideen

Ungeachtet der schwieriger gewordenen Bedingungen ist Rudolph optimistisch, dass junge Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen auch in Zukunft Kapitalgeber finden werden. "Die Entlassungswellen, die wir in der Berliner Start-up-Szene sehen, betreffen vor allem Unternehmen ohne echtes Geschäftsmodell. Gewisse Marktkorrekturen sind da im Rahmen des Erwartbaren." Die gute Nachricht im Vergleich zu den Krisen 2008 und 2001 sei heute, "dass die Venture-Capital-Landschaft mittlerweile sehr gut sortiert ist".

Das Ende der Null-Zins-Phase am Finanzmarkt spielt für Investoren in Jungunternehmen nach Einschätzung Rudolphs keine große Rolle. Grund ist, dass die Geldgeber sich weit höhere Renditen erhoffen. "Kapitalgeber rechnen sich mit einem Start-up-Investment Chancen aus auf etwas ganz Großes, mit einem Multiple von zehn oder mehr", sagte Rudolph. "Da spielt es keine Rolle, ob die Zinsen bei 0 oder 1,8 Prozent liegen."

Die Investorensuche für Start-ups in Deutschland gilt im Vergleich etwa zu den USA seit jeher als eher mühevoll, vor allem für Unternehmen, die die erste Phase der Gründung bereits hinter sich haben und weiter wachsen wollen. "Die größeren Finanzierungsrunden finden eigentlich immer unter Beteiligung von US-Investoren statt", sagte Rudolph. "Dazu muss das Start-up aber bereits eine gewisse Reife haben. So sind die meisten beim Investment schon im zweistelligen Millionenbereich unterwegs."