"Axt an Vielfalt der Kultur"

Grünen-Politikerin kritisiert Bayerns Corona-Regeln


Schon seit Längerem sind Kunst- und Kulturschaffende mit den in ihren Augen unfairen Corona-Maßnahmen unzufrieden - wie diese beiden Männer mit ihrem Banner auf dem Königsplatz in München. (Archivbild)

Schon seit Längerem sind Kunst- und Kulturschaffende mit den in ihren Augen unfairen Corona-Maßnahmen unzufrieden - wie diese beiden Männer mit ihrem Banner auf dem Königsplatz in München. (Archivbild)

Von dpa

Nur ein Viertel der Besucher darf rein - diese Corona-Regelung trifft die Kulturbetriebe in Bayern hart. Egal ob Kino, Konzerthaus oder Theater, für viele ist das existenzbedrohend. Eine Grünen-Politikerin schlägt deshalb Alarm.

Die Kultur in Bayern wird durch die Corona-Regeln nach Ansicht der kulturpolitischen Sprecherin der Landtags-Grünen, Sanne Kurz, massiv benachteiligt. Hier werde die Axt angelegt an die Vielfalt der Kultur, schrieb die Münchner Landtagsabgeordnete in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Kunstminister Bernd Sibler (CSU). Theater dürften nur ein Viertel ihrer Sitzplätze nutzen, während die Theaterkneipe zu 100 Prozent besetzt werden könne. Dabei gelte im Theater weiter die 2G-plus-Regel, nach der auch Geimpfte und Genesene einen negativen Test vorlegen müssten, im Lokal dagegen nur 2G.

Auch Ski-Gondeln oder Freizeitparks hätten im Innenbereich weniger Infektionsschutzauflagen als Kultur im Außenbereich. "Was heißt es für einen Kulturstaat, dass Werbeveranstaltungen mit 2G durchgeführt werden dürfen bei 100 Prozent Auslastung, Kultur aber mit 2G plus und 25 Prozent Auslastung gegängelt und in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wird?"

"Die Lage ist dramatisch. Für das so wichtige Weihnachtsgeschäft kommt jede Hilfe zu spät", erklärte Kurz und forderte Sibler auf, "eine laute Stimme des Anwalts der Kultur" zu erheben und sich an vorderster Front für seine Sache stark zu machen.

Sibler "blutet das Herz"

Sibler nannte die Begrenzung der Auslastung auf ein Viertel der Zuschauer einen schmerzlichen Schritt: "Als Kunstminister blutet mein Herz", sagte der CSU-Politiker. "Noch schmerzlicher wäre die Notwendigkeit einer kompletten Schließung des Kulturbetriebs, wie es die Grünen ja kürzlich mit einem Lockdown gefordert hatten." Um die kulturelle Vielfalt im Freistaat zu stabilisieren, gebe es verschiedene Unterstützungsprogramme für die Kunst- und Kulturbranche. Diese seien bis Ende März verlängert worden.

Kurz bezog sich auf am Dienstag vom Kabinett beschlossene Neuerungen. Danach bleibt die 2G-plus-Regel unter anderem für Ausstellungen oder Kulturveranstaltungen im Innenbereich bestehen. 2G ohne zusätzliche Tests gilt dagegen bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen mit Ausnahme des Sports und der Kultur, für zoologische und botanische Gärten oder Freizeitparks, auch innen. Auch Menschen mit Auffrischungsimpfung müssen sich nicht testen lassen.