Für drei Tage in Weiden

Hohe Selfie-Frequenz bei Steinmeiers Besuch in der Oberpfalz

Das Staatsoberhaupt führt seine Amtsgeschäfte für drei Tage aus dem bayerischen Weiden. Frank-Walter Steinmeier spricht mit Menschen aus der Region, isst Bratwürste und ernennt Botschafter.


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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) wird von Jens Meyer (l, SPD), Oberbürgermeister von Weiden, empfangen. Steinmeier verlegt seinen Amtssitz für drei Tage vom 25. bis 27. Juni nach Bayern um in der Region mit Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Von dpa

Frank-Walter Steinmeier tauscht für drei Tage seinen Amtssitz in Berlin mit der bayerischen Provinz. Nicht etwa, weil er in diesen Tagen vom Fußball-Bundestrainer als gefühltes Staatsoberhaupt vorübergehend abgelöst worden wäre. Sondern weil der Bundespräsident als Oberhaupt aller Deutschen mit Menschen sprechen will, die abseits der großen Städte leben, in Orten, die nicht jeden Tag Gegenstand der Berichterstattung in den großen Nachrichtensendungen sind, wie er selbst es ausdrückt. "Ortszeit heißt, vor allen Dingen mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen", sagt Steinmeier.

In Weiden ist der Bundespräsident am Dienstag noch kaum aus seiner schwarzen Limousine ausgestiegen, da macht er schon von der Möglichkeit Gebrauch, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Die Selfie-Quote ist extrem hoch an diesem sonnigen Tag in der Weidener Innenstadt.

Steinmeier lässt sich von Buchhändlerin Maria Rupprecht in die Neuigkeiten der jungen Literatur einweihen und kauft Metzgermeister Karl Weishäupl ein paar seiner lokal berühmten Bratwürste ab. Er spricht mit Gastwirten, aber auch mit kleinen Fußballfans - die Kinder allerdings nicht mit ihm.

Gemessen an der Tatsache, dass sich der ehemalige SPD-Politiker Steinmeier in der Oberpfalz befindet und damit in einer parteipolitisch tiefschwarzen Region, ist der Empfang aber höchst freundlich. Sogar Beifall brandet hin und wieder auf, wenn der Präsident an Straßencafés vorbeigeht. Nebenbei ernennt er vom Hotel "Bräuwirt" aus den neuen deutschen Botschafter in Kanada. In der Suite 31 wurde eigens für den berühmten Gast das Bett hinausgetragen - und durch einen Eichenschreibtisch ersetzt, samt dahinter postierter Standarte mit Bundesadler.

"Zum elften Mal verlassen wir Berlin, verlassen wir das Schloss Bellevue, um Regionen außerhalb der großen Ballungsräume zu besuchen", sagt Steinmeier auf dem Weidener Marktplatz. Es komme darauf an, den Menschen nicht in den Eindruck zu vermitteln, sie würden nicht gehört. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt Steinmeier.

Die Idee der "Ortszeit", bei der das Staatsoberhaupt für ein paar Tage seinen Amtssitz von Berlin in die Provinz verlegt, ist aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie entstanden. "Was kann man als Bundespräsident tun, um die Menschen wieder mehr miteinander ins Gespräch zu bringen?", war Kern der Frage. Die "Ortszeit" sei eine Antwort darauf gewesen. "Wir wollen einen Einblick bekommen, worüber in der Stadt, worüber in der Region gesprochen wird", sagte Steinmeier. Sechs Mal führte ihn die Reise in den Osten Deutschlands, vier Mal in den Westen. Der "Intensivkurs Weiden" brachte ihn erstmals für eine "Ortszeit" nach Bayern.

Am Nachmittag stehen dann Gespräche mit jungen Leuten auf dem Programm. Erst in einem Jugendtreff, wo der Politiker seine Fähigkeiten an einer Spielkonsole unter Beweis stellen wollte. Später dann bei einem Fußballverein, wo der ehemalige Kreisliga-Kicker Steinmeier mit den Spielern einer Nachwuchsmannschaft des FC Weiden-Ost über Vereins- und Jugendarbeit plaudern will.

Die Erkenntnis, dass besonders Kinder und Jugendliche an den Folgen der Pandemie zu leiden hätten, sei ein Treiber für die "Ortszeit" gewesen, sagt Steinmeier. Am Mittwoch soll es dann einer "Kaffeetafel kontrovers" um eine ganze Reihe von Themen gehen - vom Krieg in der Ukraine bis zu Fragen der Schulpolitik im Lokalen.