Niederbayern

IHK: Brexit kommt regionale Wirtschaft teuer zu stehen


Bei den Kennzeilen der niederbayerischen Wirtschaft scheint der Brexit bereits seine Schatten vorauszuwerfen. (Symbolbild)

Bei den Kennzeilen der niederbayerischen Wirtschaft scheint der Brexit bereits seine Schatten vorauszuwerfen. (Symbolbild)

Von Stefan Karl

Über zwei Jahre kannte die Konjunktur in Niederbayern nur eine Richtung: Aufwärts. Jetzt aber tauchen für die Unternehmer aus der Region schwarze Wolken am Horizont auf. Allen voran der Brexit könnte nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer Niederbayern (IHK) zu Einbrüchen der Wirtschaftsleistung in Milliardenhöhe führen.

Unter dem Eindruck der Ereignisse der jüngeren Vergangenheit hat sich die Stimmung in der niederbayerischen Wirtschaft merklich verfinstert, wie Johannes Karasek, der Sprecher der IHK Niederbayern erklärt: "In der neuesten Umfragerunde hatten die Unternehmer von einem gesunkenen Optimismus berichtet und die Konjunkturkurve zeigt damit in den Betrieben aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Tourismus erstmals wieder leicht nach unten."

Einen großen Anteil daran, dass sich die Stimmung eintrübt, dürfte der bevorstehende Brexit haben: Rund 500 niederbayerische Unternehmen stehen nach einer Erhebung der IHK in regelmäßigen Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien. Die Angst vor dem ungeordneten Austritt der (noch) zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft schlägt sich laut IHK-Sprecher Johannes Karasek bereits in konkreten Zahlen nieder: "Betrachtet man die bayerische Wirtschaft insgesamt, so war im Jahr 2015 das Vereinigte Königreich für die bayerischen Unternehmen international noch der zweitwichtigste Abnehmer. Lieferungen im Wert von 15,5 Milliarden Euro gingen in diesem Jahr in das Land. 2017 betrug das Volumen schon nur noch 14 Milliarden Euro und bis August 2018 sind die Lieferungen im Vergleich zum Vorjahr nochmal um 6,5 Prozent zurückgegangen."

Mehr als jeder zweite Euro im Export

Auf die Binnennachfrage, die die bayerische und auch die bundesdeutsche Wirtschaft über die vergangenen Monate gestützt und dafür gesorgt hatte, dass die Umsatzeinbrüche nicht zu heftig in den gesamtwirtschaftlichen Kennzahlen durchschlagen, kann sich die niederbayerische Wirtschaft laut Karasek nur bedingt verlassen: "Im verarbeitenden Gewerbe Niederbayerns wird mehr als jeder zweite Euro im Export verdient. Aber obwohl sich die Weltwirtschaft in zunehmend unsicherem Fahrwasser bewegt, konnten die Betriebe hier unterm Strich im vergangenen Jahr ein positives Ergebnis erzielen." Wie lange die niederbayerische Industrie den Verwerfungen noch trotzt, ist allerdings fraglich.

Die IHK sieht durchaus auch Bundes- und Landespolitik in der Pflicht, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen: "Was die Wirtschaft jetzt braucht, sind klare Regelungen und die richtigen Weichenstellungen, um das wirtschaftspolitische Umfeld zu stabilisieren. Dazu gehören etwa der Infrastrukturausbau - bezogen auf die Verkehrswege ebenso wie auf schnelle Internetverbindungen per Kabel und im Mobilfunk - oder Nachbesserungen bei der Bürokratiebelastung."