Statistik 2019

Export: Das sagt die IHK zur Entwicklung in Ostbayern


Besonders die Automobilindustrie ist nach wie vor einer von Deutschlands Export-Motoren. Trotzdem wuchs die Bilanz 2019 nicht so stark wie in den Jahren zuvor. (Symbolbild)

Besonders die Automobilindustrie ist nach wie vor einer von Deutschlands Export-Motoren. Trotzdem wuchs die Bilanz 2019 nicht so stark wie in den Jahren zuvor. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat am Freitag die Export-Statistik für das Jahr 2019 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der Export zwar gewachsen ist - jedoch nicht so stark wie in den Jahren zuvor. idowa hat bei IHK-Stellen in Ostbayern nachgefragt, ob die Entwicklung in der Region den bundesweiten Trend spiegelt.

Der deutsche Export hat im vergangenen Jahr einen Dämpfer erlitten. Laut Destatis-Angaben stiegen die Warenausfuhren zwar auf einen Rekordwert von rund 1.330 Milliarden Euro. Der Zuwachs fiel mit 0,8 Prozent allerdings wesentlich kleiner aus als in den Jahren 2018 und 2017, denn damals hatte es noch ein Plus von drei beziehungsweise rund sechs Prozent gegeben. Zum Jahresende 2019 beschleunigten sich die Ausfuhren. Im Dezember gingen Waren im Wert von 98 Milliarden Euro ins Ausland - 2,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Die Importe legten 2019 um 1,4 Prozent auf etwa 1.104 Milliarden Euro zu. Das ist deutlich weniger als 2018 (5,6 Prozent) und 2017 (Acht Prozent). Als Außenhandelsbilanz ergibt sich damit für das vergangene Jahr ein bundesweiter Export-Überschuss von etwa 224 Milliarden Euro.

Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Ein-und Ausfuhr Deutschlands seit Anfang 2017.

Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Ein-und Ausfuhr Deutschlands seit Anfang 2017.

Importe aus der EU und Exporte in Drittstaaten steigen

In andere Länder der EU führte Deutschland 2019 Waren im Wert von etwa 777 Milliarden Euro aus und importierte im Gegenzug rund 631 Milliarden Euro an Gütern von dort. Das entspricht sowohl für den Import als auch für den Export deutlich mehr als der Hälfte der Gesamtbilanz. Gegenüber 2018 nahmen die Exporte in die EU-Staaten damit um 0,2 Prozent ab, die Importe aus anderen EU-Ländern stiegen dagegen um 1,3 Prozent. Die Exporte in Staaten außerhalb der EU, sogenannte "Drittstaaten", nahmen 2019 um 2,2 Prozent auf etwa 550 Milliarden Euro zu, die Importe aus diesen Ländern nach Deutschland stiegen um 1,6 Prozent auf etwa 473 Milliarden Euro.

IHK Ostbayern mit positivem Ausblick - aber auch Sorgen

In Ostbayern gibt es Anzeichen dafür, dass die Entwicklung in der Region den bundesweiten Trend widerspiegelt, wie Nachfragen von idowa bei den IHK-Stellen für Niederbayern und die Oberpfalz ergaben.

Markus Huber, stellvertretender Leiter der Abteilung Internationales bei der IHK Oberpfalz-Kelheim, zeichnet eine moderat positive "Export-Quote" für seinen Zuständigkeitsbereich. "Die Export-Quote besagt, wie viel Prozent ihres Umsatzes unsere Unternehmen durch Ausfuhr von Waren erwirtschaften", erklärt er. "Hier sind wir in der Oberpfalz 2016 bei 56 Prozent, 2017 und 2018 gleichbleibend bei 56,8 Prozent, also ein leichtes Plus." Für das Jahr 2019 lägen noch keine Daten für den exportstarken Dezember vor, von Januar bis November sei man hier aber bei 55,2 Prozent.

"Man könnte auch sagen: Mehr als jeder zweite Euro wird in der Oberpfalz durch den Export verdient", so Huber weiter, "und das muss man erstmal so halten." Als Gründe für den leichten Export-Abschwung bundesweit vermutet der IHK-Experte den drohenden Brexit, die Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie den allgemein wachsenden wirtschaftlichen Protektionismus vieler Länder innerhalb und außerhalb der EU.

Verarbeitendes Gewerbe in Niederbayern Grund zur Hoffnung

Von Seiten der IHK Niederbayern in Passau heißt es, der Freistaat Bayern als Ganzes habe in den ersten 11 Monaten des Jahres 2019 einen Export-Rückgang um 0,5 Prozent hinnehmen müssen. Zumindest Teile Niederbayerns stünden da jedoch stabiler da, beispielsweise das verarbeitende Gewerbe: Betriebe mit über 50 Beschäftigten im IHK-Bezirk Niederbayern exportierten in diesem Zeitraum Waren und Leistungen im Wert von rund 23 Milliarden Euro und erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von rund 39 Milliarden Euro. Das entspricht einer Exportquote von etwa 58 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2018 waren es von Januar bis November gut 22 Milliarden Euro Exportanteil und knapp 40 Milliarden Euro Gesamtumsatz. Die Exportquote von 56,8 Prozent würde damit 2019 voraussichtlich übertroffen.

Aber auch in Niederbayern blickt man mit einiger Sorge auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Peter Sonnleitner, Bereichsleiter International der IHK Niederbayern: "In Zeiten des neuen Protektionismus, neuer Handelsschranken, des Brexit und einer bisweilen unkalkulierbaren Position der USA bleibt es in nächster Zeit eine große Herausforderung, sich in diesem Umfeld als Exportland stabil zu behaupten. Weitere Krisenentwicklungen sind zudem schwer abschätzbar." Man hoffe aber, dass in Verbindung mit einer starken EU weiter "Made in Niederbayern" weltweit ankomme.

BGA erwartet keine deutliche Besserung

Der Bundesverband für Groß- und Außenhandel (BGA) bewertet die Risiken laut Destatis-Pressemitteilung ähnlich: Der Handelsstreit habe das Wirtschaftswachstum Chinas gebremst, worunter Deutschland als große Exportnation besonders zu leiden habe. Für das laufende Jahr erwarte man hier keine signifikante Besserung. Zwar gebe es inzwischen eine Teileinigung zwischen Washington und Peking und auch die Gefahr eines chaotischen Brexits sei vorerst vom Tisch, doch die Probleme seien damit noch nicht gelöst. Für neue Unsicherheit sorgt laut BGA zudem die schnelle Ausbreitung des Coronavirus insbesondere in China, einem wichtigen Handelspartner Deutschlands.