Bayern

Laimer Unterführung: Lokalpolitiker wollen Radler ausbremsen

Gegen Radel-Rambos: Gibt es in München bald die ersten Bodenschwellen gegen schnelle Radfahrer? In Laim fordert das der Bezirksausschuss. Wenn das nicht hilft, will er die Röhre für Radfahrer sogar komplett sperren.


Über den knappen Platz, den sie sich teilen müssen, geraten Fußgänger und Radfahrer vor allem zu Stoßzeiten immer wieder in Konflikt. Dass Bodenschwellen die Situation entschärfen können, glaubt allerdings nicht jeder.

Über den knappen Platz, den sie sich teilen müssen, geraten Fußgänger und Radfahrer vor allem zu Stoßzeiten immer wieder in Konflikt. Dass Bodenschwellen die Situation entschärfen können, glaubt allerdings nicht jeder.

Von Anna-Maria Salmen

Laim - Es wirkt ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm an diesem Vormittag in der Laimer Unterführung. Nur wenige Fußgänger und vereinzelte Radfahrer sind unterwegs. Um kurz vor elf Uhr ändert sich das schlagartig: Eine Bahn kommt an, die Unterführung füllt sich sofort mit Passanten. Der Stau lässt nicht lange auf sich warten. Abrupt muss eine Fahrradfahrerin abbremsen: Vor ihr gehen zwei Frauen mit Kinderwagen nebeneinander. Mit der Gruppe Jugendlicher daneben und der endlosen Reihe am Rand abgestellter Fahrräder ist der schmale Weg dicht.

Immer wieder kommt es in der Laimer Unterführung zu brenzligen Konflikten. Manche Radfahrer sind dort viel zu schnell unterwegs, was bei dichtem Fußgängerverkehr gefährlich werden kann. Um die Radler auszubremsen, will der Laimer Bezirksausschuss nun zu härteren Maßnahmen greifen: Die Lokalpolitiker fordern die Stadtverwaltung auf, in regelmäßigen Abständen aufschraubbare Bodenschwellen anzubringen.

"Die Bodenschwellen sind unser letzter Versuch"

Die Verkehrsteilnehmer mithilfe von Schildern zu trennen, habe nicht funktioniert, sagt Bezirksausschusschef Josef Mögele (SPD) der AZ. "Die Forderung nach Bodenschwellen ist unser letzter Versuch." Sollte die Maßnahme sich nicht umsetzen lassen, hält Mögele es für unumgänglich, die Unterführung für Radfahrer zu sperren.

Vor Ort ist man sich einig, dass etwas getan werden muss. Passantin Maria Moser hält Bodenschwellen für sinnvoll: "Ich bin dafür, dass die Radler gezwungen werden, besser auf die Fußgänger aufzupassen." Gerade für Ältere sei es oft schwer, rasch einem anrauschenden Fahrrad auszuweichen, das weiß die 91-Jährige aus Erfahrung. Wenn Radler mit hoher Geschwindigkeit angeschossen kommen, empfindet sie das als bedrohlich.

Es gibt immer wieder Unfälle in Zusammenstöße in der Laimer Unterführung

Aber auch für Kinder könne es brenzlig werden, sagt eine junge Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie ist an diesem Vormittag selbst mit dem Fahrrad unterwegs, "trotzdem finde ich, dass die Leute viel zu schnell fahren". Das sei aber nicht nur ein Problem der Unterführung, auch anderswo käme es dadurch immer wieder zu Zusammenstößen. Sie selbst habe in einem Park schon einen schlimmen Unfall miterlebt, bei dem eine Radfahrerin mit einem Kind zusammenstieß.

Ähnliches hat auch Alexandra Gaßmann beobachtet, die für die CSU im Laimer Bezirksausschuss sitzt und selbst neun Kinder hat. Erst kürzlich erlebte sie, wie es in der Unterführung beinahe zu einem fatalen Unfall kam: "Eine Mutter kam mit ihrem Kinderwagen von der S-Bahn herunter und von links kam ein schnelles E-Bike angeschossen. Das ging gerade noch gut."

E-Bikes haben die Röhre noch gefährlicher gemacht

Gerade E-Bikes würden durch die hohe Geschwindigkeit die Situation verschärfen, meint Gaßmann. "Da können viele gar nicht mehr bremsen." Die Lokalpolitikerin wünscht sich mehr Einsicht von den Radfahrern. Denn die Unterführung sei eigentlich ein reiner Fußweg, Radler dürften ihn lediglich mitnutzen. "Das bedeutet, dass man als Radfahrer mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein müsste. Und dann kann man eigentlich auch gleich schieben", sagt Gaßmann. Das würden aber die meisten Radler nicht einsehen, meint die Lokalpolitikerin.

Passantin Thea Arlt findet dennoch, dass sich auch die Fußgänger rücksichtsvoller verhalten könnten, damit das Miteinander gelingt.

An diesem Vormittag ist sie zu Fuß unterwegs, sie fährt aber auch oft mit dem Rad durch die Unterführung. Dabei hat sie festgestellt, dass die Fußgänger häufig kreuz und quer über den schmalen Weg laufen, berichtet sie. Nur eine Seite nutzen und so den Radfahrern Raum lassen, daran würden sich viele nicht halten. "Bodenschwellen bringen dann nicht viel", meint Arlt.

Der ADFC kritisiert die Pläne

Das sieht auch Andreas Schön so, Vorsitzender des Münchner ADFC. "Bodenschwellen lehnen wir ab." Freilich sei es in der Unterführung zu eng, die Maßnahme hält er aber für den falschen Ansatz. Es gebe lange nicht mehr nur klassische Fahrräder, sondern immer mehr Kinderanhänger oder Lastenfahrräder. Mit solchen seien Bodenschwellen nur unbequem zu überqueren. Gleichzeitig würden Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen behindert: "Da trifft es die Falschen."

Und: Im Autoverkehr gebe es schließlich auch keine Schwellen, obwohl dort ebenfalls regelmäßig zu schnell gefahren werde. Schön appelliert daher an die Vernunft: "Man muss immer wieder daran erinnern, dass alle gegenseitig Rücksicht nehmen." Unbelehrbare gebe es zwar immer, "aber ich glaube, dass sich die Mehrheit vernünftig verhält".

Josef Mögele vom Bezirksausschuss sieht das anders: Zusammenstöße gebe es immer wieder. Bodenschwellen könnten so gestaltet werden, dass sie nicht die Falschen behindern, indem man am Rand einen Weg frei lasse für Rollstuhlfahrer. Sich nur auf die Vernunft verlassen will Mögele nicht: "Ich will mir nicht vorwerfen lassen, zu wenig getan zu haben, wenn mal ein Kind überfahren wird."