Unwetter

Milliardenschaden durch Hochwasser: Entspannung in Sicht


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Passanten schauen vom Ufer der Altstadt auf die Hochwasser tragende Donau.

Von dpa

Die Hochwasserkatastrophe in Bayern und Baden-Württemberg hat nach einer ersten Schätzung einen Versicherungsschaden von etwa zwei Milliarden Euro verursacht. "Weil insbesondere an der Donau das Hochwasser noch nicht abgelaufen ist, haftet dieser Schätzung noch eine gewisse Unsicherheit an", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg Asmussen.

Nach dem Ende der Überschwemmungen soll der Stand der Schäden bei den einzelnen Versicherungen noch einmal abgefragt werden. Der Verband schätzt jedoch ausschließlich die Schäden, die von den Versicherern bezahlt werden. Die Gesamtschäden sind bei jedem Hochwasser noch weit höher, auch weil viele Menschen keine Elementarschädenversicherung haben.

Nach Einschätzung der Behörden entspannt sich die Lage in den Hochwassergebieten im Freistaat weiter. Trotz angekündigter neuer Unwetter sollten die Pegelstände über das Wochenende weiter deutlich zurückgehen. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) berichtete, dass mehrere Donaupegel in Niederbayern und der Oberpfalz seit Freitag nicht mehr in der höchsten Warnstufe 4 waren, das betraf auch Regensburg.

Die Anwohner der vom Hochwasser besonders bedrohten Werftstraße in der Oberpfälzer Bezirkshauptstadt dürfen mittlerweile in ihre Wohnungen zurückkehren. "Wir haben großes Glück gehabt", sagte die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD).

An den anderen Orten an der Donau wurde erst im Laufe des Wochenendes erwartet, dass die Warnungen auf Stufe 3 zurückgehen. "In Kelheim und Straubing, sowie in Deggendorf und Hofkirchen sinken die Wasserstände erst langsamer unter Meldestufe 4", meldete der HND.

Der Deutsche Wetterdienst kündigte bis zum Montag weiterhin Gewitter im Freistaat und örtlich auch Unwetter mit Hagel an. Der Starkregen könne bis zu 40 Liter Wasser pro Quadratmeter in kurzer Zeit bringen. Die Experten des HND sehen trotzdem keinen Grund für eine neue Warnung: "In der Fläche sind die Regenmengen nicht relevant", hieß es.

Es könne durch den teils angekündigten starken Regen zwar am Montag im Süden noch einmal zu steigenden Wasserständen kommen, "nach jetzigen Prognosen wird jedoch nur Meldestufe 1 bis 2 erwartet". Es bestehe allerdings "ein geringes Risiko, dass auch wieder höhere Meldestufen bis 4 erreicht werden". Die Entwicklung werde weiter beobachtet.

Schaulustige stören immer noch beim Aufräumen

In den von der Flut betroffenen Gebieten von Schwaben bis Ostbayern waren die Einsatzkräfte und die Bewohner am Freitag weiter damit beschäftigt, die Hochwasserfolgen zu beseitigen. Der oberbayerische Landkreis Neuburg-Schrobenhausen entschied am Freitag, den Katastrophenfall frühestens am Montag aufzuheben. Auch das Landratsamt Pfaffenhofen/Ilm ließ den Katastrophenfall zunächst in Kraft. Im nordschwäbischen Kreis Donau-Ries wurden unterdessen alle Evakuierungsempfehlungen aufgehoben, mit Ausnahme eines Ortsteils der Kreisstadt Donauwörth.

An manchen Orten sorgten weiterhin sogenannte Katastrophentouristen für Ärger. "Leider erhalten wir immer noch Berichte über das Auftreten von Schaulustigen", berichtete das Landratsamt Straubing-Bogen. "Es wird daher nochmal dringend darum geben, sich von Einsatzorten der Feuerwehren fernzuhalten und die Einsatzkräfte nicht zu behindern."

Von der Flut zerstörte Möbel aus Protest vor CSU-Zentrale

Mit zerstörten Möbelstücken aus den Hochwassergebieten hat Greenpeace vor der Zentrale der CSU in München gegen die Politik der Partei demonstriert. Die Umweltschutzorganisation sprach von einer "verfehlten Klima- und Hochwasserschutzpolitik" der CSU. Greenpeace warf der CSU-geführten Staatsregierung vor, bei der Energiewende viel zu wenige Windkrafträder zu bauen. Beim Hochwasserschutz werde zudem der Bau wichtiger Rückhaltebecken an den Flüssen nicht umgesetzt.

Die Landräte von Deggendorf und Passau, Bernd Sibler und Raimund Kneidinger (beide CSU), forderten unterdessen mehr Tempo beim Ausbau des Hochwasserschutzes an der Donau in Niederbayern zwischen Deggendorf und Vilshofen. Die Lage sei in dem Bereich bei dem aktuellen Hochwasser zwar deutlich besser gewesen als im Jahr 2013, jedoch habe der Katastrophenfall ausgerufen und der Abschnitt auf 13 Kilometern Länge mit Sandsäcken verstärkt werden müssen, sagte Sibler.

Inzwischen wird auch immer deutlicher, dass das Hochwasser etlichen Landwirten die Ernte ruiniert hat. "Die Wassermassen haben oft große Teile der Ernte für dieses Jahr vernichtet", sagte Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Forscher: Klimawandel verstärkt die Starkregenfälle

Einer Schnellanalyse zufolge hatte der Klimawandel Anteil am Ausmaß des Hochwassers in Süddeutschland. Der Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, sei dadurch bis zu 10 Prozent stärker ausgefallen als ohne menschengemachte Erwärmung, teilte das Forschungskonsortium Climameter mit.

El Niño und andere natürliche Klimaphänomene spielten demnach keine Rolle bei der Verschlimmerung. Selbst scheinbar geringe Mengen an verstärkten Niederschlägen können unverhältnismäßig große Auswirkungen haben, wie das Forschungskonsortium erklärte. Das Ahrtal-Hochwasser von 2021 zum Beispiel sei durch den Klimawandel um 3 bis 19 Prozent verstärkt worden. Climameter ist ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Forschungsprojekt.


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