Bayern
Prozess in München: Lohnsteuerhilfe-Mitglieder um 100.000 Euro betrogen
16. Februar 2023, 18:04 Uhr aktualisiert am 16. Februar 2023, 18:04 Uhr
München - "Ich war verzweifelt", erklärt Peter D. (42, Name geänderti) vor Gericht. Er habe einen großen Schuldenberg angehäuft, fürchtete am Ende vielleicht seine kleine Tochter nicht mehr sehen zu dürfen. Da griff er zu einem illegalen Mittel, um an Geld zu kommen.
Der 42-Jährige war von April 2021 bis Januar 2022 Mitarbeiter der Lohnsteuerhilfe. Sein Aufgabengebiet umfasste laut Anklage Tätigkeiten im Sekretariat. Im Rahmen dieser Arbeiten hatte er Zugriffsmöglichkeit auf sämtliche im EDV-System der Lohnsteuerhilfe gespeicherten Daten der Mitglieder. Das nutzte er aus, um Steuerrückerstattungen der Lohi-Mitglieder auf sein Konto zu dirigieren.
Dazu verfasste er Briefe an die jeweiligen Sachbearbeiter des Finanzamtes und gaukelte diesen vor, dass sich die Kontoverbindungen der Lohi-Mitglieder, die Anspruch auf Rückerstattungen aus der Einkommenssteuer hatten, geändert habe. Er gab stattdessen sein Konto an.
Der simple Trick funktionierte in zwölf Fällen. Peter D. kassierte auf diese Weise über 100 000 Euro. Einen Teil überwies er zwar wieder zurück. Es bleibt aber ein Schaden von über 73 000 Euro. Sein Geständnis dürfte ihm beim Strafmaß geholfen haben. Das Amtsgericht verurteilte ihn wegen Betruges und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten.