Bayern
Sankt Lukas: Eine von Münchens schönsten Orgeln ist kaputt
4. Mai 2023, 16:24 Uhr
Lehel - Wer im Kirchenschiff von St. Lukas sitzt und nur dem Orgelspiel von Kantor und Kirchenmusikdirektor Tobias Frank (42) lauscht, dem fällt es nicht sofort auf. Aber: Die gigantische Steinmeyer-Orgel ist sanierungsbedürftig. Auf einer von vier Tastaturen funktionieren noch etwa zwei von drei Tönen. "Beim Spiel lässt sich das kaschieren", sagt der Kirchenmusikdirektor. Optimal ist es nicht.
Manche Teile an der Orgel lösen sich sogar auf
Der Spieltisch zur Rechten des Altars ist neu. Der wurde 2019 angeschafft, weil sich der alte buchstäblich auflöst. "Das Zelluloid an den Registerzügen platzt immer weiter ab", erklärt Frank. Der alte Spieltisch stammt wie die restliche Orgel aus dem Jahr 1932.
Nicht nur der alte Spieltisch ist sichtlich gezeichnet von der Zeit. Die Windbälge aus Leder wurden über die Jahre durch Sonneneinstrahlung spröde, die Pfeifen sinken zum Teil ein, durch frühere Löscharbeiten entstand ein Wasserschaden, der Brandschutz ist nicht zeitgemäß. "Alles wurde über die Jahre immer nur geflickt", erklärt Frank.
Zwar ist die Orgel 1967 instandgesetzt worden, das habe laut Frank nicht viel besser gemacht. Die im Klanggeist der Romantik erbaute Orgel sollte durch die Instandsetzung nun mehr nach Barock klingen - laut der sogenannten Orgelbewegung Mitte des 20. Jahrhunderts der wahre Orgelklang.
So, wie die Orgel aufgebaut ist, war sie eine der ersten ihrer Art in München
Dafür wurde beispielsweise ein Zwischenboden über manche Pfeifen gelegt, um den Klang zu verändern. "Wenn man ehrlich ist, wurde die Orgel damals klanglich kastriert", findet der Kirchenmusikdirektor. Mit der Sanierung hofft Frank, dass der originale Klang wieder hergestellt wird. Außerdem sollen noch sechs weitere Orgel-Register das Instrument erweitern.
Die Orgel in St. Lukas ist nicht nur wegen des sogenannten Rückpositivs eine Besonderheit - der Aufbau der zusätzlichen Pfeifen vor der Orgel war damals der erste in einer Münchner Kirche. Das Instrument wurde außerdem als "Instrument nationaler Bedeutung" eingestuft. Die Steinmeyer Orgel aus dieser Epoche existiert in ihrer Art nur noch etwa fünf Mal - weltweit.
Die Restauration kostet 750.000 Euro
Die Restauration wird die Orgelbauwerkstatt Karl Schuke aus Berlin übernehmen. Rund 750.000 Euro soll das kosten. Der Wiederaufbau der sanierten Orgel kann erst erfolgen, wenn alle anderen Sanierungsarbeiten an der Kirche abgeschlossen sind, da der Klang auf die fertige Kirche abgestimmt werden muss.
Finanziert wird die Orgelsanierung durch Spenden und Fördermittel. Vom Bund soll eine halbe Million für die Orgel rausspringen. Erst kürzlich überreichte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 50 .000 Euro aus zweckgebundenen Spenden und der Ingrid Fohmann Stiftung.
Wenn die Sanierung beginnen kann, wird die Orgel abgebaut
Frank hofft, dass im Frühjahr 2024 mit der Sanierung begonnen werden kann. Dann wird die Orgel erstmal abgebaut. Bis dahin soll es aber noch mehrere Konzerte geben. Vom 30. Juni bis zum 10. September findet unter anderem in St. Lukas der Orgelsommer statt.
Im Herbst wird es außerdem fünf Konzerte zum Abschluss geben. Mit dabei unter anderem der Organist von Notre Dame in Paris und die Organistin der Royal Albert Hall in London.
Spenden gehen an das Pfarramt St. Lukas München, Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, IBAN: DE40 7025 0150 0028 2690 09, Verwendungszweck Bewegt St. Lukas