Bayern
So will die Stadt Freiflächen beleben
3. Mai 2023, 17:30 Uhr
München - Die Münchner Altstadt bestand nicht schon immer praktisch bloß aus Stein: Vor gut 500 Jahren hatte jedes zweite Haus rund um die heutige Fußgängerzone einen Garten, auf der heute so hektischen Sonnenstraße konnten früher Kinder zwischen Bäumen spielen und auf der Maximilianstraße wuchs eine Allee. Und so ähnlich wie damals könnte es wieder werden.
Denn am Mittwoch beschloss der Stadtrat, den Vorschlägen einer Studie für mehr Grün in der Innenstadt zu folgen. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf dem Tal, der Sonnenstraße und der Herzog-Wilhelm-Straße. Und es sind weitere Projekte geplant.
Sonnenstraße: Nur noch Autos auf einer Straßenseite
Die Sonnenstraße war bis in die 1930er Jahre hinein eine grüne Flaniermeile - und das soll sie wieder werden. Schon länger geistert die Idee eines "Boulevard Sonnenstraße" herum, bei dem auf der Seite Richtung Altstadt gar keine Autos mehr fahren. Dieses Ziel will die Stadt konkreter verfolgen.
Zunächst soll ein Büro mit temporären Aktionen zeigen, welche Qualitäten ein solcher Boulevard bieten könnte. Die Stadt stellt dafür 70 000 Euro zur Verfügung. Die Idee eines Central Parks, also einer Grünfläche in der Mitte der Straße, die der Bund Naturschutz aufbrachte, soll zwar mit einfließen. Aber Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher macht keine großen Hoffnungen. Schließlich müssten dafür Tramgleise verlegt werden. Und das sei aufwendig.
Herzog-Wilhelm-Park: Ein neuer Stadtbach
In der Herzog-Wilhelm-Straße floss einst ein Bach. Diesen will die Stadt wieder an die Oberfläche holen. Außerdem will sie den Herzog-Wilhelm-Park vergrößern und den Autoverkehr zurückdrängen. Ein Landschaftsarchitekturbüro soll nun eine Machbarkeitsstudie erarbeiten. Die Stadt will auch dafür 70 000 Euro ausgeben.
Tal und Isartor: Eine größere Fußgängerzone
Das Tal soll zur Fußgängerzone werden - auch diesen Plan verfolgt die Stadt schon länger. Neu ist, dass auch Straßen am Isartor zurückgebaut werden sollen. Denkbar sind eine Entsiegelung und eine Aufwertung der Grünflächen. Fußgänger sollen leichter über die Straße kommen. Zuerst soll ein Konzept erstellt werden.
Isar: Treppen zum Hinsetzen
Auch die Isar könnte sich verändern. Das Freiraumquartierskonzept schlägt vor, im Bereich vor den Patentämtern an der Erhardtstraße mehr Aufenthaltsqualität durch eine "Isartreppe" zu schaffen. Da in diesem Bereich keine Anwohner leben, eigne er sich für "lärmintensive Freizeitnutzungen wie nächtliches Feiern".
Mikroplätze: Bäume und Bänke für mehr Aufenthaltsqualität
Nicht nur auf die großen Parks und Boulevards legt die Studie einen Fokus, sondern auch auf sogenannte Mikroplätze. Dahinter steckt die doch recht banale Idee, mehr Bäume und Bänke aufzustellen. Ein paar solcher Plätze gibt es freilich schon. Oftmals sind sie aber so sehr von Straßen umgeben, dass sich nur wenige dort niederlassen. Aufgewertet und neu entstehen könnten solche Mikroplätze am Oberanger, Am Kosttor, an der Pilotystraße, und an der Baaderstraße.
Fußgängerbereiche: Mehr Platz für Fußgänger
77 Mal kann man das Wort "Fußgänger" in der Studie nachlesen. Denn ein Ziel ist, ihnen mehr Platz zu geben - auch abseits der großen Einkaufsmeilen. "Fußgängerbereiche" sollen außerdem zum Beispiel am Färbergraben entstehen sowie an der Brienner Straße, am Amiraplatz / Salvatorplatz, an der Pestalozzistraße und an der Reichenbachstraße. In vielen weiteren Straßen sollen die Fußgängerbereiche gestärkt werden - etwa an der Prälat-Zistl-Straße mit Corneliusstraße (bis Blumenstraße).
Die Reaktionen der Parteien im Stadtrat
Die Grünen und die SPD halten das Konzept für stimmig. Besonders gefällt Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher, dass damit der Grundstein für einen Boulevard Sonnenstraße gelegt sei. Die SPDlerin Simone Burger hofft, zu erreichen, dass sich nicht nur Touristen in der Altstadt aufhalten. Brigitte Wolf (Linke) plädierte dafür, vor allem die Mikroplätze anzugehen. Sie glaubt, dass sie sich am schnellsten umsetzen lassen.
CSU und die FDP lehnen das Konzept ab. Bevor der Stadtrat entscheide, Autospuren auf der Sonnenstraße zu reduzieren, brauche es eine Verkehrsanalyse, sagte Alexander Reissl (CSU). "Ich habe den Eindruck, dass der Autoverkehr eher zu- als abnimmt." FDP-Chef Jörg Hoffmann bezeichnete das Konzept als viel zu ideologisch.