In Museum eingebrochen
Vier Männer wegen Diebstahls von Manchinger Kelten-Gold vor Gericht
21. Januar 2025, 10:51 Uhr
Rund zwei Jahre nach dem spektakulären Golddiebstahl aus einem Museum in Oberbayern will das Landgericht Ingolstadt den Fall klären und eine Spur zur überwiegend noch verschwundenen Beute finden. In dem Prozess sind vier Männer - drei aus dem Raum Schwerin und ein Verdächtiger aus Berlin - angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft betrachtet die Angeklagten als eine seit vielen Jahren aktive Einbrecherbande, die im November 2022 den 2.100 Jahre alten Goldschatz aus dem Kelten Römer Museum in Manching gestohlen habe. Der größte Teil des Schatzes, eine Sammlung mit etwa 500 keltischen Münzen und einem Goldklumpen, ist noch immer verschwunden.
Archäologen hatten die kostbare Sammlung 1999 bei Manching in Oberbayern entdeckt. Es war der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts. Der Handelswert beträgt laut Staatsanwaltschaft mehr als eineinhalb Millionen Euro, der wissenschaftliche Wert ist nach Angaben von Experten überhaupt nicht zu beziffern.
Den Beginn des Prozesses verfolgte auch Manchings Bürgermeister Herbert Nerb im Gerichtssaal. Er erwartet, dass der Verbleib der restlichen Münzsammlung geklärt werden kann. Etwa 400 historische Goldmünzen sind noch verschwunden. "Die Hoffnung ist groß, ich bin Optimist", sagte Nerb.
Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Sommer die vier Tatverdächtigen wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt. Die heute zwischen 43 und 52 Jahre alten Beschuldigten waren bereits im Juli 2023 festgenommen worden, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft.
Das Bayerische Landeskriminalamt hatte nach dem Museumseinbruch eine 25 Beamte umfassende Sonderkommission gegründet und monatelang die Zusammenhänge mit ähnlichen Taten untersucht. Gegenüber den Ermittlern hatten sich die festgenommenen Verdächtigen zu den Vorwürfen nicht geäußert. Ob sie nun im Prozess ihr Schweigen brechen, war zunächst weiterhin unklar.
Der Berliner hatte bei seiner Festnahme 18 Goldklumpen dabei, bei denen es sich den Ermittlungen nach um einige Dutzend eingeschmolzene Münzen aus dem Manchinger Goldschatz handelt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Männer auch eine Reihe anderer Museen für mögliche Einbrüche ausgespäht haben. Die Keltenwelt am Glauberg in Hessen, das Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz oder die Landesmuseen Schleswig-Holstein auf Schloss Gottorf sollen auf der Liste gestanden haben.
Insgesamt werden den Männern etwa 30 Einbrüche in ganz Deutschland und auch Österreich vorgeworfen. Sie sollen es auf Bargeld und Wertgegenstände aus Supermärkten und Geldautomaten abgesehen haben. Bei den Einbrüchen wurde teils enormer Sachschaden in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro verursacht. Immer wieder wurde nach den Taten Schaum aus Feuerlöschern versprüht, um Spuren zu verwischen.
Im Fall von Manching sollen die Beschuldigten - wie auch bei früheren Einbrüchen - das Telekommunikationsnetz des Ortes zerstört haben, um die Alarmanlage lahmzulegen. Danach sollen sie in das archäologische Museum eingebrochen sein und binnen neun Minuten die Vitrine mit den Münzen aufgebrochen und geleert haben.
Im Umfeld des Museums stellte die Polizei später Einbruchswerkzeug sicher, eine DNA-Spur brachte die Verbindung zu den anderen Taten. Für den Prozess sind bislang 31 Verhandlungstage geplant. Ein Urteil könnte es im Juni geben.
Manchings Rathauschef Nerb hält es für gut möglich, dass die Beute in dem Verfahren nun Gegenstand eines "Deals" werden könnte. Er empfinde es zwar als problematisch, mit den Angeklagten vielleicht eine niedrigere Strafe auszuhandeln, aber letztlich sei es ihm lieber, die Männer bekämen ein oder zwei Jahre weniger Gefängnis und dafür komme der Schatz zurück, sagte der Freie-Wähler-Politiker.
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass auch die bis jetzt nicht entdeckten Münzen längst eingeschmolzen wurden. Dann wäre ein keltischer Goldschatz mit einem enormen Seltenheitswert unwiederbringlich zerstört.