Bayern

Wissenschaftlerin zieht Bilanz zur Sicherheit in München: "Die Stadt hat bisher nichts umgesetzt"

Wie sicher ist München? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler beschäftigt und dabei auch die SIcherheitspolitik unter die Lupe genommen.


Rita Haverkamp hat zum Bahnhofsviertel geforscht.

Rita Haverkamp hat zum Bahnhofsviertel geforscht.

Von che

München - Zwischen 2017 und 2020 haben sich Wissenschaftler der Uni Tübingen, die im Bereich der Kriminalprävention forschen, intensiv mit dem Münchner Bahnhofsviertel beschäftigt. Sie befragten Sozialarbeiter, Gastronomen, Ladenbesitzer, Anwohner, Polizei und Sicherheitsdienste. Ein Ergebnis: Nur 28 Prozent der Bewohner fühlen sich dort bei Dunkelheit alleine sicher, tagsüber sind es 62 Prozent. Die Wissenschaftler erarbeiteten ein über 200 Seiten starkes Konzept mit zahlreichen Maßnahmen, die die Stadt ergreifen könnte, um das Sicherheitsgefühl und die Aufenthaltsqualität rund um den Hauptbahnhof zu stärken.

Zum Beispiel: eine bessere Beleuchtung, Wasserspender, ein Bürgerzentrum für Beratung, aber auch für Feste und Kulturveranstaltungen. Auch für Wohnunglose enthielt das Konzept Ideen: zum Beispiel Übernachtungsboxen, in denen Obdachlose die Nacht verbringen können, Schließfächer und mehr Möglichkeiten, sich zu waschen. Auch sogenannte Pinkelbeete, also bepflanzte Blumenkübel, die größere Mengen Urin aufnehmen können, ohne dass es irgendwann zu stinken beginnt, regte die Studie an.

"Die Vorschläge haben Verwaltung, Stadtrat und Oberbürgermeister sehr gut aufgenommen", sagt Rita Haverkamp, die Professorin, die damals das Projekt leitete. Allerdings: "Umgesetzt hat die Stadt bisher noch nichts." Frustiert? "Nein", sagt die Juristin. Sie habe es nicht anders erwartet. Schließlich seien die vergangenen drei Jahre von vielen Krisen überlagert gewesen. "Es ist ein Angebot an die Stadt, das nicht so schnell veraltet", sagt Haverkamp.

Darauf, welche Maßnahmen die Stadt unbedingt umsetzen sollte, will sich Haverkamp nicht festlegen. Sie würde sich freuen, wenn die Stadt etwas umsetzen würde, meint die Wissenschaftlerin.

Auch mit dem Alkoholverbot, dass der Stadtrat zuletzt noch einmal bis April 2024 verlängert hat, beschäftigte sich ihr Konzept. Eine Anregung: Statt ein allgemeines Verbot zu erlassen, probte die Stadt Solingen, dass Wohnungslose, Anwohner und Geschäftsleute gemeinsam Regeln finden. Dass München das Alkoholverbot nun noch einmal überprüfen will, hält Haverkamp für richtig.