250 Menschen evakuiert
Fliegerbombe in der Nähe des Landshuter Hauptbahnhofs entschärft
31. Oktober 2024, 9:50 Uhr aktualisiert am 31. Oktober 2024, 15:44 Uhr
Donnerstag, 9.30 Uhr, Landshuter Hauptbahnhof: Bei den Anwohner in der benachbarten Wohnanlage zwischen Gleisanlage und Flutmulde herrscht wieder einmal Bombenstimmung. „Schon wieder“, sagt einer genervt, als er von der Polizei in Sicherheit gebracht werden soll. „Ich habe heute noch nicht mal geduscht“, sagt ein anderer.
Einige hören die Polizei nicht an ihrer Wohnungstür klopfen und müssen angerufen werden. Ein pflegebedürftiger Mann weigert sich, seine Wohnung zu verlassen. Dafür waren die Männer vom Sprengkommando Bayern richtig schnell da. Kein Wunder, sie kennen den Weg ja schon. Zum dritten Mal innerhalb weniger Monate mussten sie zum Landshuter Bahnhof ausrücken.
Ihr Job dieses Mal: „Eine amerikanische 100 Pfund-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen“, wie einer der Sprengmeister erklärt. Die war am Donnerstagmorgen kurz nach sieben Uhr bei Sondierungsarbeiten auf der Baustelle für das Wohnbauprojekt gefunden worden, das auf dem Gelände der ehemaligen Schrebergarten-Anlage entstehen soll.
Die Entschärfung – eher ein Routinejob für die Bomben-Spezialisten. Und das Sicherheitsprozedere wird mittlerweile auch für die Anwohner zur eher nervigen aber notwendigen Gewohnheit. Denn bevor nicht alle ihre Wohnungen und den Gefahrenradius verlassen haben, darf sich der Entschärfungstrupp nicht nähren.
Immerhin: Weil die Bombe dieses Mal ein kleineres Modell ist, war der Evakuierungsbereich nicht besonders groß. Mussten Anfang Mai noch 2.300 Menschen ihre Wohnungen rund um den Bahnhof verlassen, waren es dieses Mal „nur“ 250 Personen, wie Anja Fink, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern, erklärte. Auch der Bahnhof musste nicht geschlossen werden und die Bushaltestellen am Vorplatz blieben geöffnet. Trotzdem war die Evakuierung der Wohnanlage nicht ganz einfach.
Da war zum einen der Schüler, der die klopfende und klingelnde Polizei nicht hörte und schließlich von seinem Vater mit einem Handyanruf geweckt werden musste. Schwierig gestaltete sich auch die Evakuierung des pflegebedürftigen älteren Herren. Für ihn musste extra ein Krankenwagen anrücken, um ihn in Sicherheit bringen zu können. Zwar standen etliche Sanka beim Hotel Ibis – wo eine Sammelstelle für die Evakuierten eingerichtet worden war – bereit für den Fall, dass bei der Entschärfung der Bombe etwas schief geht. Allerdings durften diese Einsatzfahrzeuge nicht für die Evakuierungsmaßnahmen abgezogen werden. Und so dauerte es über eine Stunde länger als geplant, bis ein weiteres Rettungsfahrzeug vor Ort eintraf und das Sprengkommando aus München sich gegen 11.30 Uhr endlich an die Arbeit machen konnte. Eine Geduldsprobe nicht nur für die Anwohner, sondern auch für Bahnreisende. Wegen der Entschärfungsarbeiten war auch der Bahnverkehr von und nach Landshut zwischen 11 und 12.30 Uhr beeinträchtigt.
Immerhin: Nur etwas mehr als eine halbe Stunde brauchten die Experten, um den Zünder aus der alten Fliegerbombe zu drehen und diese sicher in ihrem Einsatzfahrzeug zu verstauen. Kurz nach 12 Uhr durften auch die Evakuierten zurück in ihre Wohnungen.
Höchste Zeit für eine Anwohnerin. Denn deren Mann kommt um diese Zeit immer zum Mittagessen nach Hause. Das stand dann doch noch einigermaßen pünktlich auf dem Tisch. „Spaghetti Bolognese gibt es. Das geht ja schnell“, sagt sie. Als Anwohner in Bahnhofsnähe – dessen Areal im Zweiten Weltkrieg massiv bombardiert wurde – ist so eine Speisenplanung durchaus ratsam. Man weiß ja nie, wann der nächste Alarm kommt.
Dass der kommen wird, davon sind viele Anwohner überzeugt. „Da liegt sicher noch mehr. Und ich will gar nicht wissen, was sich unter unseren Häusern befindet“, sagt einer der Herrschaften, die froh sind, dass auch dieses Mal alles gut ausging.
Der Bombenfund ist nicht der erste Fall dieser Art in diesem Jahr. Bereits Anfang Mai mussten rund 2.300 Bürger ihre Wohnungen wegen einer in der Nähe des Hauptbahnhofs gefundenen Fliegerbombe verlassen. Mitte Juni musste das Sprengkommando München erneut anrücken, um drei Fliegerbomben zu entschärfen, die ganz in der Nähe gefunden wurden.