Erding
Nach zehnstündigem Telefon-Marathon: Fake-Polizei erbeutet mehrere tausend Euro
14. Juni 2017, 15:56 Uhr aktualisiert am 14. Juni 2017, 15:56 Uhr
Die Masche ist bei weitem nicht neu, aber leider immer wieder von Erfolg gekrönt: Ein Anrufer gibt sich als Polizist aus, warnt vor einem drohenden Einbruch, fragt sein Opfer am Telefon aus und leiert ihm im schlimmsten Fall jede Menge Geld aus den Rippen. So geschehen vor wenigen Tagen im Landkreis Erding.
Präziser erhielt eine ältere Frau am Montag, 12. Juni, gegen 21.30 Uhr einen Anruf eines vermeintlichen Polizisten, der sich am Telefon als "Herr Schmidt" ausgab. Die angezeigte Rufnummer auf dem Display der Dame lautete 08122/110. Der Anrufer machte der Frau in der Folge glaubhaft, dass ihr Name auf dem Zettel einer rumänischen Einbrecherbande vermerkt war und sie Opfer eines Einbruchs werden sollte. "Herr Schmidt" forderte die Frau daher auf, sofort alle Fenster und Türen ihrer Wohnung zu verriegeln. Und die sichtlich verunsicherte Dame tat, was ihr aufgetragen wurde. Doch damit nicht genug: denn der falsche Polizist verwickelte sein Opfer daraufhin in einen schieren Telefon-Marathon. Über zehn Stunden hatte er die Frau an der Strippe. Wohl um zu verhindern, dass die Dame nach Ende des Telefonats misstrauisch werden und bei der echten Polizei anrufen konnte.
Die telefonische Gehirnwäsche war in diesem Fall von Erfolg gekrönt. Anders ist das, was dann folgte, nicht zu erklären. Am nächsten Morgen gab "Herr Schmidt" der Frau telefonisch den Auftrag, von ihrem Sparbuch Geld abzuheben. Abermals befolgte die Dame die Anweisung des falschen Polizisten. Eine fatale Fehlentscheidung. Denn gegen 9.30 Uhr stand plötzlich ein unbekannter Mann vor ihrer Tür und gab sich als "Herr Stark" aus. Laut Beschreibung des Opfers war der Mann etwa 30 bis 40 Jahre alt und hatte südländisches Aussehen. Die Frau übergab dem Mann mehrere tausend Euro. Kurz darauf brach auch der telefonische Kontakt zu "Herrn Schmidt" ab. Der Moment, in dem der Frau dämmerte, dass sie auf üble Ganoven reingefallen war.
Da sich Anrufe dieser Art nicht nur im Landkreis Erding, sondern in ganz Bayern und Deutschland in den vergangenen Monaten häufen, geht die echte Polizei davon aus, dass das Ende dieser Serie noch lange nicht erreicht ist.
Die Polizei mahnt daher noch einmal dringend zur Vorsicht:
- Seien Sie misstrauisch bei derartigen Anrufen
- Beenden Sie im Zweifelsfall das Gespräch schnellstmöglich, ohne persönliche Daten bzw. Informationen über vorhandene Wertgegenstände oder Bargeld preiszugeben
- Gehen Sie nicht auf Forderungen zur Überweisung oder Übergabe von Geldbeträgen ein
- Im Telefondisplay angezeigte Nummern können technisch manipuliert werden und sind kein Beleg für den tatsächlichen Anruf eines Polizeibeamten
- Sprechen Sie auch mit ihren Angehörigen über das Phänomen und warnen Sie sie vor dem Vorgehen der Täter
- Kontaktieren Sie im Zweifelsfall die Polizei unter einer dem Telefonbuch entnommenen Telefonnummer; in eiligen Fällen auch unter der Notrufnummer 110.
Insbesondere ältere Familienangehörige sollten darüber in Kenntnis gesetzt werden.