Neue Folgen der Austro-Krimireihe
"Blind ermittelt"-Star Andreas Guenther: "Drehen ist für mich Urlaub"
27. Februar 2020, 15:47 Uhr aktualisiert am 27. Februar 2020, 15:47 Uhr
Schauspieler Andreas Guenther ist Teil mehrerer erfolgreicher Krimireihen. Was parallele Dreharbeiten für ihn bedeuten und für welchen Hollywood-Star er schwärmt, verrät er im Interview.
Schauspieler Andreas Guenther (46) ist ein gefragter Krimi-Star. Im überaus erfolgreichen Rostock-"Polizeiruf 110" (Das Erste) spielt er seit 2010 Kriminaloberkommissar Anton Pöschel. Im "Kroatien-Krimi" (Das Erste) verkörperte er ab 2016 den Freund der Kommissarin. Und am heutigen Donnerstagabend ist er wieder als Nikolai "Niko" Falk in der Austro-Krimireihe "Blind ermittelt" (seit 2018) zu sehen.
In "Die verlorenen Seelen von Wien" (27.2., 20:15 Uhr, Das Erste) wird die Schwester (Patricia Aulitzky, 40) des blinden ehemaligen Chefinspektors Alexander Haller (Philipp Hochmair, 46) bei einem Theaterbesuch mit dessen Fahrer Niko (Guenther) gekidnappt. Der nächste Film der Reihe, "Der Feuerteufel von Wien", wird dann bereits am kommenden Donnerstag (5.3.) ausgestrahlt.
"Polizeiruf 110" - wie es mit Bukow, König, Pöschel und Co. losging, sehen Sie hier
Nicht selten finden die Dreharbeiten zu Andreas Guenthers Filmen parallel oder kurz nacheinander statt. Was das für den Künstler bedeutet, erzählt er der Nachrichtenagentur spot on news im Interview. Dabei verrät er außerdem, welcher Hollywood-Star es ihm angetan hat. Zu Beginn des Gesprächs offenbart er auch, dass seine Fans um ein Haar auf ihn als Schauspieler hätten verzichten müssen.
Wann ist der Berufswunsch Schauspieler entstanden und wie haben Sie es dann tatsächlich geschafft?
Andreas Guenther: Als ich so circa neun Jahre alt war. Da stand ich in der Schule das erste Mal auf einer Bühne. Nach dem Abitur hat mir ein Freund in München einen Job als Setrunner verschafft - unbezahlt natürlich. Ich habe dann knapp drei Jahre hinter der Kamera verschiedenste Jobs gemacht: Fahrer, Produktionsassistent, Setrunner, Setaufnahmeleitung etc. Auf die Art habe ich das Medium Film und alles, was damit zu tun hat, kennengelernt. Als ich Fahrer bei einem München-"Tatort" war, hat mich der damalige Regieassistent Markus Herling gefragt, was ich außer Fahrer sonst noch werden will. "Ich will Schauspieler werden", habe ich geantwortet. Darauf er: "Aha, interessant, viel Glück!" Ein halbes Jahr später hat er mir die Hauptrolle in seinem ersten Kurzfilm gegeben. Seither ist er mein Mentor und engster Wegbegleiter und längst ein vielbeschäftigter Regisseur. Er war auch der Erste, der mir gesagt hat: "Du hast was. Kämpf für deinen Traum, das könnte funktionieren!"
Ihre Rolle als Kommissar Anton Pöschel im Rostock-"Polizeiruf 110" war dann der große Durchbruch?
Guenther: So kann man das sagen. Das war damals eine schwierige Zeit, ich hatte wenige bis keinen Drehtag. Ich hatte mich entschieden, meinen großen Traum, Schauspieler zu sein, aufzugeben und wollte bei einem Freund in Konstanz als Barkeeper einsteigen. Doch dann kam das Angebot vom Rostock-"Polizeiruf 110". Damit hat sich alles geändert. Ich bin unglaublich glücklich und dankbar, dass ich arbeiten und wunderbare Rollen spielen darf und tolle Projekt habe. Denn Drehen ist für mich Urlaub und wenn ich nicht drehe, ist es Arbeit für mich.
Inzwischen sind Sie in drei Krimireihen im Hauptcast: "Polizeiruf 110", "Der Kroatien-Krimi" und "Blind ermittelt". Haben Sie schon mal zwei Filme knapp hintereinander gedreht und wenn ja, wie leicht fällt Ihnen dann die Umstellung?
Guenther: Als wir 2019 im Frühling die beiden neuen "Blind ermittelt"-Filme gedreht haben, stand ich parallel auch für meinen letzten "Kroatien-Krimi" vor der Kamera. Damals bin ich zwischen Wien und Kroatien gependelt. Das war schon ein bisschen schräg. Tagsüber habe ich in Wien den Taxler, wie der Österreicher so schön sagt, gespielt. Eine Figur, die immer versucht, das Positive im Leben zu sehen und "das Auge" des blinden ehemaligen Chefinspektors Alex Haller ist. Abends bin ich zum Flughafen gehetzt, in die letzte Maschine gestiegen, um am nächsten Morgen den Charakter von Pilot Kai, dem Freund von Kommissarin Branka Maric, zu verkörpern. Da die beiden Rollen komplett unterschiedlich sind, war das kein Problem.
Wie ist es bei "Blind ermittelt" und dem "Polizeiruf 110"?
Guenther: "Blind ermittelt" und einen "Polizeiruf 110" parallel oder ohne Pause nacheinander zu drehen, ist schwieriger für mich. Weil beide Rollen auf ihre Art Extreme sind. Anton Pöschel ("Polizeiruf 110") findet sich selber ziemlich brillant, fühlt sich und seine Fähigkeiten nicht ausreichend gewürdigt und überschätzt sich. Nikolai "Niko" Falk ("Blind ermittelt") kämpft dagegen mit den Fehlern seiner Vergangenheit, verbirgt seine wahren Gefühle hinter einer Fassade aus Humor und lässt niemanden an sich heran. Beides sind Krimiformate und damit das gleiche Genre. Doch Pöschel, ein mit allen Wassern gewaschener Superermittler, und Niko, ein Taxler mit Affinität zur "Halbwelt", der überhaupt keine Ahnung von Polizeiarbeit hat, unterschieden sich sehr. Das Wissen der einen Figur muss ich für das Spielen der anderen Figur komplett vergessen, und umgekehrt muss ich die kleinkriminelle Energie und das Laissez-faire von Niko komplett ablegen, um Pöschel zu spielen. Das verlangt absolute Konzentration.
Was machen Sie in den Drehpausen oder abends während einer Drehphase am liebsten? Gehen Sie früh schlafen oder gehen Sie auch mal mit den Kollegen auf einen Drink?
Guenther: Während ich drehe, trinke ich gar keinen Alkohol. Auch kein Glas Wein zum Abendessen, obwohl ich zu einem guten Glas Wein nur schwer nein sagen kann. Ich bin dann eher für mich alleine, vor allem wenn es anstrengende Dreharbeiten sind. Wenn ich parallel drehe, bereite ich natürlich beide Rollen im Vorfeld vor. Die Feinarbeit mache ich dann aber immer am Abend vor dem jeweiligen Dreh. Und deshalb versuche ich in so einer Phase so wenig Ablenkung wie möglich zu haben, obwohl ich ein Mensch bin, der sich sehr leicht ablenken lässt.
Was lenkt Sie am meisten ab?
Guenther: Ich darf zum Beispiel nicht anfangen, eine Serie zu schauen. Denn wenn sie gut ist, höre ich nicht mehr auf. Das ist echt schlimm bei mir. Ein bestimmtes Genre habe ich dabei nicht. "Bad Banks" und "4 Blocks" habe ich am Stück durchgeschaut. Ich bin aber auch ein großer Fan der US-Serien "Ray Donovan" und "Modern Family". Die neue Serie "The Morning Show" mit Jennifer Aniston finde ich auch so großartig! Jennifer Aniston ist doch einfach wunderbar, oder? Sie hat ein Wahnsinns-Timing in ihrem Spiel und sieht atemberaubend "fesch" aus, wie der Wiener sagen würde. Ich würde sie sofort heiraten...
Vielleicht heiratet sie ja Brad Pitt nochmal...
Guenther: Ja, das habe ich auch gehört, das wäre der Knaller. Die beiden waren doch so ein cooles Paar. Ich meine, er ist einfach so ein lässiger Typ; ich hatte bei der "Troja"-Premiere damals die Gelegenheit, ein paar Sätze mit ihm zu wechseln. Aber klar, dann wird das natürlich mit Jennifer und mir nichts...
Als nächstes sind Sie in zwei neuen Folgen der Krimireihe "Blind ermittelt" zu sehen. Wie würden Sie Ihre Rolle Niko beschreiben?
Guenther: Naja, Niko Falk ist so der Typ "Hansdampf in allen Gassen". Er kennt jeden und jeder kennt ihn. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und eckt damit natürlich auch an. Er hat aber auch ein unheimlich ehrliches und gutes Herz. Und obwohl er keine Polizeiuniform trägt, darf er Dinge tun, die andere nicht tun dürfen. Es macht mir wirklich große Freude, diese Figur zu spielen, weil der Spielraum so groß ist und ihre Emotionalität und Tiefe immer größer werden. Er ist ja von Berlin nach Wien gezogen, weil er dort, sagen wir es mal so, das eine oder andere Problem hatte. All diese Geheimnisse werden langsam gelüftet... Tatsächlich hat diese Figur auch viel mit mir zu tun.
Niko hat unter anderem Konflikte mit der Wettmafia. Reizt Sie sowas privat auch? Wetten, Glücksspiel, Pokern etc.
Guenther: Ich muss zugeben, irgendwie schon. Es gab eine Zeit, da habe ich mit Freunden jeden freien Abend zum Pokerspiel genutzt. Ich konnte das damals auch gut und leider ausdauernd im Fernsehen verfolgen. Und auch sonst finde ich die Halbwelt, das Nachtleben oder dunklere Kneipen und Berliner Kaschemmen, in denen das unterschiedlichste Milieu verkehrt, nicht unspannend.
In der Fernsehkrimireihe "Derrick" (1974-1998) gab es auch einen, der immer das Auto gefahren hat. Kann man das mit "Blind ermittelt" vergleichen?
Guenther: Nein, auf keinen Fall. Der große Unterschied ist, dass Alex Haller und Nikolai Falk keine Kommissare sind. Das ist auch das Alleinstellungsmerkmal von "Blind ermittelt" in der deutschen TV-Krimilandschaft. Und natürlich ist die Beziehung der beiden aufgrund der Blindheit eine ganz andere.