Buch-Tipp
"Abgründe" behandelt die Erlebnisse eines Psychotherapeuten
11. April 2022, 12:00 Uhr aktualisiert am 11. April 2022, 12:00 Uhr
"Abgründe" verschafft einen Einblick in den oft bizarren Arbeitsalltag eines Psychotherapeuten.
"Reginas Mutter arbeitete als Verkäuferin in einer Drogerie. Sie war übergewichtig, sehr dominant und übergriffig. Ihr Mann arbeitete bei den Stadtwerken. Er wirkte klein und schwach, und neben seiner Frau verschwand er beinahe." Dieses Beispiel zeigt, wie sich das Umfeld der Klienten von Hans Hopf in deren Krankheitsbild widerspiegelt. Doch als Psychotherapeut für Kinder ist er auch auf die Mithilfe der Familien angewiesen.
Darum geht's: Abnormales weckt Interesse. Gleichzeitig werden Traumata sozial oft nicht als solche anerkannt. Dabei hat die menschliche Psyche, auch die eigene, ungeahnte Facetten. Der Psychotherapeut Hans Hopf erläutert in seiner beruflichen Autobiographie "Abgründe" einige der spektakulärsten Fälle. Von gewalttätiger Erziehung, Suchterkrankungen bis zur Inkontinenz: Viele körperliche Symptome haben eine psychische Komponente. Insbesondere bei Kindern kommen seelische Leiden oft in physischen Erkrankungen zum Ausdruck. Zu scheinbar ungenau können sich Kinder mitteilen, zu wenig Verständnis wird ihnen teils entgegengebracht. Hans Hopf bietet in verständlicher Sprache Einblick in das Seelenleben seiner kleinen Klienten. Doch auch die Psyche des Therapeuten bleibt nicht unbescholten.
In aller Kürze: Ein renommierter Therapeut berichtet über eine Reihe von speziellen Klienten. Dabei erzählt dieser ihre Geschichten fachlich korrekt und spannend zugleich.
Fazit: Vielseitig, kurzweilig und für jeden nachzuvollziehen. "Abgründe" bringt Licht ins bizarre Dunkel der Psychoanalyse. Denn schließlich schafft nur Aufklärung Verständnis. Besonders zu empfehlen ist die sprachlich ansprechende Karrierebiographie für Personen, die sich für das menschliche Seelenleben interessieren. Doch auch für Einsteiger bietet das Buch ein passendes Format. Durch die Kürze der einzelnen Erzählungen lässt der Autor Platz für eigene Gedanken und Reflexion.