Nach sechs turbulenten Jahren als "America's Favorite Boyband" feiert die Hip-Hop-Gruppe Brockhampton ihr frühzeitiges Ende mit zwei letzten Alben voller Frustration und Überraschungen.

In ihrem Lied "BOOGIE" erklärte sich Brockhampton selbst zur "besten Boyband seit One Direction". Dass ihr Kollektiv allerdings ein genauso plötzliches Ende wie One Direction finden wird, ahnte damals noch niemand. Der Song war Teil der "Saturation"-Trilogie, einer Reihe von Alben, die 2017 die Hip-Hop-Welt aufmischten. Mit lauten, energischen Beats und 14 kreativen Mitgliedern sah die Zukunft von Brockhampton vor sechs Jahren noch gut aus.

Doch kurz nach dem Ende der Trilogie mussten sie Rapper Ameer Vann wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs aus der Gruppe werfen. Anführer Kevin Abstract beschrieb die Situation im Interview mit Meister-Produzent Rick Rubin als ein "herzzerreißendes Erlebnis". Deshalb klang die nächste Trilogie namens "The Best Years of Our Lives" auch trauriger und erwachsener.

Eine frustrierte Suche nach Gründen für das Scheitern

Nach den insgesamt sechs Alben sollte Brockhampton eigentlich vorbei sein. Doch immer wieder war die Rede von einer letzten Veröffentlichung, die wirklich das Ende der Gruppe markiert. Wie sich herausstellte, handelte es sich jedoch nicht um ein Projekt, sondern gleich um zwei: "The Family" und "TM".

Das Album "The Family" zum Durchhören:

Allerdings wirkt "The Family" nicht wie ein echtes Brockhampton-Album. Es ist eher ein Solo-Projekt von Anführer Kevin Abstract, der die Geschichte der Gruppe erzählt. Er erklärt mit chaotischen, abwechslungsreichen Beats, warum das Kollektiv gescheitert ist. Es ist eine frustrierte Suche nach Gründen, warum die guten Zeiten vorbei sind und viele der Freundschaften zwischen den Mitgliedern kaputt gegangen sind.

Allein dank dieser Ehrlichkeit ist "The Family" ein wichtiges Album in Brockhamptons Karriere. Allerdings ist es nicht das große Finale, das sich viele Fans wünschten.

Das beste Material seit der "Saturation"-Trilogie

Die Überraschungs-Veröffentlichung "TM" kommt der Sache da schon näher: Hier zeigen sich endlich auch die anderen Mitglieder der Band. Allerdings fällt auf, dass viele Songs Überbleibsel alter Projekte sind. "Man on the Moon" war schon seit zwei Jahren unter dem Namen "los angeles" bekannt. Auch "Keep It Southern" ist kein neues Lied.

Doch wer darüber hinwegsehen kann, findet auf "TM" das beste Material von Brockhampton seit der berühmten "Saturation"-Trilogie. Das letzte Lied des Albums heißt "Goodbye": Auf einem melancholischen Beat erklären die Mitglieder Matt Champion und Joba das offizielle Ende der Gruppe - und ihre Jahre als Teil der Band zur besten Zeit ihres Lebens.

"The Family" und "TM" erschienen im November und sind auf allen bekannten Streaming-Plattformen und als CD erhältlich.

Hinweis: Dieser Text stammt aus der Freistunde, der Kinder-, Jugend- und Schulredaktion der Mediengruppe Attenkofer. Für die Freistunde schreiben auch LeserInnen, die Freischreiben-AutorInnen. Mehr zur Freistunde unter freistunde.bayern.