[Frei]stunde!
„Castingshows sind Kasperletheater“
6. September 2012, 15:09 Uhr aktualisiert am 6. September 2012, 15:09 Uhr
Mit Musikgrößen wie Oasis, den Sportfreunden Stiller und den Babyshamles haben sie sich die Bühne geteilt, auf über 300 Konzerten in Deutschland haben sie schon gerockt. Darauf kann die Band Atomic aus Furth im Wald stolz zurückblicken. Die fünfköpfige Britrockband hat sich seit ihrer Gründung 1997 einen Ruf in der deutschen Indie-Gitarren-Szene erarbeitet. Leadsänger Thomas Marschel sprach mit Freistunde über Castingshows, Filmsoundtracks und Zukunftsmusik.
Thomas, du und dein Bruder Rainer, euer Gitarrist, seid Zwillinge und eure Band spielt Britrock - da hört ihr den Vergleich mit Oasis sicherlich oft. Nervt dich das?
Den Vergleich hören wir ständig. Anfangs waren wir richtig geschmeichelt, weil wir eigentlich wegen Oasis angefangen haben zu spielen. Das waren unsere Vorbilder. Wir waren 1996 auf einem Konzert in München und dann haben wir gesagt, wir müssen unbedingt auch eine Band machen und diese Richtung einschlagen. Aber mit der Zeit hat es uns der Vergleich schon ein bisschen genervt. Wobei das nicht so dramatisch ist, wenn man mit einer großen Band verglichen wird.
Großbritannien hat ja schon einige Musikgrößen hervorgebracht, zum Beispiel die Rolling Stones oder Coldplay. Warum schlägt britische Musik so ein?
Das liegt meiner Meinung nach erst einmal an der Einstellung, die die Briten haben. Die sind lockerer, sagen, was sie sich denken und nehmen kein Blatt vor den Mund. Sie machen einfach die beste Musik und auch ihr Klamottenstil ist super.
Findest du, dass es in Zeiten des Internets und Castingshows leichter ist als jemals zuvor, Musiker zu werden?
Das sehe ich schon so. Es wird immer gesagt, die Musikbranche ist am Ende, es geht immer mehr bergab, aber komischerweise gibt es immer mehr Künstler und immer mehr Bands, weil es einfacher ist, Gehör geschenkt zu bekommen durch Internet und solche Shows. Teilweise sind da welche dabei, die eigentlich nichts können, aber auf irgendeine Art und Weise wahrgenommen werden und in die Höhe geholt werden, weil sie irgendein Kasperletheater vorführen. Der Ruhm ist zwar kurzfristig, aber es kommt ihnen auf jeden Fall zugute.
Habt ihr jemals darüber nachgedacht, bei sowas mitzumachen?
Nein, gar nicht. Auch bei Bandwettbewerben habe ich das immer schon so gesehen: "Mir egal, ob wir Letzter werden. Hauptsache wir haben einen Auftritt und werden gesehen". Das war mir wichtig.
Ihr habt schon als Supportband von vielen Musikgrößen gespielt. Wer hat dich am meisten beeindruckt?
Pete Doherty von den Babyshambles. Ich fand ihn noch schlimmer als in der Presse, aber total freundlich. (lacht) Das ist ein Chaostyp, das ist Wahnsinn. Wir haben ihn in Graz auf der Österreichtour supported und er ist da fünf Minuten vor seinem Auftritt gekommen. Die Halle war voll und er hatte drei Flieger versäumt, dann haben sie ihn mit dem Taxi von München nach Graz gefahren. Logischerweise haben wir vor Klatschpresse gespielt. Ich stand vor der Halle und habe nach unserem Auftritt eine geraucht, da steigt er aus dem Taxi aus, total fertig und im Trainingsanzug und die schubsen ihm vom Taxi auf die Bühne. In echt schaut er noch viel schlimmer aus.
In letzter Zeit war Atomic auf einigen Filmsoundtracks zu hören. Siehst du da eure Zukunft?
Auf jeden Fall. In letzter Zeit läuft das mit den Filmen richtig gut. Da wird man angeschrieben, gefragt und muss eigentlich nur ja sagen. Wir waren in "13 Semester" mit Max Riemelt, in "Ninja", einem Hollywoodfilm und in "Traumfrau", ein Kurzfilm aus Österreich. Beim perfekten Dinner auf Vox sind unsere Songs auch schon gelaufen. Wenn du da einmal drin bist, dann musst du gar nichts mehr machen, du sagst ja, bekommst Geld dafür und es ist eine super Werbung.
Wer hören will, wie Atomic live klingt, hat dazu am 15.9. im Coopers in Neumarkt in der Oberpfalz Gelegenheit oder am 10.11. in Regensburg in der Alten Mälzerei. Weitere Infos gibt es unter www.atomic-official.com und auf Facebook.
Von Julia Gabauer