Interview
Die Fotografin Lolo aus Regensburg spricht über ihre Projekte
28. Mai 2020, 15:04 Uhr aktualisiert am 28. März 2023, 17:30 Uhr
Events, Hochzeiten, Porträts und mehr: All das fotografiert Lolo aus Regensburg. Was Hochzeitsshootings so besonders macht und welches Projekt ihr liebstes ist, verrät die 24-Jährige im Interview.
Hallo, Lolo! Wie bist du zum Fotografieren gekommen?
Lolo: Vor vielen Jahren habe ich erkannt, wie wichtig es ist, Momente und Erinnerungen festzuhalten. Der für mich schönste Weg, dies zu tun, ist die Fotografie.
Du machst sehr viele Dinge: Porträtfotografie, Events, Hochzeiten ... Gibt es einen Bereich, der dir besonders gut gefällt?
Lolo: Aktuell liebe ich vor allem die Paarfotografie und Hochzeitsbegleitung. Ich kenne kaum ein besseres Gefühl, als Emotionen festzuhalten und Erinnerungen für den Rest des Lebens zu schaffen. Ich arbeite gerne mit Menschen, mag es dabei aber nicht, die Personen in Posen zu zwingen. Es gibt nichts Schöneres, als ein verliebtes Pärchen einfach verliebt sein zu lassen und diese Liebe in Bildern einzufangen.
Gibt es ein Fotoshooting, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Lolo: Mir ist jeder Mensch vor der Kamera gleich wichtig. Jeder bekommt die Zeit und die Aufmerksamkeit, die er braucht. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir jedoch all meine Shootings zur Aktion #Nein. Das waren sehr emotionale und nahegehende Treffen.
#Nein hast du vergangenes Jahr gemacht. Worum ging es dabei?
Lolo: Bei #Nein geht es um sexuelle Belästigung im Alltag. Um all die Kleinigkeiten, die uns das Leben in vielen Situationen unangenehm machen. Diese Kleinigkeiten, die so oft gar nicht wahrgenommen werden und meist als Spaß abgetan werden. Es geht um den Nachhauseweg im Dunkeln. Um das Tanzen im Club. Um das Taxi fahren allein. Um all das, was jeden Tag tausendfach passiert. Um vermeintlich flüchtige Berührungen, "nett" gemeinte Kommentare, um Blicke über die Schulter in dunklen Gassen und einen Drink ausgegeben bekommen. Es geht um die Geschichten, die wir alle erzählen können. Männer wie Frauen.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Lolo: Da ich selbst seit vielen Jahren nachts in Clubs als Fotografin arbeite, komme ich um das Thema nicht herum. Als mir aufgefallen ist, wie egal mir anzügliche Kommentare oder Berührungen geworden sind, bin ich selbst darüber erschrocken, wie abgestumpft ich geworden bin. Das habe ich mir zum Anlass genommen, die Gesellschaft zu sensibilisieren und darauf hinzuweisen, dass das absolut nicht in Ordnung ist und wirklich nicht normal sein sollte. Daraus entstand die Aktion #Nein zu sexueller Belästigung.
Wie hat sich Corona auf deine Arbeit ausgewirkt?
Lolo: Corona hat mich wie viele andere vor große Herausforderungen gestellt. Shootings waren untersagt und sind auch aktuell noch eher schwierig zu handhaben. Ich fotografiere sehr viel auf Events und Hochzeiten. Wann die Clubs wieder öffnen, ist noch sehr unklar und auch viele Hochzeiten wurden abgesagt.
Meine Hoffnung ist das gute Wetter. Sonne macht die Menschen glücklich und hoffentlich auch wieder motivierter, Fotoshootings zu buchen und kleine Unternehmer - wie eben mich - zu unterstützen. Wer zum Beispiel bei seiner Hochzeit aufgrund einer begrenzten Teilnehmerzahl keinen Fotografen dabeihaben konnte, der kann jetzt ein After-Wedding-Shooting buchen und somit trotzdem traumhafte Hochzeitsfotos bekommen.
Was zeichnet einen guten Fotografen aus?
Lolo: Einfühlungsvermögen. Nur wenn ich auf mein Gegenüber achte und nachvollziehen kann, was in ihm vor sich geht, kann ich auf Wünsche und Bedürfnisse eingehen und so perfekt Emotionen einfangen.
Hast du einen Tipp für alle, die sich zum ersten Mal fotografieren lassen? Gibt es etwas, mit dem sie dem Fotografen die Arbeit leichter machen können?
Lolo: Entspannt sein und dem Fotografen vertrauen. Das Wichtigste in meinen Augen ist, dass die Chemie stimmt. Wähle lieber einen Fotografen, der dir sympathisch ist, als den, der den günstigsten Preis anbietet. Mach dir auch eine Vorstellung, was du von deinen Bildern erwartest, in welchem Look sie gestaltet sein sollen und suche danach deinen Fotografen aus. Lass dich nicht von einem Bekannten fotografieren, obwohl du seine Bilder eigentlich gar nicht so schön findet, sondern suche jemanden, der zu dir passt und deine Bedürfnisse erfüllen kann.
Hier geht es zu Lolos Instagram-Account.
Und hier zu ihrem Projekt #Nein gegen sexuelle Belästigung im Alltag.