[Frei]stunde!
Die Narren sind los!
3. Februar 2012, 3:03 Uhr aktualisiert am 3. Februar 2012, 3:03 Uhr
Von Julia Gabauer
Ahoi, Helau und Alaaf: Bei allen Narren und Kostümbegeisterten herrscht jetzt Hochkonjunktur, denn pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr wurde der Fasching eingeläutet und der endet erst wieder am Aschermittwoch. Somit ist die fünfte Jahreszeit zurzeit in vollem Gang. Was das bedeutet, wissen alle Karnevalfans: viele Kostümbälle, Faschingspartys und Umzüge. Und dabei geht es vor allem um eines: Jeder will möglichst am schönsten und ausgefallensten verkleidet sein. Auf der Suche nach dem perfekten Kostüm verbrachten unsere Freistunde-Models Julia und Patrick deshalb einen Tag im Kostümverleih von Angelika Rinkl in Neukirchen. Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung hieß das Motto: Freistunde verkleidet sich!
"Männer und Jungs kostümieren sich nicht ganz so gern, aber als erste Wahl greifen sie meistens zur Waffenkiste, so wie kleine Jungen, die sich gerne als Cowboy, Sheriff und Ritter verkleiden", sagt Angelika Reif mit einem Augenzwinkern und reicht Patrick gleich ein Gladiatoren-Kostüm mit Brustpanzer, Helm und Schwert. Kleine Einzelheiten wie das Adleremblem auf der Brust und die Bordüren an der Tunika machen das Kostüm lebensecht. "Der Gladiator wäre auf jeden Fall was für mich", bestätigt der 18-Jährige die Waffenkisten-Theorie.
Bei der weiblichen Fraktion lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten. Mädels gehen an Fasching gerne als Prinzessin. Burgfräulein und Co. Die Ladenbesitzerin hat unter ihren 1500 Kostümen, die zum Ausleihen zwischen 15 und 55 Euro kosten, sofort ein romantisches Sissi-Kleid für Julia parat. Mit einem vornehmen Hut und farblich abgestimmten Handschuhen wird das Ganze abgerundet. "Männer müssen sich bei der Kostümwahl meistens den Wünschen der Frau anpassen", sagt Rinkl und macht Patrick deswegen mit einem passenden Franz-Kostüm zum österreichischen Kaiser.
Auch farbenfrohe Charleston-Kleider sind bei Frauen beliebt. Julia wird mit Perücke, Charleston-Stirnband, Perlenkette und Federboa zum 20er-Jahre-Girl.
Weil Venedig eine der Faschings-Hochburgen ist, spielen venezianische Kostüme immer eine große Rolle. Mit einem blauen Gehrock, Kniebundhosen und Dreispitz verwandelt sich der 18-Jährige vom Franz zu einem barocken Marquis.
Und auch für Julia liegt ein braunes, venezianisches Samtkleid mit Perücke und Maske bereit. Damit alles historisch korrekt ist, hilft Angelika Rinkl ihr noch in einen echten Reifrock. "Wie sind denn die Frauen damals mit solchen Kleider Treppen gestiegen?", fragt sich die 20-Jährige. Doch auch dazu hat die Expertin einen Tipp: "Den Rock einfach ganz hoch heben und mit den Füßen aufpassen."
Diese Kostümrichtung empfiehlt Rinkl übrigens allen Faschingstrendsettern für dieses Jahr. "2012 ist alles Opulente, Pompöse in, das in Richtung Sissi oder Barock geht." Um zu wissen, was in der Kostümszene aktuell angesagt ist, gibt sie den Tipp, aufs Kinoprogramm zu achten. Gewisse Trends richten sich stark nach erfolgreichen Filmen. "Fluch der Karibik" löste einen förmlichen Piratenhype aus, zu Zeiten von "Die drei Musketiere" wimmelte es von D'Artagnans, während "Wickie und die starken Männer" waren Wikingerkostüme begehrt "und bei ,Schuh des Manitu' konnten wir uns vor Indianer- und Cowboy-Anwärtern kaum retten", erinnert sie sich.
Viel Eindruck schinden kann man natürlich mit Ganzkörperkostümen. Im Kostümverleih Rinkl leihen die Kunden diese hauptsächlich für Umzüge oder Demaskierungsbälle aus, wo zu einer bestimmten Uhrzeit die Masken fallen.
Denn leider sind sie genauso warm wie effektvoll. Jetzt muss Patrick dran glauben und begibt sich mit einem Eisbärkostüm auf einen kurzen Saunagang. Julia bleibt auch nicht verschont und steigt in ein Katzenkostüm.
Prinzipiell sind Accessoires sind das A und O, zum Beispiel bei Piraten. Sie machen das Kostüm erst besonders und individuell. Julia bekommt deswegen zu ihrem Piratenmieder und Rock noch einen Hut auf und Ketten und Gürtel umgehängt. Auch der Säbel darf nicht fehlen, um aus ihr eine waschechte Seeräuberin zu machen.
Patricks Kostüm wird noch mit Jack-Sparrow-Perücke, segelfester Weste und Pistole aufgepeppt. Schuhe braucht ein Freibeuter, der was auf sich hält, für ein Foto natürlich nicht.
Wer als Frau gern ein schlichteres Kostüm hat, wie eine mittelalterliche Schankmagd, darf beispielsweise nicht auf die weiße Haube verzichten. "Bestimmte Kleinigkeiten gehören zu jedem Kostüm einfach dazu", findet Rinkl, die für ihren Kostümverleih auch selbst schneidert.
Als nächstes führt die Reise weiter über den Globus. Patrick wirft sich einen Mantel über und begibt sich - die Pistole plus Munition im Revolvergürtel immer griffbereit - als Sherrif in den Wilden Westen.
Julia dagegen könnte mit ihrem gemusterten Kleid, Mieder und Mütze sofort in den schottischen MacKenzie-Clan aufgenommen werden.
Wie lange Angelika Rinkl braucht, um die Verkleidungen anzufertigen, ist übrigens kostümabhängig. Ein Steinzeitmensch in Fell- und Lederfetzen ist schneller fertig als ein Burgfräulein mit Perlenschmuck fürs Haar. Aber sie verkleidet nicht nur andere, sondern auch sich selbst, und zwar besonders gerne in Richtung Charleston oder Harlekin. schmunzelt sie. "Das Verkleiden und meine Kunden sind das Beste an dieser Arbeit. Menschen, die sich gern verkleiden, sind nämlich von Haus aus lustig drauf."
Und wie steht es nun mit dem perfekten Kostüm? "Das sieht bei jedem anders aus", finden Julia und Patrick. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt und sein Kostüm mit kleinen Einzelheiten individuell macht, um sich von der Masse der Vekleideten abzuheben.