Freistunde
DJ-Demo und Disco ohne Musik
3. Juli 2012, 9:22 Uhr aktualisiert am 3. Juli 2012, 9:22 Uhr
Berlin. (dpa) Wer Musik abspielt und damit Geld verdient, muss dafür zahlen. Damit die Künstler, Texter und Musikverleger, denen die Rechte an den Titeln gehören, auch etwas davon haben. Jeder Radiosender zahlt solche Gebühren, Streaming-Dienste im Internet in der Regel ebenso. Und auch Clubs führen einen Teil ihrer Einnahmen ab - an die sogenannte Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Die will jetzt die Preise für Clubs ändern. Für einige bedeuten die Pläne eine drastische Preiserhöhung. Deswegen laufen Clubbetreiber dagegen Sturm.
Die Pläne im Einzelnen: Bisher hat die Gema für Clubs elf verschiedene Tarife. Das soll einfacher werden. Von 2013 an will die Gema nur noch zwischen kleinen und größeren Veranstaltungen unterscheiden. Für Veranstaltungen, die zwei Euro Eintritt oder weniger kosten, wird dann ein Mindestsatz an Gebühren verlangt. Wer mehr Eintritt von seinen Gästen nimmt, soll auch mehr Geld an die Gema abführen. Nämlich zehn Prozent seiner Eintrittsgelder. Von den zehn Euro, die man an der Kasse zum Beispiel bezahlt, ginge dann ein Euro an die Gema.
Das sei einfacher und gerechter, finden die Verantwortlichen bei der Gema. Für kleine und mittlere Veranstaltungen werde es nun billiger, sie würden entlastet. Größere dagegen müssten künftig mehr bezahlen. Für sie seien die Preise im europäischen Vergleich bei uns bisher auch sehr niedrig. Die Macher genau solcher Events, also Clubbetreiber, sehen das ganz anders. Es bestehe die Gefahr, dass Clubs in den Ruin getrieben werden, sagte Ulrich Weber, der Präsident des Diskothekenverbandes. Er selbst habe für seine Diskothek jährlich bisher 40 000 Euro abgeführt und müsse nach dem neuen System 250 000 zahlen.
In Berlin demonstrierten die Clubbetreiber am Wochenende sogar gegen die Pläne. Auch DJ Dr. Motte, der Erfinder der Love-Parade, ging mit auf die Straße. In vielen Clubs wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag auch für fünf Minuten die Musik abgedreht - als Warnung. Sogar die Familienministerin Kristina Schröder von der CDU hat sich in den Streit schon eingeschaltet. "Die Einnahmeverluste durch illegale Kopien dürfen nicht zu Lasten von bezahlbaren Freizeitangeboten für Jugendliche wettgemacht werden", sagte sie einer Zeitung. Noch ist das Ganze nicht endgültig beschlossen.