Stampfer mit Bayernklischee
Ein Fan trifft seine Lieblingsmusiker "Dicht & Ergreifend" zum Interview
9. Juni 2015, 15:55 Uhr aktualisiert am 9. Juni 2015, 15:55 Uhr
Der 16-jährige Leo Erhart aus Geltolfing im Landkreis Straubing-Bogen hat das Treiben der Band "Dicht & Ergreifend" seit ihrem ersten Video "Zipfeschwinga" mitverfolgt. Daher hat er seine Lieblingsband auch bei ihrer ersten CD unterstützt. Die beiden Rapper von "Dicht & Ergreifend" suchten per Crowdfunding Fans, die mit einer Spende ihr erstes Album "Dampf der Giganten" ermöglichten. Dafür gab es zum Beispiel die Scheibe mit den heißen Reimen, bevor das Album in den Verkauf startete. "Dicht & Ergreifend" präsentierten einen Tag nach der CD-Release-Party in München am Pfingst-Open-Air in Salching den "Dampf der Giganten". Leo nutzte die Chance, für Freistunde bei Lef Dutti und George Urquell, die manchmal auch auf die Namen Michael Huber und Fabian Frischmann hören, über ihren Erfolg zu sprechen.
Leo: Euer Crowdfunding-Projekt ist wahnsinnig gut eingeschlagen. Habt ihr das so erwartet?
Lef Dutti: Ich habe von Anfang an 5.000 Euro erwartet. Urquell meinte, das ist zu wenig. Dann planten wir mit 7.000 Euro und schließlich wurden es 10.000 Euro. Am Anfang waren wir eher skeptisch, ob die 10.000 Euro zusammenkommen. Dann lief es aber und am Ende wurden es sogar knapp 20.000 Euro.
Wie erklärt ihr euch euren Erfolg?
George Urquell: Das Video zum Track "Zipfeschwinga" erreichte ein extrem breites Publikum, weil es einige Parameter vereint und damit in der Woche bis zu 50 000 Klicks auf Youtube erreichte. Das neue Video zu "Weydundagang" - von der Machart und Idee her 10.000 Mal geiler - hat weniger Resonanz. Genau an diesem Beispiel sieht man wie viele Parameter der "Zipfeschwinga" erfüllt. Zum einen ist es ein richtiger Stampfer, zum anderen hat man das volle Bayernklischee ausgenutzt mit Bierzelt und Co. Obwohl uns das so nie in den Sinn gekommen ist. Wir haben's halt so gemacht, weil wir Bock drauf gehabt haben. Hinterher kann man uns leicht ein Bayernklischee andichten. Das hat dann einfach eingeschlagen...
Lef Dutti: ...und genau das hat uns dann viele Fans gebracht, die aber auch unsere anderen Sachen geil finden, die nicht wie der "Zipfeschwinga" daherkommen.
Wie war eure CD-Release-Party in München?
Lef Dutti: Als ich danach aufgewacht bin, war eine Whatsapp-Nachricht auf meinem Handy, dass wir auf Platz sieben der deutschen Hip-Hop-Charts auf iTunes sind. Egal was iTunes bedeutet, als Frischlinge gleich auf Platz sieben einzusteigen macht deutlich Laune - das war ein Platz hinter "Deichkind".
Wie entstehen eure Texte? Wann schreibt ihr sie?
Lef Dutti: Jetzt gerade zum Beispiel, also bei jeder Gelegenheit, gern spontan und auch gern zusammen.
Ihr wohnt ja in Berlin. Habt ihr Kontakt zur dortigen Hip-Hop-Community? Also zu "Preissen-Rappern"?
Lef Dutti: Eigentlich wenig. Es gibt dort oben ein paar Freunde, mit denen wir rappen. Wir gehen öfters zu der Veranstaltung "Rap am Mittwoch". Da könnte man mehr Kontakte knüpfen, aber wir konsumieren das eher.
Hättet ihr mal Lust, bei einem Rap-Battle wie das Video-Battle-Turnier mitzumachen?
Lef Dutti: Wenn es nicht Freestyle ist, hätte ich schon Lust, aber ein Freestyle-Battle auf keinen Fall. Und Bayerisch könnten wir beim Video-Battle-Turnier auch nicht bringen, denn da kommt es ja darauf an, dass dich jeder versteht. Wenn in Berlin keiner deine bayerischen Punchlines versteht, hat man einfach verloren.
George Urquell: Man müsste in Bayern so eine Battlemania in Mundart aufziehen, aber dafür sind bei uns zu wenig Leute am Start. Da möchte ich "Marco BlemBlem" aus Hengersberg grüßen: Mach' bitte bitte dein "freshes" Ding weiter.
Könnt ihr auch auf Hochdeutsch rappen?
Lef Dutti: Ich kann hochdeutsch rappen. Ich rappe seit zwölf Jahren auf Hochdeutsch (lacht).
George Urquell: Ich habe mal hochdeutsch gerappt und dann hat es mich nicht mehr interessiert. Dann hab' ich nach ein paar Jahren mit Bayrisch wieder angefangen.
Wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Lef Dutti: Auf einem Hip-Hop-Jam, den der Urquell in seinem Dorf organisiert hat. Dort haben "Blumentopf", "Texta" und viele andere lokale Acts gespielt. Ein Jahr später haben wir dann zusammen auf Deutsch eine EP gemacht.
Was für Musik hört ihr selbst? Nur Rap?
Lef Dutti: Ich höre hauptsächlich Rap, aber auch viel instrumentale Musik oder andere, die ich sampeln kann. Wenn aber nichts zum Sampeln drauf ist, höre ich mir die Platte nur einmal an.
George Urquell: Ich such' nicht direkt, sondern ich schaue einfach was musiktechnisch passiert.
Ist eine zweite CD geplant?
Lef Dutti: Jetzt ist gerade die erste CD draußen (lacht) und wir spielen erst einmal live. Aber es sammeln sich ständig Texte und Beats, deswegen wird es auf jeden Fall eine zweite CD geben.