[Frei]schreiben!

"Gesundheit!" - oder doch nicht?


Julia Scheiderer (20) ist noch bis Ende März Praktikantin bei idowa.

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Von Redaktion idowa

Wer oder was ist Knigge überhaupt? Brauch ich den, und wenn nicht ich, wer dann? Ist der nicht schon lange tot? Und sind wir über das Zeitalter des "Sich-gut-Benehmen-Müssens" nicht schon längst hinaus. Mit Internet, Handy und Telekommunikation überhaupt sind Umgangsformen doch nebensächlich geworden. Könnte man meinen...


Aber falsch gedacht. Gerade jetzt, wo augenscheinlich Manieren nicht mehr wichtig sind, achten die Leute besonders darauf. In den Chef-Etagen dieser Welt werden sich auch heute noch nach dem Toilettenbesuch die Hände gewaschen. Und eine höflich-herzliche Begrüßung mit stattlichem Händedruck wird hoch geschätzt. Doch dazu später mehr. Wer war überhaupt dieser Knigge und wieso bildet der sich ein, er könnte uns vorschreiben, wie wir uns zu verhalten haben?


Wer war überhaupt dieser Knigge und wieso bildet der sich ein, er könnte uns vorschreiben wie wir uns zu verhalten haben?
Adolph Freiherr Knigge lebte im achzehnten Jahrhundert. Seine Eltern starben, als er noch ein kleines Kind war. Das machte ihn zu einem eher armen Menschen. Dennoch wurde Knigge eine höfische Ausbildung an Adelsschulen zuteil, weil er trotz allem der Spross eines Rittergeschlechts war. Wegen den mangelnden finanziellen Möglichkeiten musste er aber mit den "normalen" Bürgern zusammen leben, welche der erlesenen Manieren nicht mächtig waren. Da ihn dieser Umstand ziemlich störte, beschloß er, für seine "barbarischen" Freunde ein paar einfache Regeln der Höflichkeit niederzuschreiben. Sein Buch "Über den Umgang mit Menschen" bezeichnen wir heute als "Knigge".

Um noch ein bisschen bei der Begriffsklärung zu bleiben: Das Wort "Etikette" wird oft im Zusammenhang mit Knigge gebraucht. Jeder kennt es, aber keiner weiß, was es eigentlich bedeutet und wo es herkommt. Alles fing damit an, dass vor ein paar Jahrhunderten ein kleiner Sonnenkönig in Frankreich lebte. Dieser nannte sich Ludwig XIV. Alle, die diesen Burschen kennen, wissen, dass er noch einige andere Dinge angestellt hat, was aber für unsere Zwecke nicht von Bedeutung ist.

Ludwig war ein sehr ordnungsliebender Mensch, der immer alles unter Kontrolle haben wollte. So ließ er eines Tages überall in seinem Schloss Schilder aufstellen, auf denen Anweisungen an und Verhaltensnormen für seine Diener standen. Diese Schilder wurden "Etikette" genannt. Heute umfasst das Wort mehrere Teilbereiche. Einer davon ist der der Umgangsformen. Etikette bezeichnet die, von Experten für die jeweilige Zeit festgelegten, Umgangsformen einer Gesellschaft.


Kleiner Auslandsknigge für Anfänger:
Allen voran Amerika. Das Land, aus dem alles kommt, was cool und hip ist. Wo es bei Amerikanern zum guten Ton gehört, ein großzügiges Trinkgeld zu geben, ist es bei den Japanern üblich, gar kein Trinkgeld zu geben. Auch ist es in Japan verpönt, seine Emotionen öffentlich preiszugeben. Ein Lächeln bedeutet, dass man seinem Gegenüber mit Respekt begegnet.

Eines unserer Lieblingsurlaubsländer ist bekanntlich die Türkei. Doch wer hätte gedacht, dass uns auch dort so einige Fallen erwarten. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es dort extrem unhöflich ist, sich am Tisch die Nase zu putzen? Es entspricht dem Rülpsen in einer eleganten Geschäftsrunde in Deutschland. Ganz anders in China: Hier ist es üblich, beim Essen zu Schmatzen und zu Rülpsen, sowie unverdauliche Essensreste Auszuspucken.

In Deutschland wird man im Nobelrestaurant schief angesehen, wenn man mit Kleingeld klimpert und mit Kreditkarten zu zahlen, geht einfach überhaupt nicht. In Amerika wird Bargeld im Allgemeinen nicht benutzt. Dort holt man für alles die Kreditkarte heraus.

Auch Begrüßungsformalitäten variieren in aller Welt: Während in Deutschland eine nette Begrüßung mit Augenkontakt, gefolgt von einem festen Händedruck bevorzugt wird, ist es in China üblich, auf Körperkontakt aller Art zu verzichten. Selbst das Vermeiden des Blickkontakts ist eine Frage der Etikette. In Japan wird sich bei der Begrüßung dazu noch verbeugt und die Araber gehen gerne auf Tuchfühlung. Dort ist es normal, dass man bei einer Unterhaltung den Atem des Gesprächpartners spürt.


"Wenn ich mal groß bin, werde ich Chef!"
Leider gibt es bis heute keinen Diplomstudiengang "Chef", aber mit einfachen Verhaltesregeln wird einem das Chef-Sein schon um einiges leichter gemacht. Heutzutage wird in den Chefetagen das Thema "Manieren" nämlich groß geschrieben, weil falsches Auftreten und mangelnder Respekt von Führungspersonen sich schlecht auf das Betriebsklima auswirken können.

Ja, es gibt sogar schon Fortbildungen mit Titeln wie: "Führen mit Stil: Manieren für Chefs", die den etwas abgehobenen Führungspersonen mehr Sensibilität ihren Angestellten gegenüber beibringen sollen.

Adolph Knigge Freiherr

Adolph Knigge Freiherr