Time-Warp November 2012

Hallo LaHo! - Landshut im Jahr 1475


Andrea Limmer.

Andrea Limmer.

Von Redaktion idowa

Normalerweise heiraten Paare gerne im späten Frühling oder im Sommer. Dann hat es die Braut im Kleide warm, die Hochzeitsgesellschaft tummelt sich den Hummeln gleich draußen im Sonnenschein (freilich: außer es regnet, aber ich will jetzt nicht die Erbsen holen, damit wir sie zählen können) und alles erstrahlt im fröhlichen Glanze.

Dass Georg der Reiche seine Hedwig von Burghausen (geborene von Polen) im tristen November, der besonders in mittelalterlichen Zeiten unbarmherzig kalt über die Lande herfiel, heiratete, hatte wohl die Eile aufgrund politischer Umstände als Ursache. Denn ab der Hochzeit galt Polen als starker Streiter der christlichen Welt, die erschüttert worden war, als die Türken 1453 Konstantinopel eroberten. Unter anderem setzte der Markgraf Albrecht Achilles nach Herbeifahrt der Braut viel Hoffnung in die Hochzeit, die man am 14. November 1475 unter dem Huldigungsruf "Himmel Landshut! - Tausend Landshut!" beging. Die Vermählung sollte vor allem ein Nutzen sein, für das Reich und das Christentum.

Nun ist es üblich, dass bei solchen fanfarengeschwängerten Festivitäten mindestens ein Chronist anwesend ist und mitschreibt. Derartige Aufzeichnung sind unter anderem auf der Internetseite der Landshuter Hochzeit (www.landshuter-hochzeit.de), inzwischen von Insidern "LaHo" genannt, verzeichnet.

Allerdings haben sich auch in der Neuzeit einige Schreiber ans Werk gemacht, nachgeforscht und Bücher verfasst, die immer wieder neue Details vermitteln wollen. Zum Beispiel der Autor Thomas Alexander Bauer. In seinem Buch "Feiern unter den Augen der Chronisten - Die Quellentexte zur Landshuter Fürstenhochzeit von 1475" schreibt er unter anderem, wie und wieso sich sachliche Fehler in alte Berichte einschlichen: Es fehle eine "umfassende geschichtswissenschaftliche Bearbeitung". Obwohl offensichtlich schon kurz nach der Hochzeit ein reges Interesse daran bestand. Bauer erwähnt einen "Thoman Jud von Bruckberg", der vermögend genug war, Hans Seyboldt mit einer Handschrift über die Eheschließung und ihr Drumherum zu beauftragen. Die Verbindung zwischen Jud von Bruckberg und dem Fürstenhaus, vermutet Bauer, sei offenbar recht intensiv gewesen.

Auf der digitalen Hochzeitsseite (siehe oben) erzählt das kurze Protokoll eines Schreibers beispielsweise von der Überreichung der Brautgeschenke durch den Bräutigam und dem "Versprechen von ,Liebe und Freundschaft' durch den Mund des Markgrafen" am 15. November 1457. Und vom abendlichen Tanzvergnügen, wobei die Braut allerdings durch Abwesenheit glänzte. Dafür durfte sie am Abend des 16. November ausreichend kreisen, beim Tanz mit "Kaiser und Braut".

Von der Hochzeit sind uns also viele Erinnerungen geblieben. Auch im Landshuter Rathausprunksaal, dessen Wände während seiner Renovierung (1880 bis 1882) von Münchner Künstlern mit Szenen von der Landshuter Hochzeit bemalt worden sind.

Aufgrund dieser Wandgemälde sollen die Bürger auf die Idee gekommen sein, die LaHo nachzuspielen. Und seit 1903 feiern die Landshuter und andere Niederbayern (überdies auch viele Oberbayern) alle vier Jahre - zuerst und dazwischen jedes Jahr - begeistert das historische Fest. Mancher schätzt es mehr als die Wiesn. Man kann beides durchaus vergleichen: Die Leute verkleiden sich dafür, sie laben sich im Kollektiv, sie tanzen und tirilieren und es gibt allerlei Unterhaltung. Bei der LaHo wohnen die Zuschauer den Turnieren bei oder verlustieren sich beim Tribünenfest an Wein, Weib und Gesang. Der Nutzen hierbei dürfte wohl ein anderer sein. Ein individueller, für das eigene Seelenreich.

2013 darf das Volk übrigens wieder jubeln: "Himmel Landshut! - Tausend Landshut!" Man sollte sich schon jetzt sein Sitzkissen für das Tribünenfest besorgen.