Zuversicht im Gepäck
Jugendwallfahrt zum Bogenberg bringt unserer Autorin Klarheit
12. Mai 2023, 18:25 Uhr
Eine Reise in die Welt der Gedanken - das war die Jugendwallfahrt auf den Bogenberg am vergangenen Wochenende. Unsere Autorin war mit dabei und fühlt sich nun bestärkt in einer wichtigen Entscheidung.
Stell dir vor, … du könntest im Gottesdienst deine Meinung sagen, statt einfach nur zuzuhören? Das war bei der Jugendwallfahrt auf den Bogenberg am vergangenen Samstag möglich. Am Nachmittag versammelten sich viele Jugendliche am Stadtplatz in Bogen und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Wallfahrtskirche Bogenberg. Eine davon war ich.
Während sich die Kirche füllt, fällt mir besonders eine Leinwand vor dem Altarraum ins Auge - ungewöhnlich für eine Kirche. Nach dem ersten Lied "Ist da jemand?" von Adel Tawil, tauchen wir ab in die Welt der Gedanken. Passend zum Motto "Imagine" der diesjährigen Wallfahrt. "Stell dir vor, es gäbe keine Freundschaft" wird auf der Leinwand eingeblendet. Nach kurzer Nachdenkpause erscheint ein Video-Statement der kirchlichen Jugendreferentin Veronica Schmalz und des Diözesanvorsitzenden Nicolas Süß. Als Pater Martin fragt: "Was bedeutet Jugendkirche für dich?", denke ich: "Mitmachen!" Als hätte er meine Gedanken gehört, wird eine Umfrage eingeblendet - jeder darf sein Handy rausholen, den QR-Code scannen und seinen Senf dazugeben. Eine Frage lautet: "Stell dir vor, in der Kirche bewegt sich was, was soll das sein?" Ich tippe drauflos, schnell erscheinen auf der Leinwand viele Begriffe: Frauen(quote), Weltoffenheit, Hierarchie, Gemeinschaft und Modernität stehen groß in der Mitte. Diese Themen wurden am häufigsten genannt und es motiviert, wenn Pater Paul sagt: "Man kann nicht sofort alles verändern, aber man kann anfangen!"
Zweifel hinter sich lassen und bestärkt nach vorne blicken
Für diese Motivation und um einen Überblick über das eigene Leben zu bekommen, stiegen viele Jugendliche auf den Berg hinauf, auch ich. Besonders die Frage "Stell dir vor, du kannst eine Sache verändern: Was wäre das?" hat mich zum Nachdenken gebracht. Oft scheint es so, als wären bestimmte typische Lebenswege in Stein gemeißelt und man könne nicht ausbrechen. "Bis man etwas macht, scheint es unmöglich, hat man es dann gemacht, ist es selbstverständlich", sagt Pater Martin im Gottesdienst. Genau so ging es mir vor ein paar Monaten.
Ich habe mich im Herbst 2022 dazu entschieden, nach meiner Ausbildung ein Studium zu beginnen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Gedanken, wie "Was wäre, wenn ich abbrechen würde?" hatte ich regelmäßig im Kopf - doch der Schritt, es tatsächlich zu tun, schien unmöglich. Ich stellte mir vor, andere würden schlecht darüber urteilen, ich würde keinen Job finden oder dem Abbruch in ein paar Jahren hinterhertrauern. Trotzdem hat es der Gedanke von der Vorstellung in meinem Kopf in die Realität geschafft und ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung, das Studium abgebrochen zu haben. Einen Job habe ich übrigens schnell gefunden.
Daher nehme ich von der Wallfahrt mit: Es ist viel besser zu sagen: "Ich habe es ausprobiert", statt immer nur "Stell dir vor, …" im Kopf zu haben.
Hinweis: Dieser Text stammt aus der Freistunde, der Kinder-, Jugend- und Schulredaktion der Mediengruppe Attenkofer. Für die Freistunde schreiben auch LeserInnen, die Freischreiben-AutorInnen. Mehr zur Freistunde unter freistunde.de.