Kommentar der Woche
Karriere als One-Hit-Wonder
11. Dezember 2012, 9:24 Uhr aktualisiert am 11. Dezember 2012, 9:24 Uhr
Viele Fans von Elli Erl freuten sich, als vor Kurzem wieder einmal eine Nachricht über ihr Idol, das sie seit der zweiten Staffel der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) unterstützen, in diversen Zeitungen sowie im Internet zu lesen war. Lange hörte man nichts mehr von der niederbayerischen Sängerin, die als erste und bisher einzige Frau Dieter Bohlens Casting-Show gewann.
Doch die Meldung handelt nicht von einer Konzerttour oder einem neuen Album. Nein, ganz im Gegenteil: Die Künstlerin gibt ihren Hauptberuf, das Singen, auf und ist jetzt als Realschullehrerin in Düsseldorf tätig. So schnell können sich Bühnen ändern. Vom Konzertevent hin zum strikten Klassenzimmer. Die Musik soll weiterhin in Ellis Leben eine Rolle spielen, nun aber in der Freizeit.
Doch nicht nur Elli schaffte den großen Durchbruch nach dem Sieg bei der Casting-Show DSDS nicht. Jedes Jahr aufs Neue wirbt Poptitan Dieter Bohlen für seine DSDS-Finalisten, welche laut ihm von Weltklasseformat seien und manche Songs sogar besser performen als der ursprüngliche Interpret. Dies führt für den DSDS-Gewinner, der mit einem Plattenvertrag und einer Siegprämie von 500000 Euro ausgestattet wird, meist zu einem Nummer-1-Hit. Doch bei den meisten Siegern sollte es der Letzte bleiben.
Ab dem Zeitpunkt, wenn die Mottoshows beendet sind und die erste Single erschienen ist, geht es bei den meisten nur noch abwärts.
Ihre Fangemeinde schrumpft mit der Zeit, selbst ihren erworbenen Plattenvertrag verloren viele. Nur ein Beispiel: Als Mehrzad Marashi die siebte Staffel von DSDS gewann, ersang er sich eine Facebook-Fangemeinde von über 100000 Fans, wobei man diese "Liker" nicht als echte Fans zählen kann. Seitdem verlor er jährlich Tausende an Fans und wurde von Tag zu Tag unbekannter. Nun steht er bei 4247 "Fans" - Tendenz fallend. Dass dies keine Ausnahme ist, bestätigen auch der spezielle Aufstieg und Niedergang anderer DSDS-"Superstars" wie Tobias Regner oder Thomas Godoj.
Infolgedessen versucht der Privatsender RTL die zehnjährige Jubiläumsstaffel von DSDS zu reformieren und so auch durch zwei neue Juroren an Dieter Bohlens Seite die in letzter Zeit sinkende Quote zu verbessern.
Helfen Änderungen von RTL?
Auch weitere Änderungen in Sachen Mindestalter und Frauenquote sollen vorgenommen werden. Doch was RTL bei dem neuen Konzept vernachlässigt, ist die Tatsache, dass trotz bekannterer Jury die Sänger nicht besser werden und höchstwahrscheinlich wie die bisherigen DSDS-Sieger nach ihrer ersten Single als One-Hit-Wonder in eine Schublade gepackt werden.
Die nächste Staffel wird entscheiden, ob DSDS weiterhin fortgesetzt wird oder ob die einst so erfolgreiche Casting-Show eingestellt wird. Über eins sollte sich RTL im Klaren sein: Man kann den Zuschauern über bestimmte Zeit etwas vormachen, doch früher oder später wird der Letzte erkennen, mit welcher Masche man agiert.