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Leben für den Widerstand: Jennifer Gigl über die Widerstandskämpferin Sophie Scholl
14. September 2016, 13:02 Uhr aktualisiert am 14. September 2016, 13:02 Uhr
Kein Name wird so sehr mit dem Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur Adolf Hitlers in Verbindung gebracht wie der Name Scholl. Hans und Sophie Scholl, die ihren Einsatz für die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" mit dem Leben bezahlen mussten, wirken bis heute in den Köpfen der Menschen als Beispiel für Mut und Entschlossenheit nach.
Denkt man an die Familie Scholl, kommt einem vor allem das Geschwisterpaar Hans und Sophie in den Sinn. Die beiden waren jedoch Teil einer Großfamilie, hatten noch vier weitere Geschwister, die alle zusammen in einem liberalen Elternhaus aufwuchsen. Die Eltern lebten den Kindern bereits früh vor, was es heißt, für seine Überzeugungen einzustehen. Der Vater, Robert Scholl, stellte sich bereits 1914 gegen den Krieg, als er den Dienst an der Waffe verweigerte.
Zum Streit mit den Eltern kam es anfangs häufig, als sowohl Hans als auch Sophie überzeugt von ihren Mitgliedschaften in den Jugendorganisationen, der HJ und dem BDM, waren. Sophie, die zunächst noch begeistert vom Gemeinschaftsideal der Nationalsozialisten war, trat den Ulmer Jungmädeln bei und übernahm dort schnell Führungsaufgaben. Eine junge Frau, die dem Ideal der Nationalsozialisten zu entsprechen schien. Doch bereits wenige Jahre später wurden Sophie und ihre Geschwister wegen "bündischer Umtriebe" für kurze Zeit von der Gestapo verhaftet und Sophie zweifelte immer mehr an der nationalsozialistischen Politik. Vor allem die parteigesteuerte Fremdbestimmung kollidierte zusehends mit ihrem eigenen liberalen Denken. Sie verlor ihre Führungsaufgaben und schied aus dem BDM aus.
Nach dem Abitur, das Sophie im Jahre 1940 ablegte, begann sie zunächst eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Zu ihrem Entsetzen wurde sie anschließend zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, aufgrund dessen sie erst 1942 ihr Biologie- und Philosophiestudium aufnehmen konnte. In München angekommen fand sie jedoch schnell Anschluss an den musik- und kunstinteressierten Freundeskreis ihres Bruders Hans. Die Gruppe, welche intensiv über religiöse und politische Fragen diskutierte, engagierte sich eindrucksvoll im Widerstand gegen die Regierung, indem sie Flugblätter unter dem Namen der "Weißen Rose" veröffentlichte.
Im Januar 1943 beteiligte sich Sophie an der Herstellung des 5. Flugblattes. Ihr Freund Fritz, ein Soldat, kämpfte zur gleichen Zeit in Stalingrad. Bereits zuvor hatte Sophie immer wieder auch vor Fritz betont, dass sie seine Rolle als Soldat kritisch betrachtete. Trotz aller Liebe zu ihm.
Am 18. Februar 1943 verteilte Sophie schließlich zusammen mit ihrem Bruder Hans die Flugblätter in der Münchner Universität, an der sie beide als Studenten eingeschrieben waren, und warf dabei einen Stapel der Flugblätter von einer Brüstung hinab in den Lichthof. Ein verhängnisvoller Akt. Sophie und Hans wurden entdeckt, verhaftet und sofort verhört. Konnte Sophie zunächst noch ihre Unschuld bezeugen, muss sie doch bald vor den gesammelten Beweisen einknicken.
Sophie, die letztlich ihre Mitarbeit zugeben muss, versuchte noch, ihren Bruder Hans und sich selbst als Hauptschuldige darzustellen, um ihre Freunde zu schützen. Vergebens. Auch Christoph Probst, ein Freund, wurde neben den Geschwistern zum Tode durch das Fallbeil verurteilt.
Sophie Scholl wurde nur 21 Jahre alt. Ihr Mut und ihre Willenskraft, etwas zu verändern, mag es noch so gefährlich für das eigene Leben sein, wirken aber bis heute eindrucksvoll nach.