[Frei]stunde!
Legende bleibt Legende
30. Oktober 2012, 9:35 Uhr aktualisiert am 30. Oktober 2012, 9:35 Uhr
Seit ich die Legende von der Weißen Frau gehört habe, stand fest: Irgendwann fahre ich in der Nacht in diesen Wald und suche nach ihr. Viel besser noch, wenn man das Ganze für Freistunde machen kann. So entschließen sich meine Kollegen Julia, Patrick und ich, den Forst zu erkunden. Um 18 Uhr startete die Fahrt in unser Verderben.
Kaum sind wir etwa eine Viertelstunde unterwegs, fängt Julia an zu wimmern: "Ich hab' Angst! Ich will heim!" Verständlich, wenn uns ein riskant überholender BMW fast frontal reinfährt. Deshalb erteilt sie Patrick prompt ein Überholverbot. Schließlich bestraft die Weiße Frau der Legende nach riskante Autofahrer mit einem Unfall und darauf wollen wir es nicht ankommen lassen. Als wir dem Ebersberger Forst näherkommen, schlägt die Stimmung um: Ich habe ein mulmiges Gefühl im Magen. Es ist fast so, als würde unser persönlicher Horrorfilm anlaufen: Drei Jugendliche in einem finsteren Wald und so weiter. Mit 70 Kilometern pro Stunde fahren wir in den Forst hinein. Gebannt blicke ich nach links. Ich kann die Kapelle kaum erwarten, da sehe ich sie schon. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Wir fahren erstmal nach Ebersberg, um an einer Tankstelle einen Zwischenstopp zu machen. Ich frage den Kassierer über die Legende aus. Er hört viel von der Geschichte, hält aber nichts davon. Etwas beruhigt fahren wir zurück in den Wald, um ihn zu erkunden.
Ein Atmen auf der Rückbank
Als wir ankommen der erste Schock: In der Hubertuskapelle flackert ein Licht. Laut Legende heißt das, die Weiße Frau ist nicht weit. Mit Taschenlampen bewaffnet steigen wir aus dem Auto. Wir schauen uns die Kapelle genauer an und wandern dann in den Wald hinein - ständig mit dem Gefühl, verfolgt zu werden. Patrick geht mutig voraus. Julia bricht die Aktion aus Angst schnell ab. Zusammen rennen wir zurück zum Auto. Da schreit Julia auf. Jemand habe sie angefasst und ich schwöre: Ich war's nicht. Verängstigt steigen wir ins Auto, und als wir von der Kapelle wegfahren, macht sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Dauernd fühlt es sich so an, als würde jemand neben mir auf der Rückbank sitzen. Ich glaube, ein Atmen zu spüren.
Gesehen haben wir die Weiße Frau nicht, aber wer weiß: Sie muss ja nicht täglich am Straßenrand ihren Mörder suchen.
Von David Voltz