Das erste Mal Autofahren

"Mama, jetzt chill mal!"


Eltern fällt es oft schwer, zu akzeptieren, dass ihr Kind nun nicht mehr mit dem Bobby-Car, sondern mit dem echten Auto durch die Gegend fährt.

Eltern fällt es oft schwer, zu akzeptieren, dass ihr Kind nun nicht mehr mit dem Bobby-Car, sondern mit dem echten Auto durch die Gegend fährt.

Von Redaktion idowa

Nervös springe ich von einem Fuß auf den anderen. Meine schwitzigen Hände trockne ich zum dritten Mal an einem Handtuch ab. Gleich wird mein Fahrlehrer vorfahren und mich zur ersten Fahrstunde abholen. Einige Freunde haben mir schon viel erzählt, zum Beispiel wie ich richtig mit der Kupplung umgehe.

Doch ich weiß nichts mehr von all dem, als ich den Motor des Fahrschulautos höre. Mir gelingt es schließlich dennoch, das Fahrzeug in Bewegung zu setzen und mittlerweile kann ich mit meinem rosa Zettel winken: die Bescheinigung für begleitetes Fahren mit 17 Jahren. Dieser "Übergangszettel" ist der vorläufige Führerschein.

2004 wurde dieses Projekt in Niedersachsen gestartet. Andere Bundesländer kopierten bald erfolgreich diesen Versuch. Seither haben laut Verkehrsministerium rund 380 000 Jugendliche daran teilgenommen. Sie alle haben die Fahrerlaubnis der Klasse B mit Begleitperson erhalten.

Auch meine Freundin Lisa. Sie hat sowohl ihre vorgeschriebenen zwölf Theoriestunden in der Fahrschule abgesessen, als auch die Pflichtstunden absolviert. Die Prüfungen hat sie gemeistert und darf sich jetzt schon seit knapp fünf Monaten stolze Besitzerin eines Führerscheins für begleitetes Fahren nennen.

Bei der ersten Fahrt mit dem Auto ihrer Mutter, ergab sich dann allerdings ein Problem. Frau Bauer hat zwar die vorgeschriebenen Bedingungen für eine geeignete Begleitperson erfüllt, so hat sie hat das Mindestalter von 30 Jahren längst erreicht, sie besitzt den Führerschein der Klasse B schon länger als fünf Jahre und in dem Verkehrszentralregister weist sie nur einen Punkt auf.

Ihre gemeinsame Autofahrt verlief bis zur ersten Kreuzung reibungslos. Doch ein hysterisches "STOP!" unterbrach die gute Stimmung. "Die Ampel war längst auf dunkelorange, Kind! Du musst halten!" "Mama, jetzt chill mal. Ich hätte es noch locker geschafft!" Einige Kämpfe mussten Lisa und ihre Mutter im Straßenverkehr schon ausfechten. "Es ist echt total anstrengend. Ich kann meiner Mama nichts recht machen", meint Lisa dazu. "Sie beschwert sich über jede Strecke, die ich über 30 km/h fahre. Sie traut mir zu wenig zu und macht mich selbst total unsicher durch ihre ständigen Anweisungen." Ihre Mutter aber sieht das anders: "Meine Tochter muss noch viele Erfahrungen sammeln und ich helfe ihr dabei gerne, auch wenn es oft für beide nervenaufreibend ist."

Weniger Unfälle bei Fahranfängern
Auch wenn Lisa die Prüfungen schon geschafft hat und mich die ganze Zeit versucht zu beruhigen, liegen meine Nerven bereits blank, wenn ich nur daran denke, dass ich bald vor diesem Computer im TÜV sitzen werde, meine Gesichtsfarbe auf knallrot wechselt und die Fragen, die mir in diesem Moment als unendlich viele scheinen werden, an mir vorbeirauschen.

Oder auch der Moment, wenn ich meinem Prüfer, der mit einem viel sagendem Lächeln auf unser Auto zukommt, die Hand freundlich schüttle und ich mich zitternd ans Steuer setze. Ich sehe mich jetzt schon ohne Licht und mit angezogener Handbremse aus dem TÜV fahren... Aber so schlimm kann es nicht sein, denn es haben ja schon viele vor mir geschafft.Dass die meisten jungen Autofahrer relativ sicher im Verkehr unterwegs sind, zeigt eine Studie des ADAC. Laut dieser verursachen junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren ein Viertel aller Unfälle, bei denen Personen verletzt werden. Außerdem endet jeder dritte Unfall tödlich.

Der Anteil der Führerscheinneulinge aber macht nur zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Teilnehmer des Führerscheins mit 17 begehen laut der Deutschen Verkehrswacht 22,7 Prozent weniger Verkehrsverstöße als Fahranfänger mit 18. Außerdem haben die jungen Autofahrer, die unter Aufsicht der Begleitpersonen standen, 28,5 Prozent weniger Unfälle verursacht als junge Fahrer mit 18 Jahren. Allein diese Statistiken finde ich sehr beruhigend für uns junge Fahrerinnen und Fahrer.

Mittlerweile habe ich meinen Führerschein selbst auch bestanden. Brav habe ich bei jedem Start die Kommandos meines Fahrlehrers wiederholt: 1. Einstellung des Sitzes und der Spiegel, 2. Anschnallen, 3. Schulterblick. Ich möchte mich bei allen entschuldigen, denen ich die Vorfahrt genommen habe oder in deren Einfahrt ich schwarze Bremsspuren hinterlassen habe. Ich wünsche mir meine Autofahr-Karriere unfallfrei zu bewältigen. Und ich wünsche allen viel Glück, die demnächst Prüfung haben.

Kein Alkohol am Steuer, auch für den Beifahrer
Bald werde ich meine Eltern verdonnern, mit mir als Begleitpersonen nach Österreich zu düsen. Das ist das einzige Land, indem ich zusätzlich noch mit meinem "Übergangsführerschein" fahren darf. Dazu pack' ich noch Freundinnen ein und wir finden sicherlich ein schönes Plätzchen für eine Party. Dazu würde auch etwas Alkohol gehören.

Doch nur bei dem Gedanken, schießen mir die Ermahnungen meines Fahrlehrers in den Kopf: " Fahre niemals, wenn du irgendetwas Alkoholisches zu dir genommen hast! Niemals, Anna-Maria, hörst du?!" Auch für die Begleitperson, die mit im Auto sitzt, gelten strenge Regeln. 0,5 Promille sind die Grenze. Beim Missachten dieser Verbote kann es schnell geschehen, dass man zu einem so genannten Aufbauseminar muss.

Das kostet allerdings zwischen 200 und 400 Euro und Spaß macht es auch keinem, noch mal die Fahrschulbank zu drücken. Und denkt vor dem Losfahren noch mal an die guten Ratschläge des Fahrlehrers und fahrt nicht mit angezogener Handbremse, denn da kommt ihr nicht weit!

Anna-Maria Krenz